Dane Transhimalaya Trophy 2019

Die Tour der Superlative

Es war die härteste und anspruchsvollste Trophy, die wir die letzten sieben Jahre gefahren sind:

Die drei härtesten Tagesetappen am Stück, die höchsten Schneewände, die tiefsten Flussdurchfahrten, die größten Temperaturunterschiede, die doppelte Befahrung des höchsten mit Motorrädern befahrbaren Passes der Welt, die Ersterkundung des Nubratals an der Grenze zum Karakorum, die brutalste und herausfordernste Rückreise aus Ladakh!

Eine Tour, die Mensch und Maschine an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht hat.

Es begann alles harmlos: das Wetter war schön, der Monsun war noch nicht hereingebrochen, die Temperaturen schienen zunächst optimal. Erstmals bestand die Möglichkeit, die große Transhimalaya Durchquerung von Shimla bis zum Khardung La über die anspruchsvollste Route zu fahren: Über das berüchtigte Spiti Tal, das uns 2016 mit Erdrutschen am Durchfahren gehindert hatte und das wir 2018 wegen starker Regenfälle umfahren mussten.

Tag 1: Sonntag, 7. Juli 2019

München – Dehli (6000 KM)

Die Lufthansa fliegt täglich von München um 12:15 Uhr nach Delhi. Der Flug dauert ca. 7:30 Stunden. In Delhi geht die Sonne 3 ½ Stunden früher unter. Bei der Landung zeigt die Uhr noch 19:45 Uhr Münchner Zeit, vor Ort ist es bereits 23:15 Uhr.

Mr Moti, unser langjähriger Tourguide, erwartet unsere Münchner Truppe bereits am Flughafen. 2019 sind 18 Teilnehmer dabei. Er bringt uns ins das Ashok Country Resort. Die Nacht wird kurz. Ab ins Hotel und ins Bett. Wecken 5:30 Uhr.

Tag 2: Montag, 8. Juli 2019

Delhi – Shimla (340 km)

Der Bus bringt uns durch das erwachende Delhi (216 m) zum Hauptbahnhof. Um 7:40 Uhr fahren wir mit dem Schnell-Zug in 4 Stunden bis Kalka (670 m) und steigen dann um in die Schmalspurbahn nach Shimla. Die Bahn erklimmt in gemächlichem Tempo 1450 Höhenmeter.

Am Abend erreichen wir die Hauptstadt von Himachal Pradesh auf 2100 Meter mit 170.000 Einwohnern. Kleinbusse bringen uns ins Hotel Eastbourne zum Abendessen.

Tag 3: Dienstag, 9. Juli 2019

Shimla – Sarahan (170 km)

Das Wetter ist perfekt. Angenehme 18° C, trocken.

Am Morgen starten wir mit unseren Royal Enfields (überwiegend Himalayans, vereinzelt noch Bullets) durch das Gewusel der Großstadt und gewöhnen uns an Linksverkehr und indische Verkehrsregeln: Der Stärkere hat Vorfahrt, absolute Vorfahrt haben heiligen Kühe, die Hupe ist wichtiger als der Blinker!.

Allmählich wird der Verkehr ruhiger. Wir cruisen durch die Kiefernwälder nach Narkand (KM 60, 2770 HM), von dort kurven wir hinunter zu unserem Reisebegleiter der nächsten Tage, dem Fluss Satluj (auch Sutlej oder Satlej;) und folgen ihm bis Jeori (KM 143, 1400 HM).

Hinauf nach Sarahan (2100 HM) haben wir dieses Jahr zwei Alternativen im Angebot: Die klassische Route ist nach Fertigstellung der Brücke wieder über Asphalt befahrbar, für die, die schon mal Schotter testen mögen, bieten wir die Auffahrt über Schotter an. Gemeinsam kommen wir am Nachmittag in Sarahan an.

Gegen 16 Uhr besichtigen wir den ersten kulturellen Höhepunkt, den Bhimakali Tempel.

Tag 4: Mittwoch, 10. Juli 2019

Sarahan – Kalpa (Hindustan-Tibet-Straße) (120 km)

Zunächst fahren wir von 2200 m wieder hinab nach Jeori auf 1400 m und folgen nun dem Flusslauf des Satluj auf der legendären Hindustan-Tibet-Straße in das Kinnaur Tal.

Fasziniert folgen wir den herrlichen Kurven durch die in den Fels gemeißelten Straße über dem Fluss. Immer wieder halten wir staunend an, um den Bau dieser in den Fels gebauten Straße zu bewundern. Die Straße wurde um 1850 von Hand und ohne die Hilfe moderner Maschinen gebaut. Welche Meisterleistung!

Der größte Teil der Hindustan-Tibet-Straße führt durch das Kinnaur-Tal. Sie führt am Ufer des Flusses Satluj entlang und gelangt schließlich am Shipki La Pass nach Tibet.

Reckong Peo, der Hauptsitz des Distrikts Kinnaur, liegt etwa 235 km von der Landeshauptstadt Shimla entfernt.  Der Bezirk wurde 1989 für Ausländer und die Außenwelt eröffnet. Der britische Generalgouverneur von Indien, Lord Dalhousie (1848-1856), ließ im Juni 1850 den Bau der Hindustan Tibet Road in Auftrag geben.

Nach einer Teepause in der Nähe des riesigen Wasserkraftwerks Nathpa Jhakri, eines  nähern wir uns dem heutigen Tagesziel Kalpa.

Bevor wir in das Hotel hochfahren können, müssen wir den Checkpoint in Kalpa für das Inner Border Permission aufsuchen. Da das Büro nachmittags nicht permanent besetzt ist, müssen wir bis um die Mittagszeit in Kalpa eintreffen.

Ausländer, die die Schutzgebiete von Lahaul & Spiti Valley und Kinnaur besuchen möchten, müssen die Genehmigung hier einholen. Wir müssen uns registrieren lassen, da die Region direkt an Tibet und damit an China grenzt.

Die Pässe werden eingesammelt und die Teilnehmer einzeln in das Kontrollbüro einbestellt. Die Prozedur dauert ca. eineinhalb Stunden.

Anschließend geht es über Serpentinen hoch in das Hotel direkt gegenüber des Kinnaur Kailash, der sich dieses Jahr in voller Pracht zeigt. Seine Pyramidenform erinnert an das Matterhorn.

Kurz vor dem Hotel passiert Denny ein Missgeschick: Es geht im 180° Bogen in die steile Hotelauffahrt. Denny bleibt hinter seinem Vordermann stehen und zwar maximal rechts. Er setzt seinen rechten Fuß neben das Bankett und da gibt es keine Halten mehr: Er verliert das Gleichgewicht und stürzt samt der 180 kg schweren Bullet den Hang hinunter.

Glücklicherweise bleibt die Maschine liegen und kullert nicht weiter wie Denny. Er kommt mit dem Schrecken und einer Schulterprellung davon. Mit vereinten Kräften heben die zu Hilfe eilenden Kameraden die Enfield wieder auf die Straße.

Denny erholt sich rasch wieder vom Schreck und kann am nächsten Tag weiterfahren.

Nach dem Mittagessen erkunden die einen die Gegend zu Fuß, die anderen mit dem Motorrad und entdecken dabei ein Seitental, dass so spektakulär zerklüftet ist, dass wir es tags darauf zusammen erkunden.

Tag 5: Donnerstag, 11. Juli 2019

Kalpa – Kaza (240 km)

Nach Erkundung des Seitentals fahren wir wieder hinab zum Satlej. Die Schlucht, in der sich der Fluss eingräbt, wird immer enger. Wir folgen ihr bis zum Khab Sangam, dem Zusammenfluss von Spiti River und Satlej. Wir fahren nun hinein in das Spiti Valley. Die Straße schmiegt sich zunächst den Felsen an, um schließlich in unzähligen Serpentinen hinauf in das Dorf Nako zu führen. Die Aussicht in die Spiti Schlucht ist gigantisch. Die Gruppe zieht es auseinander. Die Fotografen bannen jedes Fotomotiv auf den Sensor. Die Biker, die den Flow des Dahingleitens lieben, fliegen den Berg hinauf.

Und plötzlich ist die Gruppe getrennt: Eine Sprengung stoppt die Fotografen. Straßenbautrupps sind wieder unterwegs und reparieren die im letzten Winter arg mitgenommene Piste. Nach ca. eineinhalb Stunden startet die Aufholjagd. Dabei wird Sandra beim Überholen von einem plötzlich ausscherenden Pickup abgeschossen, fliegt den Berg 5 m rauf und der Schwerkraft folgend wieder herunter. Die Bullet landet auf dem Fuß, der nach Augenzeugenbericht eingequetscht wird, bis die Helfer die Ärmste von der schweren Last befreiten. Sie helfen ihr in den Begleitbus und bringen sie nach Nako zum Lunchtreffpunkt.

Sandra ist tapfer. Sie humpelt, gestützt auf ihren Mann in das Lokal. Ibuprofen lindert den Schmerz. Im Begleitbus geht es weiter – nonstop – bis zu unserem Quartier in Kaza. Auf den Besuch des weltberühmten Klosters Tabo verzichtet Sandra und fährt direkt ins Quartier. Nach vorsichtiger Entfernung des Schuhs blüht die Schwellung über dem Außenknöchel auf. Die Untersuchung zeigt, dass der Außenbandapparat des Sprunggelenks der einwirkenden Gewalt nicht standgehalten hat. Wie sich später zeigen wird, sind die Außenbänder knöchern ausgerissen. Voltarensalbe und Bandage stabilisieren das Sprunggelenk.

Tag 6: Freitag, 12. Juli 2019
Kaza – Jispa (209 km)

Wir starten früh. Die Luft ist noch kühl. Zunächst hinauf nach Kibber, dem höchst gelegenen Dorf Indiens auf 4270 m. Von dort geht es über die Chicham Brücke, die höchst gelegene Brücke Asiens. Sie führt über den Samba Lamba Nallah Canyon. Sie verkürzt die Reise von Kibber nach Losar um 40 km.

Die gut ausgebaute Straße führt zunächst über eine Hochebene mit herrlichem Ausblick um die umliegenden 6000er.

In Losar mündet die Straße wieder auf die frühere Hauptverbindungsachse von Kaza Richtung Manali-Leh-Highyway. Auf unbefestiger Straße erklimmen wir über zig Kehren den Kunzum La auf 4590 m.

Wir verweilen kurz an der Tempelanlage mit den Chörten, bevor wir in sensationellen Kehren führt die abenteuerliche Straße hinab zum Oberlauf des Chandra Flusses. Die Passstraße verbindet somit den westlichen Teil (Lahaul) mit dem östlichen Teil Spiti des Distrikts Lahaul und Spiti.

Wir folgen nun dem Chandra Fluss. Ab hier wird die Strecke zunehmend anspruchsvoller. Die Straße mutet zunehmend mehr als Flussbett an, das mit einsetzender Schneeschmelze gegen Mittag zunehmend geflutet wird. Der Untergrund ist von großen runden Steinen gepflastert und fordert höchste Konzentration. Schließlich führt die Straße wieder am Hang entlang, sodass mehrere Wasserfälle zu durchqueren sind.

Erst dort, wo die Straße auf den Manali-Leh-Highway auf der Nordseite des Rohtang Passes einmündet, gelangt man wieder auf Asphalt. Bis dahin liegen 100 km anspruchsvolle Offroadpiste hinter uns. Wir sammeln uns wieder am Checkposten in Khoksar. Von dort geht es nun auf einer gut ausgebauten Straße immer dem Chandra folgend bis nach Tandi, wo sich der Chandra mit dem aus Fluss Bhaga zum Chandrabhaga vereinigt. Ab Tandi folgen wir dem Bhage flussaufwärts über Keylong bis nach Jispa, unserem heutigen Tagesziel.

Tag 7:  Samstag, 13. Juli 2019

Jispa – Tsokar (220 km)

Nun geht es in das Land der hohen Pässe nach Ladakh. Bei herrlichem Wetter brechen wir auf zum ersten fast 5000er, dem Baralacha La auf 4850 m. Nach Passieren des Checkpoints in Darcha folgen wir dem Manali-Leh-Highway zunächst bist Patso. Dort findet sich ein wunderschöner, von Gletschern gespeister See, der jedes Jahr den einen oder anderen dazu verleitet, der Gruppe zu demonstrieren, was ein eiskalter Hund ist. Dieses Jahr finden sich sogar zwei, die in diesem eiskalten Gletschersee schwimmen gehen.

Nach dieser Abfrischung geht es hinauf zur Teepause an die Zing Zing Bar. In all den Jahren war dieser Streckenabschnitt völlig harmlos. Doch im vergangenen Winter fiel im Himalaya ähnlich wie in den Alpen so viel Schnee, dass dieser die an sich gut geteerte Straße aufgebrochen und sie auf mehrere hundert Meter zu einem wilden Flussbett verwandelt hat.

Plötzlich stehen wir in einem ewig langen Stau aus PKWs, LKWs und Bussen. Mit unseren Motorrädern gelingt es zwar bis nach vorne zu fahren, doch dann geht plötzlich nichts mehr. Die Fahrrinne wird durch ein festsitzendes Fahrzeug komplett blockiert.

Es dauert insgesamt fast 1 ½ Stunden bis das Fahrzeug mit vereinten Kräften über die groben Felsbrocken gehoben und geschoben ist, doch dann folgt ein riesiger Militärkonvoi, den wir passieren lassen müssen, bis wir endlich Richtung Zing Zing Bar weiterfahren können. Eine Zeitlang geht es flüssig dahin, bis hinter einer Kurve ein völlig zerstörte Enflield zwischen den Felsblöcken am Rande der Straße liegt, das gerade geborgen wird. Gerd aus München steht völlig unverletzt daneben. Auf die Frage, wie das passieren konnte, erklärt er, er sei um die Kurve gekommen, habe ein grandioses Fotomotiv im Blick gehabt und darüber vergessen, sich auf die Fahrbahn zu konzentrieren. So sei die Enfield in Kurvenlage solange weitergefahren, bis sie schließlich die Fahrbahn verlassen hatte. Sie hat ihn noch rechtzeitig abgeworfen, bevor sie sich an den angrenzenden Felsbrocken selbst zerstört hat. Totalschaden. Da wir immer Ersatzmotorräder dabei haben, konnte der Unglückliche auf einer anderen Maschine weiterfahren. Der Tag stand unter keinem guten Stern. Das sollte erst der Anfang sein.

Während wir uns dem ersten fast 5000er Pass, dem Baracha La mit 4850 m nähern, staune ich: Mitte Juli fahren wir ab 4700 m durch meterhohe Schneewände wie wir sie noch nie vorher um diese Jahreszeit gesehen hatten.

Auf dem Pass bemerkt Harald, dass er bereits mit Müdigkeit zu kämpfen hat. Er hat keine Lust mehr, den Helm abzunehmen für ein Gipfelfoto. Er bekommt zunehmend Konzentrationsprobleme bei der Abfahrt nach Sarchu, dem nächsten Checkpoint auf dem Weg nach Ladakh. Plötzlich bleibt er am Straßenrand stehen. Er bittet Titus, ihm vor zu fahren. Aber nach ein paar Kilometern ist endgültig Schluss. Er stellt die Enfield am Straßenrand ab. Er ist fix und fertig und wechselt in den Begleitbus. Am Checkpoint untersuche ich ihn. Er hat erste Zeichen einer Höhenkrankheit: Er bekommt Sauerstoff und Diamox.

Ich begleite den Bus über die nächsten 5000er, den Nakee La und den Lachulung La bis nach Pang. Khem, einer unserer Guides von Motorcycle Expeditions haben bereits ein Taxi besorgt, das unsere angeschlagenen Helden direkt nach Leh bringen soll.

Mittlerweile leiden auch Arne, unser junger Freund aus dem hohen Norden, und Axel, Hotelier des Tourenfahrerhotels Sassor im Ederbergland, an Übelkeit, Kopfschmerzen.

Im Ersten-Hilfe-Zelt in Pang ist die Sauerstättigung schon unter 80% gefallen, sodass wir Arne und Axel auch zu Harald und seiner Frau Sandra in das Taxi setzen. Sandras Sprunggelenk schwillt auch immer wieder an, sodass ich sie in Leh röntgen lassen möchte, um eine Fraktur auszuschließen.

Ich habe noch ein Problem: Wir haben zwei Sauerstoffflaschen im Bus. Die erste ist leer. Die zweite brauche ich für Notfälle, da wir an diesem Tag mit dem Rest der Truppe in Tso Kar auf 4541 m übernachten werden. Und es wäre nicht das erste Mal, dass einem dieses Nachtlager in der Höhe Probleme bereitet. So hatte das vergangene Jahr mein Freund und ärztlicher Kollege Ingo mehrere Stunden stärkste Kopfschmerzen und alle Anzeichen eines beginnenden Höhenödems, das er medikamentös gerade noch so in den Begriff bekam.

Also machten sich Sandra und Harald, Arne und Axel ohne Sauerstoff mit dem Taxi auf direktem Weg nach Leh. Ich entschied, bei der Truppe wegen des nicht ungefährlichen Nachtlagers mit einer Sauerstoffflasche zu bleiben. Für 2019 die falsche Entscheidung! Denn während dieses Mal die Nacht in Tso Kar alle ohne größere Probleme überstanden – von einer gewissen Schlaflosigkeit und leichteren Kopfschmerzen einmal abgesehen -, entwickelte sich die Taxifahrt nach Leh mit Khem, unserem erfahrenen Tourguide zu einem Wettlauf mit der Zeit. Auf der Fahrt ging es zunächst Axel immer schlechter. Er musste sich mehrfach übergeben. Aber nach Passieren des höchsten Passes Richtung Leh, dem Tanglang La 5360 m, brach Harald ein und entwickelte ein Höhenlungenödem, sodass er das rettende höchste Militärlazarett in Karu gerade noch in letzter Minute erreichte. Unterwegs hatte Khem noch eine kleine Sauerstoffflasche aufgetan, die Harald in kürzester Zeit inhaliert hatte. Doch er bekam immer weniger Luft. Seine Lungenbläschen füllten sich allmählich mit Flüssigkeit aus den Blutkapillaren. Bei der Höhenkrankheit verändert sich allmählich die Durchlässigkeit der Blutgefäße, sodass vermehrt Flüssigkeit in die Umgebung austreten kann, was in der Lunge zur Flüssigkeitsansammlung in den Lungenbläschen führt und im Hirn zur Schwellung des Gehirns, das in der harten Hirnschale zunehmend eingequetscht wird.

Der Militärarzt versorgte Harald sofort mit Sauerstoff, erhob eine detaillierte Anamnese, erkundigte sich nach bereits verabreichten Medikamenten und injizierte ihm schließlich nochmals Diamox, Kortison und ein Diuretikum zum Ausschwemmen der Flüssigkeit. Nachdem Harald soweit wieder stabilisiert war, konnte die Fahrt in das Krankenhaus nach Leh fortgesetzt werden.

Unsere Höhenkranken erhielten dort ein Bett und Sauerstoff, nachdem sie von einer diensthabenden Ärzte kurz aufgenommen und auf die Touristenstation verlegt worden waren. Sandra war so großzügig und entließ Khem, der sich hervorragend um die Kranken gekümmert hatte, gegen Mitternacht in die Nachtruhe und wachte über den Sauerstoff für unsere Patienten. Sobald eine der drei Flaschen wieder gewechselt werden musste, informierte sie die Krankenschwester. Morgens erschien dann wieder Khem mit Frühstück. Da am Sonntag nur ein Arzt für Notfälle im Krankenhaus zur Verfügung stand, entschied sich unser Lazarett, auf eigene Verantwortung das Krankenhaus zu verlassen, und sich wieder in meine Obhut ins Hotel zu begeben, weil sie davon ausgingen, dass wir mittlerweile auch im Hotel eingetroffen sein müssten.

Tag 8: Sonntag, 14. Juli 2019

Tso Kar – Leh  (153 km)

Wie schon oben erwähnt, verlief die Nacht in Tso Kar ohne größere Komplikationen. Der eine oder andere hatte zwar wenig und schlecht geschlafen.

Aber die beste Therapie ist tatsächlich, rauf aufs Motorrad. Der Fahrtwind macht munter und presst Sauerstoff in die Lungen. Es war kalt, wir starten bei unter 10° C Richtung Tanglang La. Und es wird immer kälter. Als wir auf dem Tanglang La ankommen, liegt ringsherum Schnee.

Auch ein Novum in 7 Jahren Transhimalaya Trophy. Nach einem warmen Tee geht es hinab in das Industal. Nur langsam wird es wieder wärmer. Sven, von Beruf Geologe, ist fasziniert, von den roten Felstürmen, die sich beim Durchfahren der Schlucht kurz vor Upshi auftun.

Nach Passieren des Checkpoints cruisen wir auf einer gut ausgebauten Straße vorbei am riesigen Militärlager in Karu, in dem in der vergangenen Nacht Harald so hervorragend versorgt worden ist, Richtung Thiksey. Das Thiksey Kloster ist eines der bedeutendsten buddhistischen Klöster im Industal und lädt immer ein zu einer Besichtigung.

Anschließend brechen wir auf nah Leh, um im Hotel wieder auf Sandra und Harald, Axel und Arne sowie Khem zu treffen. Es sind alle wieder wohl auf. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung, um sich in der Stadt umzusehen. Die Fußgängerzone – einige Jahre wegen „Beautification“ eine riesige Baustelle, ist mittlerweile fertig und gut gefüllt. Am Straßenrand bieten einheimische Bäuerinnen aus dem Umland ihre Salate und Gemüsesorten feil.

Es reiht sich Geschäft an Geschäft. Souvenirläden, Handyshops, Reisebüros, Buchläden, Restaurants. Leh ist das touristische Outdoorzentrum für Bergsteiger, Mountainbiker, Kajak- und Raftingbegeisterte und natürlich Motorradfahrer und sonstige Abenteurer.

Wie schon eingangs erwähnt, haben wir aufgrund der politischen Spannungen in Kashmir die Route dahin umgeplant, dass wir am nächsten Tag den höchsten mit Motorfahrzeugen befahrbaren Pass der Erde, den Khardung La (offiziell 5602 m) überfahren möchten, um in das Nubratal zu gelangen. Natürlich ist der Khardung La für Motorradfahrer so etwas wie der Mount Everest für Bergsteiger. Es ist für viele das Sehnsuchtsziel dieser Reise. Deshalb fällt es mir immer wieder schwer, Teilnehmern, die von der Höhenkrankheit gerade wieder genesen sind, zu erklären, dass für sie dieses Ziel tabu ist und sie einen Rückfall riskieren. Auch dieses Jahr kostete es viel Überredungskunst, Axel und Arne zu überreden, auf dieses Traumziel zu verzichten.

Tag 9: Montag, 15. Juli 2019

Leh – Hunder (120 km)

Nur noch 12 von 18 Teilnehmern machen sich auf den Weg zum Khardung La, bald werden wir noch zu 11 in das Nubratal abfahren. Der Blick auf den Pass verheißt nichts Gutes. Es droht zu regnen. Graue Wolken hängen tief. Es wird kälter und kälter. Als wir das Dach der Welt erreichen, stehen wir im Schneesturm. Ein paar erklimmen mit mir die Aussichtsplattform über schrofiges Gestein, das tückisch glatt durch den Schnee ist. Kein wirtlicher Ort an diesem Tag. Ich verzichte auf einen weiter Anstieg zum nahegelegenen Gipfel wie letztes Jahr und schaue, dass ich zurückkomme. Diese kurze Höhenkletterei hatte ich Denny versprochen, weil er mit Freunden Udo und Paul von der Himalaya Trophy 2016 eine Kilimandscharo-Besteigung plant.  Denny war neben Sven einer der 2016 Teilnehmer, denen es keine Ruhe gelassen hatte, dass sie den „Gipfelsieg“ damals verpasst hatten. Sie wollten es nochmal wissen. Und die Götter waren ihnen hold. Beide standen 2019 auf dem Khardung La. Allerdings hatte Denny, ein guttrainierter Radfahrer, hatte bereits am Tso Kar erfahren, was für ihn Höhe bedeutet: Er hatte immer wieder Atemnot und konnte die Nacht kaum schlafen. Jetzt sollte er erleben, wie es sich auf über 5000 m anfühlt, einen schrofigen Weg hochzusteigen. Es gelang ihm ganz ordentlich.

Aber psychisch war er diesem plötzlichen Wettersturz nicht gewachsen. Am Khardung La brach er die Tour ab und kehrte sofort um Richtung Leh, weil er befürchtete, möglicherweise im Nubratal eingeschlossen zu werden, weil er den Pass am nächsten Tag nicht mehr queren könnte. Alles Zureden half nichts. Der Pass würde – wenn überhaupt nur für wenige Stunden geschlossen, dann hätte ihn das Militär wieder frei geräumt. Er wollte unbedingt umkehren.

Der Rest kämpfte sich im Nebel und Schneetreiben auf der Nordseite den Pass hinunter Richtung Nubra Tal. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Standen wir vor wenigen Stunden noch im Schneesturm auf dem Khardung La, fanden wir kurz darauf zunächst in einer grünen Oase am Fluss Shyok beim Lunch wieder.

Am Nachmittag besichtigten wir das Kloster Diskit, bevor wir in das Luxuscamp nach Hunder weiterfahren und dort am späten Nachmittag bei schönsten Wetter in kurzen Hosen zwischen Kamelen über die Sanddünen wandern.

Jens war beim Rest der Truppe in Leh geblieben. Sie besichtigten am Nachmittag das berühmteste Kloster in Ladakh: Kloster Hemis.

Tag 10: Dienstag, 16. Juli 2019

Hunder – Leh (120 km)

Was für eine Wende: Heute präsentiert sich der Khardung La bei schönstem Wetter, eingetaucht in herrliches Weiß, das so wunderbar mit dem blauem Himmel harmoniert, wie unser schönes weiß und blau in meiner bayrischen Heimat. Was für ein Blick zurück in dieses wunderschöne Nubratal und hinüber in die hohen Berge des Karakorums jeseits der Grenze. Endlich dieses Nubratal – mein Tal der Sehnsucht erreicht zu haben, lässt mich die Schweiz Indiens, Kashmir, vergessen. Wie glücklich die Entscheidung war, dieses Jahr nicht weiterzureisen nach Kashmir, sollte sich noch zeigen.

Zurück in Leh genossen wir den Nachmittag nochmals in der Stadt.

Tag 11: Mittwoch, 17. Juli 2019

Leh – Lamayuru (115 km)

Bei schönem Wetter begeben wir uns auf den Leh-Srinagar-Highway. Dieser ist bestens ausgebaut und bietet doch so herrliche Ausblicke wie hier an der Mündung des Zanskar in den Indus.

Bei Kalatse verlassen wir den Indus und folgen dem Yapola (auch Wanla) flussaufwärts in das Moon Valley. Darüber thront das sagenhafte Kloster Lamayuru. Nach dem Mittagessen machen wir einen Ausflug in die sagenumwobene Hanupatta-Schlucht.

Sie liegt auf dem Trek in das Zanskar nach Photoskar Richtum Padum. Tief beeindruckt kehren wir nach Lamayuru zurück.

Tag 12: Donnerstag, 18. Juli 2019

Lamayuru – Leh (115 km)

Vor dem Frühstück führe ich die Gruppe noch auf einen Aussichtspunkt über dem Kloster Lamayuru, von wo aus wir das ganze Moon Valley vor uns liegen haben.

Nachdem Frühstück cruisen wir gemütlich zurück nach Leh und lassen dort die Reise bei einem gemeinsamen Abendessen mit unserer Motorcycle-Crew ausklingen. Jetzt heißt es packen. Morgen soll es mit dem Flugzeug zurück nach Dehli gehen.

Tag 13: Freitag, 19. Juli 2019

Leh – Manali (473 km)

5 Uhr Frühstück. Auf zum Flughafen. Regen. Geplanter Abflug 7:40 Uhr. Der Flughafen ist gefüllt mit Reisegruppen, die Ladakh heute verlassen wollen. Viele haben wie ich in der kommenden Nacht einen Rückflug nach Europa gebucht. Es wird 8 Uhr, es wird 9 Uhr. Es wabern Gerüchte durch die Flughalle, dass kein Flugzeug landet oder abhebt, solange es regnet. Plötzlich Aufregung am Gate. Ein Flugzeug soll fliegen. Fehlalarm. Gegen Mittag reift allmählich die Gewissheit, dass heute kein Flugzeug mehr fliegt. Einige wollen mit dem Taxi nach Srinagar, um von dort vielleicht nach Delhi fliegen zu können. Was für ein Wahnwitz: Wir haben die Route eigens aus Sicherheitsgründen so geplant, um diese Konfliktregion zu meiden, insbesondere weil das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgesprochen hatte. Wir kehren ins Hotel zurück. Chaos. Im 15 Minuten Takt neue Gerüchte: Die nächsten Tage gehen keine Flüge raus. Plötzlich morgen geht ein Flug, nur noch wenige Plätze frei. Unsere Gruppe ist in Auflösung begriffen: Die ersten versuchen über Angehörige in Deutschland Flüge zu buchen. Was nicht gelingt. Wie ich von meiner Tochter erfahre, sind laut Internet unsere Flüge zwischen Leh und Delhi planmäßig unterwegs, andere berichten, dass über das Internet dass die Rechner während des Buchungsversuches plötzlich abbricht.

Adalbert aus Regensburg wird es irgendwann zu bunt: Er bestellt ein Taxi und begibt sich auf dem Landweg nach Delhi; er bietet Interessenten an mitzufahren. Es bildet sich die erste Gruppe und fährt mit dem Taxi nach Delhi. Wir warten zu. Aber auch unser Guide, der ständig mit dem Büro in Manali telefoniert, kann uns keine verbindliche Auskunft geben, wann wir einen Flug von Leh nach Delhi bekommen können. Schließlich bilden sich bis Nachmittag um 15 Uhr zwei weitere Gruppen, die ein Taxi chartern.

Einige entschließen sich, in Leh auszuharren. Sie haben keine Eile, weil ihre Interkontinentalflüge erst in den nächsten Tagen nach Europa gebucht sind. Sie wollten ursprünglich noch etwas Sightseeing in Indien machen.

Sie werden schließlich 3 Tage später am Montag, den 22. Juli 2019 von Leh nach Delhi fliegen. Sandra und Harald bleiben auch zurück, weil sie das Risiko einer Überlandfahrt zurück über die hohen Pässe nicht mehr eingehen wollen.

Für unsere Gruppen beginnt das Abenteuer um 15.30 Uhr. Zwei Taxis holen uns ab. Sie tanken kurz hinter Leh. Und dann geht es in einer abenteuerlichen Nachtfahrt über den Leh-Manali-Highway in einem Zug zurück bis Manali: 473 km über Tanglang La 5365 m, Lanchulung La 5065 m, Nakee La 4750 m, Baracha La 4850m, Rohtang La 3980 m nonstop, die Strecke, die wir sonst in 3-4 Tagen gefahren sind,  in einer einzigen Nacht.

Ich saß auf dem Beifahrersitz. Ich machte kaum ein Auge zu. Ich kenne die Strecke mittlerweile in- und auswendig. Angespannt warte ich auf die Passagen, wo die Autos aufsaßen und nicht mehr weiter konnten.  Was uns zu Beginn der Nachtfahrt nervös macht, war die Tatsache, dass unser Fahrer schon am späten Nachmittag begonnen hatte, sich die Augen zu reiben, so als ob er bereits jetzt mit Müdigkeit zu kämpfen hätte. Ich hatte ihm angeboten, ihn abzulösen, falls er zu müde werden sollte. Doch welch ein Wunder: Er fuhr herausragend über Stock, Fels und Stein und wir erreichten im Morgengrauen Manali.

Tag 14: Samstag, 20. Juli 2019

Manali – Delhi (530 km)

6.00 Uhr morgens; Die nächsten Taxis stehen bereit. Wir laden um. Und weiter geht es in den Tag hinein. Und wir fahren und fahren. Nochmals 290 km Kurven über Kurven aus den Bergen hinaus nach Chandigarh. Nordindien im Schnelldurchlauf. Gegen Nachmittag kommt der Verkehr auf der sechsspurigen Autobahn Richtung Delhi mehrmals ins Stocken, sodass wieder Bedenken aufkommen, ob wir die umgebuchten Interkontinentalflüge noch erreichen würden.

Doch es wurde alles gut. Gegen 19.30 Uhr erreichten wir unser Hotel in Dehli. Die Zeit reichte noch, um zu duschen, eine Kleinigkeit zu essen, sich zu verabschieden. Um 21.30 Uhr ging es zum internationalen Indira-Gandhi-Flughafen nach Delhi.

Tag 15: Sonntag, 21. Juli 2019

Delhi – München

Mit 24 Stunden Verspätung landeten die ersten, die über München nach Deutschland zurückreisten, wieder auf heimischen Boden. Was für ein Abenteuer. Die siebte Dane Transhimalaya Trophy hatte alles getoppt, was ich bisher seit 2013 auf dieser Tour erleben durfte.

Nachtrag:

Am 5. August um 8.00 Uhr morgens erreichte Deutschland die Meldung, dass die Lage in Kashmir zu eskalieren droht. Sämtliche Telefon- und Internetverbindungen wurden gekappt. Panik brach aus. Touristen kamen tagelang nicht weg.

Am 3. Oktober 2019 habe ich mit den beiden Teilnehmern nochmals telefoniert, die es am härtesten bei dieser Tour getroffen hatte:

Sandra und Harald

Zur Erinnerung: Sandra wurde von einem indischen Pickup von der Straße gefegt und hatte sich den Außenknöchel gebrochen, Harald wäre ums Haar an einem Lungenödem erstickt. Ich wollte wissen, wie sie diese Reise nach fast drei Monaten beurteilen.

Beide waren sich einig: Diese Reise möchten sie nicht missen. Im Nachgang überwiegen schon jetzt die positiven Erinnerungen. Beide haben es nicht bereut, diese großartige Reise auf das Dach der Welt mitgemacht zu haben.

Und mit dieser Einschätzung sind sie nicht allein:

Reinhard:

„Ich fand die Tour absolut genial, auch wenn Abschnitte dabei waren, die nicht immer pure  Freude waren.“

Weitere Informationen zu dieser Reise:

Himalaya
Indien
Dehli
Himachal Pradesh
Ladakh
Kashmir
Buddhismus
Hinduismus

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Dane Transhimalaya Trophy 2018

Sommer in Deutschland – Hitze – 38°. – Sonne. Sommer im indischen Himalaya – Kühle – 20° – Regen. Wir verlassen Delhi im Schnellzug nach Kalka am 6. August. Es regnet. Die Auffahrt von Kalka nach Shimla in der Schmalspurbahn versinkt in den Nebelschwaden.
Am 7. August beginnt der Versuch, die Transhimalaya Trophy von Shimla über das Spiti Valley nach Leh bis auf den Khardung La und weiter bis nach Srinagar in Kashmir zu meistern. 2016 blieben mir in Schlammlawinen stecken.
Der Wetterbericht verheißt seit Wochen nichts Gutes. 2018 drohen aufgrund der anhaltenden Regenfälle gesperrte Straßen wegen Murenabgängen.
Wir werden sehen.

7. August 2018
Der Vormittag  bleibt zunächst trocken. Wir wuseln durch den indischen Verkehr hinaus aus Shimla Richtung Narkand auf der NH 505. Tiefe Wolken hängen über den grünen Bergen. Wir gelangen in das Tal des Satluj und schwingen an seinem Ufer entlang. Die Straßen sind gut ausgebaut. Allmählich beginnt es wieder zu regnen.
Immer heftiger.
Sarahan, unser Tagesziel liegt 800 m über dem Fluss. Die Hauptstraße hinauf ist wegen eines Brückeneinsturzes gesperrt. Wir müssen auf eine einspurige, kurvige, unbefestigten Weg ausweichen. Steil, eng, und tief verschlammt, Gegenverkehr: Glücklich, wer schon etwas Erfahrung auf solchem Untergrund mitbringt. Für die, die noch nicht vertraut sind mit schlammigen Grawelroads, steigt der Stresspegel.
Jürgen ist froh, dass ein Baum den Absturz ins Tal verhindert. Er klemmt seine Enfield auf dem glitschigen Untergrund zwischen Abgrund und Baum fest und wartet, bis ihm Tourarzt Ingo zur Hilfe eilt und ihn aus der misslichen Situation befreit.
Eva verfährt sich und muss auf der engen, schlammigen Piste wenden. Doch Helfer sind schnell zur Stelle.
Marianne testet schon mal, wie schön sich ihre Enni im Schlamm ablegen lässt.
Aber schließlich kommen alle Heil im Wallfahrtsort der Hindus am Bhimkali-Tempel Sarahans an.

 

Sarahan ist das Tor zum Kinnaur-Tal. Es war die Sommerresidenz des früheren Bashahr Staates – eines Vasallenreiches in British Indien. Es liegt an der alten indisch-tibetischen Handelsstraße. Berühmt ist der Bhimakali Tempel. Er ist der Göttin Kali geweiht.

Kali ist im Hinduismus eine bedeutende Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. Kali gilt im Volksglauben der Hindus als eine der wenigen Göttinnen, die Wünsche erfüllen können. Der Tempel stammt in seinen Ursprüngen aus dem 8. Jahrhundert.

Es gibt zwei benachbarte Tempelgebäude. Einer ist alt, der andere ist relativ neu. Der Tempel ist in einem indo-tibetischen Architekturstil erbaut. Alternative Reihen von gerillten und ineinander greifenden Steinen und Holz verleihen den Wänden Festigkeit. Dicke Mauern mit niedrigeren Dächern, die in typischen Berggebäuden zu finden sind, sorgen im Winter für Wärme.  Bushahr-Könige waren dynastische Priester des Tempels und wohnten in denTempelanlagen, bevor sie in den 100 Meter vom Tempel entfernten Palast zogen.

Seit Urzeiten ist der Tempelhof Schauplatz des farbenprächtigen aber auch blutrünstigen Astomi-Opfers im Rahmen der Dusshera-Feierlichkeiten im Oktober. Bis zur Ankunft der Engländer wurden hier Menschenopfer dargebracht, heute müssen Ziegen und Hühner ihr Leben lassen, um die blutrünstige Göttin Kali zu besänftigen.


Religion In Indien haben zwei der größten Religionen der Welt ihren Ursprung: der Hinduismus und der Buddhismus. Heute sind 80% der Bevölkerung Indiens Hinduisten. 13 % sind Moslems, 2 % Christen, 2 % Sikhs. Die Buddhisten machen nur knapp 1 % der Gesamtbevölkerung aus, jedoch 80 % in der Region Ladakh – auch Klein Tibet genannt. Der Hinduismus ist eine der ältesten Hochreligionen. Seine Wurzeln sind über 4000 Jahr alt. Um 2000 vor Christi Geburt drangen zentralasiatische Arier nach Indien ein. Ihre vedische Philosophie vermischte sich mit den drawidischen Kulturen der alteingesessenen Bewohnern Indiens. Sie verehrten Gottheiten, die denen der alten Griechen ähnlich waren, und verherrlichten Naturgewalten: So gab es einen Gott des Feuers, die Göttin der Morgenröte, die Schar der Winde usw. Verehrt wurden diese Götter durch Opfergaben. Für die Zubereitung zuständig war die Priesterkaste, die Brahmanen. Die Zeremonien waren seit altersher im Detail festgelegt und wurden mündlich über Jahrtausende überliefert. Die ältesten Texte des „heiligen Wissens“ der Veda entstanden ca. vor 3000 Jahren. Die Brahmanen haben diese Texte über die Jahrtausende hinweg an ihre Schüler weitergegeben. Mit der Entwicklung des Hinduismus kamen weitere Schriften dazu wie das dem Gott Krishna gewidmete Bhagava Gita („Das Göttliche Lied“) oder das Ramayana (die Geschichte des Gottes Rama. Einige dieser Epen sind bis heute allgemeines Volksgut. Mütter erzählen sie ihren Kindern wie bei uns Märchen. Manchmal werden sie im indischen Fernsehen ausgestrahlt. Die Grundlehre des Hinduismus beruht auf der Vorstellung von Reinkarnation, also der Wiedergeburt der unsterblichen Seele in einem neuen Körper. Nach endlosen Wiedergeburten erst kann die Seele dann die Erlösung aus dem Kreislauf der Geburten erlangen. Jedes Leben wird dabei vom Karma bestimmt, der Summe der vorangegangenen guten und schlechten Taten. Ein gutes Schicksal ist ein Zeichen für verdienstvolle Taten in vorangegangenen Leben. Wie kann sich der Hindu der Erlösung nähern? Er kann selbstlos gute Taten verrichten (Karma Yoga). Er kann versuchen, seine Begierden durch ausschließliche Konzentration zu kontrollieren (Askese). Er kann sich Meditationschulen anschließen und sich vollkommen Gott hingeben. Im Idealfall wäre dies der eine Gott. Die Volksreligion hat aber Tausende von Gottheiten geschaffen, die alle mit einer perfekten Eigenschaft ausgestattet sind. Aus philosophischer Sicht sind sie alle Aspekte des einen Gottes. Die Gottheiten fungieren als praktische Hilfen für den Alltag. Die wichtigsten Gottheiten des hinduistischen Pantheon sind Brahma, Vishnu und Shiva, die in ihrer Dreifaltigkeit häufig gemeinsam dargestellt werden. Dabei gilt Brahma als Schöpfer des Universums, Vishnu als Erhalter und Beschützer und Shiva als Zerstörer und Erneuerer.


8. August

Die Abfahrt von Sarahan an den Fluss Sutlej ist nicht weniger abenteuerlich wie die Auffahrt. Aber auch wenn der oder die eine oder andere nochmals zärtlich den Boden küsst, kommen schließlich alle wieder Heil ins Tal.

Die Fahrt nach Kalpa entschädigt dafür mit gut asphaltierter Straße, vielen Kurven und sensationellen Ausblicken entlang des Flusses. Schon gegen Mittag erreichen wir Kalpa. Nun folgt die Registrierung mit Gesichtskontrolle am Checkpoint, ohne die eine Einreise in das obere Kinnaur- und Spiti-Tal nicht möglich ist. Hier betreten wir den Abschnitt, der an der Mündung des Spiti-Flusses nur wenige Kilometer von Tibet (China) entfernt ist.

Deshalb herrschen hier höchste Sicherheitsvorkehrungen. Die beiden bevölkerungsreichsten Staaten Indien und China stehen sich hier bis auf die Zähne bewaffnet gegenüber. Und das hat seine Gründe:

Geschichte: Im Oktober 1962 kämpften die größte Diktatur und die größte Demokratie gegeneinander. Schlecht vorbereitet, verlor Indien das Kräftemessen mit China. Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag. Wie sehr das kommunistische China der Gegenwart sich in die Tradition des längst verflossenen Kaiserreichs stellt, hat erst vor wenigen Wochen der Konflikt mit Japan über einige Felseninseln im südchinesischen Meer gezeigt. Peking beruft sich dabei auf seine Ablehnung des „ungleichen“ Vertrages, der 1895 den Chinesisch-Japanischen Krieg beendete und die Inselgruppe Tokio zuschlug. Schon vor 50 Jahren musste Indien erfahren, dass China an Rechtspositionen der Qing-Dynastie weiterhin festhält. Es ging – und geht – um zwei Regionen im Grenzgebiet zwischen den beiden Staaten, die 38.400 und 92.000 Quadratkilometer groß sind – auf dem Papier mehr als ein Drittel der Bundesrepublik Deutschland. Allerdings liegen die beiden Länder im Himalaya und mehr als 1000 Kilometer voneinander entfernt. Auch sind sie ziemlich menschenleer. Aksai Chin in Kaschmir kam aufgrund eines Vertrages 1842 an Britisch-Indien, Arunachal-Pradesh, im Osten nordöstlich von Sikkim gelegen, wurde 1914 durch ein Abkommen zwischen Tibet und dem britisch-indischen Chefdiplomaten Henry McMahon Teil des Empire. Zuvor hatten britische Truppen in Tibet interveniert und ein Protektorat errichtet, was die Qing-Regierung nicht akzeptiert hatte. Auch ihre kommunistischen Nachfolger sahen die McMahon-Linie nicht als Grenze an. Der Tibetaufstand von 1959 und die Flucht des Dalai Lamas nach Indien veränderten die Lage dramatisch. China pochte auf seine alten Rechtstitel und begann, weite Teile der umstrittenen Regionen mit Truppen zu kontrollieren. Indiens Ministerpräsident Jawahrlal Nehru hielt dagegen und befahl die Verstärkung der indischen Militärbasen. Quelle: https://www.welt.de/kultur/history/article109913301/Als-sich-1-3-Milliarden-Menschen-den-Krieg-erklaerten.html


Die Nachrichten, die uns am Nachmittag erreichen, zwingen uns, unsere Reiseroute zu revidieren: Durch die starken Regenfälle ist ein Teil der Straße durch das Spiti Tal verschüttet. Die Wettervorhersage verheißt in den kommenden Nächten weitere starke Regenfälle. Das Risiko, dass wir erneut im Schlamm stecken bleiben – wie schon 2016 geschehen – ist uns zu groß. Wir beschließen, umzukehren und über den Jeroli Pass nach Manali zu fahren. Von dort haben wir gute Chancen über den klassischen Manali-Leh-Highway den „Mount Everest“ der Motorradfahrer zu bezwingen: den höchsten mit Motorrädern befahrbaren Pass der Erde: den Khardung La, offiziell 5.602 m hoch. Der Pass, der das Industal mit dem Nubratal an der pakistanischen Grenze verbindet.

9. August

Im Morgengrauen haben sich die Regenwolken verzogen. Die Sonne taucht das Kinnaur-Tal neben den tosenden braunen Fluten des Satluj in ein freundliches Licht. Die Straße trocknet ab. Wir geben den Ennis die Sporen und genießen die flotte Kurvenfahrt.

Rot: Geplante Tour durch das Spiti Tal – Blau: Neue Route über Manali nach Jispa

Leider verließ uns das Wetterglück wieder: Auf der Anfahrt zum Jeroli Pass begann es wieder zu regnen. Auf dem Pass war außer Nebel und Regen nichts mehr erkennbar.

Wir rollten hinab nach Shoja. Hier fanden wir wunderbare Unterkünfte, fast unseren Berggasthöfen in den Alpen gleich.

10. August

Khem, unser Tourbegleiter von Motorcycle Expeditions hatte uns gewarnt: Die Abfahrt auf  der schmalen Straße ist gefährlich. Fahrt links, hupt vor jeder Kurve, höchste Aufmerksamkeit!

Doch dann passiert es: Ein Enfieldpilot wird von einem ungeduldigen Einheimischen von hinten immer wieder bedrängt, sodass er einen Moment zu lange in den Rückspiegel schaut als ihn plötzlich ein PKW von unten kommend touchiert. Das Schlüsselbein zersplittert. Doc Ingo ist prompt zur Stelle, übernimmt die Erstversorgung, packt das gebrochene Schlüsselbein in den Begleitbus und lässt die Diagnose im Krankenhaus in Kullu sichern, und mit  Rucksackverband versorgt geht es in unser Highland-Hotel nach Manali.

Der Bruchpilot will noch eine Nacht darüber schlafen, ob er die Reise abbrechen möchte. Denn ab jetzt beginnt das große Abenteuer:

In Manali beginnt der berühmt-berüchtigte Manali-Leh-Highway – eine Fahrt ins Risiko über die höchsten Pässe dieser Erde: Rohtang La (3.978 m), Baralacha La (4.890 m), Nakee La (4903 m), Lanchulung La (5.059 m), Taglang La (5.328 m), Khardung La (5.359 m (GPS)/5602 m Passschild)!

Eine Dokumentation über diese Straße produzierte Arte vor Jahren:

https://www.youtube.com/watch?v=Ng_OyyJmPgg

Unbedingt sehenswert!

Die Routenänderung hatte aber noch einen Vorteil: Die Teilnehmer konnten die Heimat ihrer Royal Enfields und unseres Partners Motorcycle Expeditions kennenlernen, die Werkstatt besichtigen, in der die Ennis für Kunden wie uns immer wieder erstklassig in Schuss gebracht werden.

Manali ist das Davos des indischen Himalaya. Es liegt in einer Höhe von 1949 m am Fluss Beas, 40 km nördlich der Stadt Kullu und 50 km südlich des Rohtang-Passes. Die Stadt ist aufgeteilt in das heutige moderne Markt- und Touristenzentrum Manali, die alte Poststation „Duff Dunbar“ der Briten rechts der Beas, das inzwischen komplett bebaute Aleo am linken Beas-Ufer, und das ursprüngliche „Old Manali“, etwa 2–3 km nordwestlich oberhalb des Manalsu Nalla malerisch auf einem Hügel gelegen mit Obstgärten, traditionellen Stein- und Lehmhäusern und frei laufendem Vieh.

Auf Grund des milden Sommerklimas und seiner berühmten Tempel ist es vor allem Zielort für indische Touristen und Ausgangspunkt für Hochgebirgstouren und sportliche Aktivitäten indischer und ausländischer Touristen.

11. August

Das gebrochene Schlüsselbein hat gut geschlafen und sich entschieden: Es wird uns weiter begleiten – im Begleitbus. Wir starten zeitig, denn der Rohtang La (zu deutsch „Leichenberg“) ist unberechenbar. Er wurde zwar in den letzten Jahren auf der Südseite immer weiter asphaltiert, doch verschütten in der Regenzeit immer wieder Muren die Straße.

In den vergangenen 5 Jahren habe ich den Pass nur einmal Wolken- und frei von Regen und Nebel befahren können. Die Auffahrt gelingt problemlos. Bei der Teepause entdeckt einer der Teilnehmer einen Jungen mit gebrochenem Handgelenk. Glück für den Jungen, dass gleich zwei Unfallchirurgen vor Ort sind. Einmal kurz gerade gezogen, geschient, fertig.

Nach Beendigung der schmerzhaften Prozedur schaut Nasal, so heißt der Junge, schon wieder zufriedener. Khem, unser Guide, klärt ihn in Hindi noch auf, dass es besser für ihn sei, noch ins Krankenhaus zu gehen. Unsere Gruppe sammelt und gibt ihm Geld, damit die Eltern sich den Besuch auch leisten können.

Bereichert wird diese Reise zudem durch das Engagement vieler Teilnehmer, die den mittellosen Kindern mit Stofftieren eine unglaubliche Freude bereiten.

Der Pass ist wieder in Nebel gehüllt. Die Abfahrt in den Lahaul-Distrikt wird wieder herausfordernd: Plötzlich verschwindet der Asphalt und es geht über zig Kehren auf mit tiefen Schlaglöcher übersäten grob schlottriger Piste hinunter an den Chandra-Fluss. Lahaul liegt zwar im Regenschatten der Pir-Panjal-Kette, wird aber noch von Niederschlägen aus den indischen Tiefebenen bestrichen.

Entsprechend stark ist die Vergletscherung im Inneren (Chandrabhaga-Kette mit über 100 Eisgipfeln bis 6517 m Höhe). Die Dörfer Lahauls liegen vorwiegend über den Tälern der Flüsse Chandra und Bhaga (nach ihrem Zusammenfluss bei Tandi: Chandrabhaga) auf 2500–3500 m Höhe.

Glücklich und müde erreichen wir Jispa. Am nächsten Tag wartet die Königsetappe auf uns: Von Jispa über drei fast fünftausend Meter hohe Pässe auf 230 km an den Salzsee Tso Kar auf 4500 m Höhe!

12. August

Der Tag beginnt freundlich. Die Sonne scheint. Die Motoren laufen. Wir stürmen Richtung Baracha La. Doch der Pass will erarbeitet werden. Erste Flussdurchfahrt – bravourös gemeistert. Zwischenstopp Patso Hochgebirgssee auf 4000 m. 6° C. Der ideale Badesee.

Respekt! Weiter auf 4.890 m. Grandiose Aussicht. Und nun: Abfahrt über Stock und Stein. Ist der Soziasitz geeignet, um mit gebrochenem Schlüsselbein wieder heil ins Tal zu fahren? Ja: Viel bequemer als der Bus.

Nach kleinem Offroad-Ausritt für diese Bilder wieder zurück auf die Straße und nach Sarchu hinein in das gelobte Land: Ladakh: Land der hohen Pässe. Und jetzt geht es erst richtig los: Nakee La knapp unter 5000 m mit Blick auf den ersten 5000er Pass:

Lachulung La 5059 m, und was für Straßen! Da jauchzt das Motorradherz.

Leider zieht es zu und es beginnt zu regnen. Abfahrt zu einer der schönsten und bizarrsten Landschaften des Manali-Leh-Highways: Felsformationen bei Pang.

Mittlerweile ist es 15 Uhr. Noch 60 km vor uns. Zeit für eine kurze Rast. Und dann hinauf in die More Plains. Abstecher in den Sand.

Kann man mit gebrochenem Schlüsselbein selbst ein Motorrad pilotieren: Man kann vom Sozia- auf den Fahrersitz wechseln und auf der Kanonenkugel (Bullet) Richtung Tagesziel donnern: Tso Kar. Die letzten Kilometer auf der Sandpiste. Ein Teufelsweib. Und noch einer hat einen großen Schutzengel an diesem Tag:

… zerlegt es mit 80 Sachen in einer Flussfurt auf den More Plains. Die Maschine fast Totalschaden. … ist fast nichts passiert. Ein paar Risse in der Hose hält das Panzerklebeband zusammen. Unsere Top-Mechaniker flicken das Bike bis zum nächsten Morgen wieder so zusammen, dass die Reise weitergehen kann.

Ärger erwischt es am Abend meinen Kollegen Ingo. Die Höhe unseres Quartiers auf 4.500 m behagt ihm gar nicht. Heftigste Kopfschmerzen nocken ihn für ein paar Stunden aus. Sein Bruder „Nurse“ Andi übernimmt und wir versorgen die erschöpften und teils höhenkranken Piloten mit den notwendigen Getränken und Medikamenten.

13. August

Aber Andi selbst übernimmt am Morgen des nächsten Tages der Negativrekord, was die Sauerstoffsättigung im Blut betrifft: 43% (normal 98 %). Aber er lebt und nimmt sich ein paar kräftige zusätzliche Luftzüge und schon klettert die Sättigung wieder auf über 80%.

Kaum sitzt er wieder neben seinem Bruder auf dem Motorrad hören die beiden schon wieder die Sandpiste rufen: Fahrt uns nochmal – und schon fliegen sie wieder mit unseren Endurospezialisten Walter und Kurt durch die Sanddünen.

Der Rest der Mannschaft begibt sich auf dem Normalweg Richtung Tagelang La auf über 5.300 m, bevor wir uns allmählich Richtung Indus-Tal bewegen. Ingo bekommt nochmals alle Hände voll zu tun: zunächst legt sich einer unserer Mitstreiter an die Leitplanke – ihm ist außer dem Schreck nicht viel passiert – aber dann übertreiben es zwei Einheimische und fliegen richtig aus der Kurve, sodass sie froh sein können, dass sie das überlebt haben.

Ingo versorgt sie und schließt bei der Rast in Rumptse wieder auf. Dann geht es nach Upshi. Wir passieren die Polizeikontrolle und rollen allmählich auf Leh zu. Wir pausieren noch am Kloster Tiksey, eines der beeindruckendsten Klöster in „Klein-Tibet“.

Religion  – der Buddhismus Wie bereits oben ausgeführt, ist der Buddhismus die beherrschende Religion in Ladakh. 90 % der in Zentralladakh lebenden Menschen und der Zanskaris sind Buddhisten. Die buddhistische Philosophie wurde vor über 2000 Jahren aus dem damals buddhistischen Indien in den Himalaya gebracht. In Ladakh und Zanskar wird man auf Schritt und Tritt mit der Lehre des Buddha konfrontiert. Die Geschichte beginnt wie ein Märchen: Es war einmal ein verwöhnter Königssohn … Sein Name war Gautama Siddharta, Sohn eines Herrschers über ein kleines Königreich im Vorhimalaya, geboren 563 v. Ch. Er wuchs im Luxus auf. Er erlebte alles, was das Leben an Schönheiten bieten konnte. Doch er wurde unzufrieden und wollte die Welt außerhalb des Palastes kennenlernen. Auf der Straße erblickte er einen ausgemergelten blinden Alten, einen Kranken, einen Toten und einen Wandermönch. Er begann zu grübeln. Er erkannte die erste der vier Weisheiten des Buddha:

  1. Leben ist vergänglich, tragisch und leidvoll. Glück, Vergnügen und Frohsinn beinhalten das Leiden, denn diese schönen Gefühle sind zeitlich begrenzt und schlagen in Traurigkeit um. Selbst der gesündeste Mensch muss sterben.

Er verließ den Palast und übte sich Jahre in Yoga und Askese. Unter einem Pappelfeigenbaum beim heutigen Bodh Gaya in Bihar erlangte er schließlich die Erleuchtung und wurde zu einem Erwachten (Buddha). Unter diesem Baum erkannte Siddharta drei weitere Wahrheiten, die den Weg von der Entstehung und der Aufhebung des Leidens zeigen:

  1. Das besagte Leiden entsteht durch drei Grundübel: 1. Gier nach Besitz, Macht und Glück; 2. Hass auf alles, was unangenehm erscheint; 3. Verblendung und Unwissenheit über das Wesen der Vergänglichkeit.
  2. Sobald diese Grundübel aufgehoben werden, endet auch das Leiden.
  3. Weg zur Befreiung, den edlen achtfachen Pfad. Dieser Pfad ist ein von Selbstdisziplin geprägtes System aus rechtem Handeln, das niemanden verletzt, und Meditation. Damit sollen das illusorische „Ich“ überwunden und der leidvolle Kreislauf der ewigen Wiedergeburten gestoppt werden. Letztes Ziel ist ein reiner, körperloser Zustand, das Nirwana.

Nach seiner Erleuchtung wurde Siddharta Buddha Shakyamuni genannt. Er wanderte durch Nordindien und Nepal und lehrte dort. Er sammelte viele Schüler um sich, die seine Lehren weiter verbreiteten. Er starb 483 v. Ch. 200 Jahre nach seinem Tod regierte in Indien Kaiser Ashoka. Er begeisterte sich für die Lehren Buddhas und sandte Lehrer in alle Himmelsrichtungen aus. So gelangte der Buddhismus nach Sri Lanka und weite Teile Südostasiens. Von Kashmir aus reisten Gelehrte in den Himalaya. Der Buddhismus teilte sich in zwei Schulen: den Hinayana („Kleines Fahrzeug“) und Mahayana („Großes Fahrzeug“). Der Unterschied: Der Hinayana ist die ursprüngliche Form des Buddhismus. Der Gläubige sucht die Erlangung des Nirwana zu seinem eigenen Wohl. Der Mahayana-Buddhist stellt das liebende Mitgefühl mit allen Lebewesen ins Zentrum seiner Meditationspraxis. Das Ideal des verkörperten Mitgefühls sind Bodhisattvas, Wesen, die bewusst nicht ins Nirwana eingehen, um anderen auf ihrem Weg dorthin zu helfen. In Tibet, Ladakh und Zanskar sowie in den Nachbarländern Sibirien, Westchina, der Mongolei, Nepal und Bhutan hat sich diese Form des Mahayana-Buddhismus durchgesetzt. Seinen großen Durchbruch in Ladakh erlebte der Buddhismus im 8. Jahrhundert n. Chr., als der mächtigste Taktiker seiner Zeit, Padmasambhava nach Ladakh und Zanskar reiste. Mit allen magischen Praktiken befähigt, besiegte er, den Legenden zufolge, zornige Böe-Geister, die damals das Land heimsuchten. Da die Ladakhis Althergebrachtes nicht gern aufgeben, wurden diese Dämonen nicht einfach verbannt. Sie wurden zu machtvollen Beschützern umfunktioniert. Damit war die erste Integration der alten Böe-Religion in den Buddhismus vollzogen. In Tibet entstanden verschiedene Buddhismus-Schulen. Berühmt sind die Kargyüpa-Schule der „Rotmützen“, die auf die beiden großen indischen Mystiker Tilopa und Naropa zurückgehen (1016-1100) und die Gelugpa-Schule der „Gelbmützen“, die als letzte der großen religiösen Schulen im Tibet des 14. Jh. entstand. Die Gelugpa-Schule war bis 1951 die Staatsschule von Tibet. Ihr entstammte das geistliche und weltliche Oberhaupt des Landes, der Dalai Lama. Alle Dalai Lamas gelten als Verkörperung des Bodhisattva des Mitgefühls. Die jetzige Inkarnation, der 14. Dalai Lama, Benzin Gyatso, floh 1959 vor den chinesischen Repressionen nach Indien, wo er heute mit Tausenden Exil-Tibetern in Dharamsala lebt. Die Gelbmützen sind in Ladakh und Zanskar die am weitesten verbreitete Schule. Heute unterstehen ihnen die Großklöster Thikse, Likir, Rizong, Sankar in Ladakh sowie Rangdum, Tongde, Marsha, Mund und Phuktal in Zanskar.

Kloster Thikse

Die Lage des Klosters ist die imposanteste im ganzen Industal: Auf einem Hügel in der weitläufigen Indusebene erbaut, gleicht Thikse einer Miniaturausgabe des Potala in Lhasa. Unzählige weiße Hörten säumen den Weg von Shey. Der Anblick des Klosterberges bietet Ästhetik pur: Die Hörten im Tal, darüber gestaffelt die Mönchswohnungen und schließlich auf der Hügelspitze der mächtige Klosterblock – die gesamte Anlage wirkt wie eine mit dem Felsen verschmolzene steinere Großplastik. Dem Kloster ist eine Schule mit ca. 40 Schülern im Alter von 9 bis 22 Jahren angeschlossen. Am schönsten ist der Weg zum Kloster über den Zickzackpfad durch die Mönchsquartiere. Die Ursprünge des Klosters reich bis in das Jahr 1450 zurück.

Durch einen offenen Vorraum gelangt man in den Versammlungsraum. Die Wandmalereien widmen sich den buddhistischen Grundthemen: Symbole des langen Lebens und der höchsten Weisheit. Das Lebensrad veranschaulicht, was Menschen mit schlechtem Lebenswandel droht: Sie fallen nach ihrem Tod in die dunklen Regionen der Hölle oder in das Reich der Hungergeister hinab.

Die aufwändige Holzkonstruktion im Innenraum  zeigen kunstvoll geschnitzte Balken mit heiligen Formeln in Sanskritschrift.

Die Fresken an den Wänden des Obergeschosses stellen die Ahnengalerie des Gelukpaordens dar: Ihr geistiges Erbe beginnt mit Buddha Shakyamuni und 16 weisen Lehrern, gefolgt von Heiligen und Gurus.

Hinter dem Versammlungsraum befindet sich eine nur bei den Gelbmützen vorzufindende Einrichtung: der Figurenraum (Tsankhang). Die zentrale Position nimmt der historische Buddha ein, der begleitet wird von der Bodhisattva Manjushri (rechts) und Maitreya (links).

Ein Teil des Klosterhofs wurde kürzlich durch ein Gebäude erweitert, das einige alte Thanks, Silberchörten und Reliquien verstorbener Klosteräbte birgt.

Besonders verehrt wird der Maitreya in dem Maitreya Seitentempel.Diese zweistöckige Figur ist hervorragend gearbeitet mit mit ihrer farbenstarken Bemalung ein optischer Hochgenuss. Der Buddha des künftigen Zeitalters sitz hier auf einer Lotusblüte und ist mit allen Ornamenten eines Königs geschmückt.

An der Längsseite des lang gezogenen Klosterhofes steht der Gonkhang, erkennbar durch seine rote Fassadenfarbe. Es ist der Raum der Schutzgötter. Hinter einer Absperrung steht, mit Tüchern verhängt, der zornige Hauptgott der Gelbmützen, Yamantaka.

Die Buddhisten haben größten Respekt vor diesem schwarzen, mehrköpfigen und vielarmigen Ungeheuer. Neben Yamantaka herrschen hier der stierköpfige Herr des Todes, Yama, die Göttin Salden Lahm und der sechsmalige Mahakala.

Hingerissen von der Schönheit dieses Klosters geht die Reise weiter in die Hauptstadt Ladakhs – Leh. Müde und glücklich erreichen wir unser Hotel.

Der verbliebene Tag lädt ein, das rege Treiben der Stadt zu erkunden und schließlich und der königlichen Festung auf der Dachterrasse des „Il Forno“ zu beschließen.

14. August

Wir starten am späten Vormittag, um mit den Bikes den „Mount Everest“ der Motorradfahrer zu bezwingen: den Kardung La, den höchsten mit einem Motorrad befahrbaren Pass. Auch wenn die offizielle Höhenangabe von 5.602 m den modernen GPS-Daten nicht standhält, auch 5.369 m mögen erst einmal bezwungen werden.

Geht es zunächst noch auf gut asphaltierter Straße Richtung Gipfel, kämpfen sich die Recken die letzten 15 km auf losem Schotter und tiefen Schlaglöchern auf die Passhöhe.

Glücklich angelangt lassen es sich manche nicht nehmen, den Höhenrekord per pedes noch einmal zu toppen. Am Gipfel der Gebetsfahnen zeigt das GPS 5.400 m, 590 m höher als der Mont Blanc!

Glücklich – und der eine oder andere – leicht höhenkrank, streben wir wieder Leh entgegen. Nicht ohne noch einen Hardcore-Enduro-Ritt im freien Gelände zu versuchen, was dem Cheforganisator der Tour ums Haar einen Knöchelbruch beschert hätte.

Doch die Götter waren ihm gewogen. Auch er erreicht das Tal wieder ohne gröbere Blessuren.

15. August

Am indischen Unabhängigkeitstag verlassen wir Leh Richtung Kargil. Der Leo-Srinagar-Highway ist bestens ausgebaut. Wir cruisen am Indus entlang, bis wir Richtung Moonvalley abbiegen und sich uns ein weiteres sensationelles Kloster auftut:

Kloster Lamayuru

Das Kloster hinter dem Fatu-Pass bieten einen unvergesslichen Anblick. Dieses in einer faszinierend bizarren Landschaft liegende Kloster ist eines der ältesten in Ladakh.

Die Ursprünge reichen zurück ins 11. Jahrhundert n. Chr. Bis heute ist das Rotmützenkloster mit seinen 150 Mönchen eines der größten in Ladakh.

Von hier verlassen wir allmählich das buddhistische Ladakh und gelangen in das muslimische Kargil. Kargil erhielt traurige Berühmtheit durch den nach dem Ort benannten Krieg.

Der Kargil-Krieg, auch Kargil-Konflikt, seltener Vierter Indisch-Pakistanischer Krieg oder Dritter Kaschmirkrieg, war eine kriegsnahe bewaffnete Auseinandersetzung zwischen den südasiatischen Staaten Indien und Pakistan um die von beiden Seiten beanspruchte Region Kaschmir im Jahr 1999. Unmittelbarer Anlass war das Eindringen bewaffneter Einheiten von pakistanisch kontrolliertem auf indisch kontrolliertes Territorium. Indien beschuldigte Pakistan, diese Einheiten zu unterstützen. Der Krieg endete mit einem Erfolg für Indien, löste jedoch die seit 1947 bestehende Kaschmirfrage nicht.

16. August

Wir starten in den frühen Morgenstunden, um über die fast leere Straße über Dass auf den letzten Pass dieser Transhimalaya Tour: den Zoja La. Dieser Pass ist gefürchtet, weil die Abfahrt in die indische Schweiz – Kashmir – bei Regen eine gefährliche steile Schlammpassage wird. Wir haben Glück: Es ist trocken und wir genießen das herrliche Panorama und die sensationellen Ausblicke.

Wir rollen hinab Richtung Srinagar an den Dal-See. Glücklich, diese gewaltige Tour, in harmonischer Gemeinschaft gesund (fast) beendet zu haben, bedanken wir uns bei unseren indischen Begleitern, die die Reise wieder zu einem perfekten Erlebnis gemacht haben. Wir übergeben Motorradbekleidung und Geldspenden, verabschieden uns herzlich und feiern das Ende der Reise auf den fantastischen Hausbooten am Dale-See.

17. August

Mit dem Flieger geht es zurück nach Delhi und von dort wieder in der Nacht zum 18. August nach Hause.

Noch Tage später laufen über die WhatsApp-Gruppe Kommentare der Glückseligkeit und des Dankes über den Äther. Es war ein echter ONCE A LIFE TRIP durch das höchste Gebirge der Welt.

Wer jetzt Lust bekommen hat, uns 2019 auf dieser Tour zu begleiten, kann sich direkt bei mir melden:

Telefon: +49 175 3257861

oder per E-Mail: peter.markreiter(at)gmail.com

oder auf der DANE Trophy website

Buchung DANE TRANSHIMALAYA 2019

Stichwort: Blog Dr. Peter Markreiter

 

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Dane Transhimalaya Trophy 2017

Man könnte meinen, die Reise in den Himalaya mit Royal Enfields könnte irgendwann einmal langweilig werden. Das Gegenteil ist der Fall: Jedes Jahr wartet das mächtige Gebirge mit neuen Überraschungen auf. Und: Jedes Jahr lerne ich auf dieser Reise Menschen kennen, die mich überraschen.

WER SICH NACH DIESEM BEITRAG AUCH ÜBERRASCHEN LASSEN MÖCHTE:

ANMELDUNG ZUR DANE TRANSHIMALAYA TROPHY 2018

Ich habe mir in den vergangenen vier Jahren ein Urteil darüber gebildet, was Teilnehmer an Fähigkeiten und Fertigkeiten mitbringen sollten, um den Herausforderungen, die diese anspruchsvolle Tour stellt, gewachsen zu sein.

Das vergangene Jahr hatte ein Teilnehmer bereits nach 2 Stunden die Nase voll, weil er das letzte Mal vor über 20 Jahren Motorrad gefahren ist.

Dieses Jahr war Heini mit von der Partie, der  keinerlei Motorraderfahrung mitbrachte und der selbst die schwierigsten Offroad Etappen spielerisch bewältigte. Unwohl fühlte er sich nur auf Asphalt, wenn es schneller als 80 km/h um die Kurven ging. Ansonsten fuhr er immer hinter dem Guide in der schnellsten Gruppe mit. Wie ist das möglich?

Heini

Heini

Das Interview mit Heini im Video

Heini beantwortet die Frage so: Er habe sich immer schon auf Zweirädern sehr wohl gefühlt. Unmittelbar vor der Reise habe er sich eine kleine KTM ausgeliehen und sei damit auf den Großglockner gefahren. Kurz davor hätten ihn einmal doch kurz Zweifel überkommen, ob er dem Unternehmen Himalaya gewachsen sei. Er wusste nämlich nicht mehr, wie das mit dem Schalten am Motorrad funktioniere. Zuletzt sei er 2016 in Sizilien mit einem Roller ohne Schaltung gefahren.

Warum er sich aber in den schwierigen grobschottrigen Passagen so wohl gefühlt habe, erklärt er so: Er fahre seit Jahrzehnten Mountainbike. Und mit diesem Mountainbike lasse er es auch auf schwierigsten Trails richtig krachen. Ob er nun mit Motorunterstützung bergauf bergab durch verblocktes Terrain balanciere oder ohne nur bergab, mache keinen großen Unterschied. Und so sei es für ihn überhaupt kein Problem gewesen, diese Tour zu bewältigen. Er fahre so umsichtig, dass er nie die Kontrolle über sein Bike  verliere.

Nicole, 26 Jahre alt, aus Sachsen, hat es sich zum Lebensziel gemacht, die Welt mit dem Motorrad zu erobern. Also warum nicht gleich mal mit dem Himalaya beginnen? Auf die Frage, ob sie denn keine Angst habe, als junge Frau, deren Beine auf dem Motorrad kaum zum Boden reichten, diese schwere Tour zu fahren, antwortet sie: Nö, Angst nicht, Respekt schon, vor allem am Ende des ersten Tages, als es über eine steile Piste, grober Schotter, enge Kehren steil nach oben ging. Aber am nächsten Tag sei es bergab schon sehr viel besser gegangen, obwohl sich nun sogar einige Schlammlöcher nach dem nächtlichen Regen aufgetan hatten.

Nicole

Nicole

Das Interview mit Nicole im Video

2017 fanden 13 Männer und eine Frau fast optimale Bedingungen vor. Letztes Jahr hatte uns Mitte Juli der Monsun einige Schlammlawinen beschert, sodass wir im wahrsten Sinne des Wortes im Dreck steckengeblieben sind und unsere Reisepläne den schwierigen äußeren Verhältnissen zum Opfer gefallen sind (nachzulesen im Reisebericht 2016).

Dieses Jahr starteten wir spät, Anfang September, und hatten von einigen kurzen Schauern einmal abgesehen nur schönes Wetter.

Es hätte also dieses Jahr alles perfekt sein können – und war es auch – zunächst. Selbst die schwierigste Etappe von Kaza über den Kunzum La hatten alle spielend bewältigt, auch wenn der eine oder andere am Abend von den Anstrengungen gezeichnet war.

Und doch war uns keine Happy End beschieden. Ich hätte den Teilnehmern wohl am Abend nach dieser Königsetappe noch nicht gratulieren sollen, mit den Worten: Das Schwierigste liegt hinter euch, entspannt euch, die letzten drei Tage sind nur noch lockere Zugabe. Es sollte anders kommen. Aber der Reihe nach.

Tag 1

Wir drei, Stefan, Basti und ich stoßen als letzte zu den übrigen 11 Teilnehmern. Sie sind bereits seit 2.9.2017 in Delhi. Eigentlich sind es 2017 zwei Gruppen, die jedoch in Indien zu einer verschmelzen.

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Musti und Bernd, Eigentümer der Fa. Motorradecke, haben bereits 2015 an der Dane Trophy von Srinagar nach Manali teilgenommen und organisierten heuer für die Motorradecke eine Spendentour.

Sie reisten an mit folgendem Team:

Motorradecke

Von oben nach unten: Musti, Bernd, Isy und Stefan.

Als Fotografen brachten sie mit:

Fotografen

Von oben nach unten: Nicole, Alex, Tobias und Claus

Für Dane gingen dieses Jahr an den Start:

Dane Truppe

Links: Stefan und Manfred Rechts: Sebastian, Klaus und Heini

Tag 2:

Schlaftrunken sehen wir die Sonne über Delhi aufgehen. Der Verkehr rollt so früh noch. Zwei Stunden später geht es 8spurig nur noch im Stop and Go. Nur die Roller und Kleinmotorräder werden zwischen den Autos noch Lücken finden, um vorwärts zu kommen.

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Auch die Ärmsten in den Zeltverschlägen und Wellblechhütten erwachen. Einige auf den Straßen liegen noch auf den Gehsteigen, doch schon bald müssen sie weichen.

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Auf dem Bahnhof herrscht bereits reger Betrieb. Die Kofferträger warten mit einem großen Sackkarren. Unsere Koffer und Taschen verschwinden. Wer mit dem System nicht vertraut ist, schaut argwöhnisch zu und hofft, sein Gepäck im Zug wieder zu finden. Wer es kennt, weiß, es wird nichts verloren gehen.

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Unsere Plätze sind reserviert. Wir steigen in einen klimatisierten Zug. Pünktlich um 7.40 Uhr verlässt er den Bahnhof. Die erste Stunde öffnet sich für Europäer ein Fenster in eine neue hässliche Welt: Menschen hausen im Abfall, verrichten ihre Morgentoilette in aller Öffentlichkeit vor dem vorbeisausenden Zug. Zarte Gemüter wenden sich mit Grausen ab oder wie es Nicole formuliert hat: Ich habe da nackte Menschen gesehen und auf die Frage, was die da gemacht haben, meinte sie: Das will keiner wissen.

Als wir die endlosen Slums hinter uns gelassen haben, wird das Land grün und fruchtbar. In der Monsunzeit von Juni bis Oktober wird vor allem Reis und Weizen angebaut und geerntet. Die Monsunzirkulation durch den Klimawandel ist von größter Bedeutung für die indische Landwirtschaft. Die indische Mitteltemperatur ist im 20. Jahrhundert um ca. 0,6° C angestiegen. Die Zunahme der Temperatur in Kombination mit der ebenfalls beobachteten Abnahme der Sonneneinstrahlung durch Aerosolbelastung hat zu einem negativen Trend in der Reis- und Weizenproduktion geführt.

Die Zugfahrt von Delhi über Chandigarh nach Kalka dauert etwas über 4 Stunden. Kalka ist eine Kleinstadt mit 32.255 Einwohnern (Stand: Zensus 2011) im Distrikt Panchkula im indischen Bundesstaat Haryana. Es liegt auf 670 m.

Hier beginnt das eigentliche Himalaya-Abenteuer. Wir steigen um in den „Toytrain“, eine Schmalspur-Eisenbahn, die uns in die Bundeshauptstadt von Himachal Pradesh bringen wird: Shimla auf 2.103 m über Meereshöhe, 170.000 Einwohner (2011 Zensus). Langsam zieht die Dampflok die schmalen Wagons in nicht endenden Serpentinen hinauf in die Berge.

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Sebastian ist fasziniert von der Gastfreundschaft der mitreisenden Inder. Er schreibt in seinem Tagebuch:„In unserem Abteil ist ein Familienausflug. Opa, Oma, alle sind dabei. Sie kümmern sich sofort um uns. Sie fragen: Haben Sie Durst? Wollen Sie von meiner Brotzeit etwas haben? Diese Menschen haben wir heute das erste Mal gesehen. Wahnsinn!!!“

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Shimla. In der Dämmerung fahren wir mit den Taxis durch ein nicht enden wollendes Labyrinth von Straßen hoch in die Berge; die Straße wir immer schmäler, bis sie schließlich einspurig ist. Entgegenkommende Autos müssen zurücksetzen, schließlich fahren wir Zentimeter um Zentimeter an ihnen vorbei. Und dann das große Finale: Steil geht es plötzlich den Hang hinab, rechts das Hotel mit einer ebenso steilen Auffahrt in die Tiefgarage. Und dort warten sie auf uns: Ein Pulk Royal Enfield Bullet 500 und Classics sowie drei Himalayans.

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Die letzte Nacht vor dem großen Abenteuer wird für den einen oder anderen zur schlaflosen Nacht. Aufgeregt, aufgekratzt: Das Adrenalin schießt durch den Körper. Was wird uns wohl erwarten?

Tag 3

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Am nächsten Morgen braucht keiner einen Wecker. Das Wecken übernehmen 14 Enfields im hämmernden Staccato. Welch ein Klang! Endlich kann es losgehen. Und die erste große Herausforderung wartet bereits: So steil wie die Auffahrt in die Tiefgarage ist nun die Abfahrt und dann sofort scharf nach links den steilen Berg hinauf und das ohne auch nur vorher einen Meter mit diesen Stahlrössern zurückgelegt zu haben. Das Herz schlägt schneller als der Takt der Enfields. Und los geht´s. Jeder kratzt die Kurve. Keiner schmeißt hin oder um. Das Selbstvertrauen wächst. Hinein in das Gewühl von Shimla. Und immer schön links fahren. Der Puls normalisiert sich mit jedem Kilometer aus der Stadt. Bald schon schwingen wir entspannt mit den Royals durch eine wunderbare Berglandschaft. Die Götter sind uns gewogen. Die Sonne scheint. Der Asphalt bleibt trocken. Wir nehmen Fahrt auf. Der Spaß kommt mit dem Fahren.

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Schnell fassen wir Vertrauen in unsere Enfields, mit zunehmender Begeisterung legen wir sie von einer Kurve in die nächste, bis die Fußrasten am Asphalt kratzen. Nicht alle, aber der Fronttrupp, der Moti, unserem Himalaya-Urgestein auf den Fersen bleibt. Manfred aus der Oberlausitz und Klaus aus den USA folgen ihm lässig. Heini, unser Mountainbiker, folgt mit gebührendem Abstand. Tobias lässt nochmals etwas Abstand. Am Ende formiert sich die Teddy-Foto-Truppe von Musti. Wir kommen gut voran.

Gelegentlich erwarten uns nach der Kurve wieder tierische Zeitgenossen und es sind nicht immer nur Kühe:

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Von Narkand schwingt die Straße sanft ins Tal, um sich von dort in eine breite, asphaltierte, schlaglöcherfreie Traumstraße zu verwandeln, auf der wir die Geschwindigkeit im Sutlej-Tals  auskosten.

In Jeori zweigen wird ab nach Saharan und erklimmen den Ort, der auf einem Bergrücken in 2165 m Höhe liegt, zu Füßen des 5200 m hohen Srikhand Mahadev.

Am Abend während des Gewitters

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Am Morgen nach dem Gewitter

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Dieses Jahr wartet hier jedoch die erste Herausforderung. Die asphaltierte Straße hinauf nach Sarahan ist wegen Brückenarbeiten gesperrt. Die Umleitung bereitet auf die weitere Reise bestens vor: Die mit Schlaglöchern, steilen grob verblockten Rampen, engen Kehren, einspurig, Gegenverkehr aufwartende Piste treibt dem einen oder anderen den Schweiß auf die Stirn. Glücklich kommen alle am Hotel an, das sich unter dem Tempel in einer Seitengasse verbirgt.

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Abendessen bei Kerzenlicht. Stromausfall während des Gewitters.

Tag 4

Der Besuch dieses Ortes lohnt vor allem wegen des Bhimakali-Tempels. Der der Gottheit Bhimakali geweihte Tempel stammt aus dem 8. Jahrhundert. Errichtet wurde er in der für den Himalaya typischen Holzbauweise. Verehrt werden auch Shiva, seine Gemahlin Parvati, und selbst eine Buddhastatue findet man im Heiligtum. Seit Urzeiten ist der Tempelhof Schauplatz des farbenprächtigen, aber blutrünstigen „Astomi-Opfers“ im Rahmen der Dusshera-Feierlichkeiten im Oktober. Bis zur Ankunft der Engländer wurden hier Menschenopfer dargebracht, heute müssen Hühner und Ziegen Ihr Leben lassen, um die blutrünstige Göttin Kali zu besänftigen. Im Tempel herrscht strenges Fotoverbot. Männer müssen eine Kappe tragen, Lederartikel sind verboten.

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Es hat fast die ganze Nacht geregnet. Die anspruchsvolle Piste hat sich nun auch noch in Schlamm verwandelt, sodass nun die Zutaten für diesen Himalaya Trip angerührt sind. Die Freude ist deshalb groß, als alle wieder festen Asphalt unter den Reifen haben und keiner ausprobiert hat, ob seine/ihre Bekleidung tatsächlich wasser-, schmutz- und sturztauglich ist. Doch die Freude hält nur kurze Zeit.

Warum beschreibt Tobias in seinem Tagebuch so:

„Endlich wieder Asphalt unter den Rädern geht es im India-Style weiter: Checken ob frei ist, hupen wie der Teufel und rechts mit Gas vorbei. Plötzlich zieht der Mahindra Pick-Up hart nach rechts, rammt mich brutal von der Straße in den Graben. Das Motorrad knallt mit dem Vorderrad in ein riesiges Loch, instinktiv mache ich die Vorderradbremse wieder auf. Der Plan geht auf, der Vorbau federt wieder aus und katapultiert mich über den Lenker. Im hohen Bogen knall ich auf die Straße in ein Matschloch. Die Protektoren haben Ihren Job gemacht und wie durch ein Wunder passiert mir absolut nichts! Der Enfield fehlt der linke Spiegel, sonst auch hier alles ok. Wir zwei sind unkaputtbar 😉 Somit bin ich der lebende Beweis, das Warnwesten nutzlos sind. Ich rappel mich auf, die Kollegen kümmern sich ums Moped. Doc Peter checkt mich kurz durch und nutzt meinen Schockmoment für ein kurzes Videointerview. Adrenalin durchströmt mich und ich bin einfach nur überglücklich, dass nichts passiert ist und ich unverletzt bin.Der indische Fahrer ist fassungslos, es stellt sich heraus, dass er selbst einem Kleinwagen ausweichen musste, der wegen eines Felsbrockens auf der Fahrbahn direkt auf ihn zukam. Sein Fokus lag auf dieser Situation, er hatte keine Zeit, mich überhaupt zu bemerken. Geld wird mir angeboten für den Fall, dass ich einen Arzt bräuchte, versichert ist hier niemand.Er ist sichtlich erleichtert, als er realisiert, dass nichts Schlimmes passiert ist. Wir fahren weiter, …“

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Da nun nach Kalpa eine spektakuläre Kurvenrallye in und entlang einer Felsenschlucht folgt, wird der Flow ständig dadurch unterbrochen, dass aus der Kurven- eine Fotorallye wird. Dies wohlwissend habe ich am Vortag Manfred und mir den Kurvenflow gegönnt, indem wir die Auffahrt nach Sarahan zunächst ignoriert hatten und diesen flowigen Teil schon mal ohne Fotopausen in vollen Zügen genossen haben. Für die Strecke hatten wir am Vortag hin und zurück etwa 1 1/2 Stunden gebraucht, heute sind es einfach 3 Stunden geworden.

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Nach jeder Kurve tut sich ein sensationelles Bildmotiv auf. Die meisten glauben, genau diese Eindrücke unbedingt für die Nachwelt festhalten zu müssen, noch dazu auf einem „Once a life trip“!

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Der Preis: Die Motorradseele kommt nicht in den Flow. Dies ist auch der Grund, weshalb sich auf der Tour – und das war auch die letzten Jahre so – immer drei Gruppen bilden. Die vordere liebt den Flow, die hintere genießt die Aussichten und fotografiert auf Teufel komm raus, die mittlere liebt beides und sucht den Kompromiss.

Bei Kalpa erreichen wir die Grenzposten. Jeder muss sich nochmals mit Pass und Visum registrieren lassen. Dieser Blick auf den Kinnaur Kailash blieb uns dieses Jahr leider verwehrt.

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Denn pünktlich zur Ankunft im Hotel in Kalpa beginnt es wieder zu regnen, sodass sich der Kinnaur Kailash in Wolken einhüllt. Leider tut er dies auch noch am Morgen des nächsten Tages.

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Tag 5

Wir fahren die Serpentinen hinunter zum Sutlaj und folgen dem Fluss bis zur Einmündung des Spiti River.

Doch bevor wir zu der Brücke gelangen, wird unsere Gruppe in zwei Teile gerissen: Die Flowgang hinter Guide Moti passiert gerade noch den Teil der Strecke, der kurzerhand für 2 Stunden gesperrt wird. Felsen, die drohend über der Straße hängen, werden gesprengt und schließlich mit schwerem Gerät von der Straße geräumt.

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Da sind sie wieder: Diese typisch indischen Momente, die diese Reise so unvorhersehbar machen. Letztes Jahr war es eine Brücke, die weggeschwemmt worden war und es waren Erdrutsche, die die Weiterfahrt behinderten.

So lernt man, sich in Geduld zu üben. Und man erlebt einzigartiges. In der Warteschlange finden sich mehrere Motorradabenteurer wieder. Die meisten auf den indischen Royal Enfields. Aber ein Motorrad, das wir in dieser Ecke der Welt eher weniger erwartet hätten, findet seinen Mechaniker: Eine Ducati Scrambler. Die Elektrik macht Probleme. Da outet sich unser Fotograf Tobias als Motorradmechaniker Marke Ducati:)) Er nützt die Pause und nimmt sich des Problems an und siehe da: Sicherung gewechselt, Licht und Blinker funktionieren wieder. Die Inder staunen nicht schlecht.

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Irgendwann ist auch der letzte Felsen von der Straße geschoben und wir können weiterfahren. Moti war nicht überrascht, als wir nach 2 Stunden wieder zu seiner Gruppe stießen, kennt er doch die Unwägbarkeiten auf dieser Strecke.

Was nun folgt, ist einfach ein sensationeller Streckenabschnitt: Wir fahren über die Brücke und folgen nun dem Spiti River. Doch die Schlucht ist hier so eng, dass die Inder die Straße den Felsen abgerungen haben, indem sie sie aus den Felsen gesprengt haben. und dann geht es in endlosen Serpentinen hinauf auf nach Naka, wo uns um 3 Uhr nachmittags das verspätete Mittagessen erwartet.

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Tobias beschreibt seine Eindrücke so:

Wir steuern in ein weiteres Tal und eine gut ausgebaute Strasse mäandert steil etliche Höhen- und Kilometer bergauf. Das Panorama ist atemberaubend. Mir kommen im Helm die Tränen, es ist das reinste Glücksgefühl.

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Unser Koch und Gourmet und Restaurantchef Stefan ist begeistert, was er dort auf den Teller bekommt. Überhaupt zeigt er sich sehr überrascht, wie gut er hier in Indien bekocht wird. Hatte er, wie so manch anderer, doch „Schiss“ vor möglichen Magen-Darm-Problemen. Doch da sich jeder an den Ratschlag hielt: Cook it – Peel it – or let it (Koch es – schäl es – oder lass es bleiben) hatte während der ganzen Reise kein Teilnehmer ernsthafte Verdauungsprobleme.

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Letztes Jahr nahm die Reise nach der Überquerung des Glacier Points, eine überraschende Wende, die die gesamte Reiseplanung über den Haufen warf:

Eine weggerissene Brücke hielt uns einen halben Tag auf, sodass wir bis in die Nacht hineinfahren mussten, um unser Tagesziel noch zu erreichen. Und schließlich versperrten uns mehrere Schlammlawinen die Weiterfahrt.

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2016 Bau einer Behelfsbrücke

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2016 – Warten auf die Fertigstellung der Brücke

Neues Jahr, neues Glück: Die Brücke ist intakt, sodass wir problemlos mit der untergehenden Sonne unser Tagesziel Tabo erreichten. Wir genießen die untergehende Abendsonne auf der Dachterrasse.

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Tag 6

In Tabo besuchen wir tags darauf das älteste buddhistische Kloster Indiens und im Himalaya. Es wurde 996 n. Chr. gegründet. An den Wänden des Klosters finden sich Originale aus der Gründerzeit und folgenden Jahrhunderten mit Darstellungen des buddhistischen Pantheons.

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Diese dürfen normalerweise nicht fotografiert werden.

Jaroslav Ponchar erhielt in den 90iger Jahren eine Ausnahmegenehmigung. Die folgenden Bilder sind seinem Bildband „Klöster im Himalaya“ erschienen im Edition Panorama Verlag 10. Oktober 2015 entnommen.

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Anschließend geht es auf die berüchtigte Strecke nach Kaza, auf der wir im Vorjahr im Schlamm stecken geblieben sind. Die Straße ist nicht wieder zu erkennen.

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2016 Nichts geht mehr vorwärts

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2017 Freie Fahrt

Das Asphaltband schmiegt sich dem Flusslauf an, sodass wir genügend Zeit haben, für das eine oder andere Fotoshooting

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Die glorreichen Fünf der Musti-Gang – oder Gruppenbild mit Dame

Wir haben noch Zeit, einen Abstecher zum Dhankar Kloster auf 3.894 m zu machen. Es liegt hoch über dem Spiti Tal über dem Dorf Dhankar.

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2006 wurde das Kloster vom World Monuments Fund zu den 100 gefährdetsten historischen Stätten gelistet. Seither ist man bemüht, das Kloster zu restaurieren.

 

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Musti and Gang verschenken Teddies an indische Kinder

Dhankar war während des 17. Jahrhunderts die Hauptstadt des Königreiches Spiti Valley. Es war der Sitz der frühen Herrscher des Spiti Tales, der Nonos.

Über Serpentinen geht es in das Zentrum des heutigen Spiti Valley, Kaza.

Kaza liegt auf 3.650 m und hat etwas über 3.000 Einwohner. Von hier aus fahren wir auf eines der höchstgelegenen Dörfer Indiens: Kipper, 4.270 m, genießen den Rundblick auf die umliegenden 6.000er.

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Der Autor unter seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama

Der Weg zurück nach Kaza führt uns zu einem der sensationell gelegensten Klöster im Spiti Valley: Das Key-Kloster.

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Kye-Kloster

Es ist das größte Kloster des Spiti-Tals und ein religiöses Bildungszentrum für Lamas. 1855 lebten hier 100 Mönche. Bei der architektonischen Zuordnung der verschiedenen Klöster fällt Kye unter den Pasada-Stil, der durch mehr als ein Stockwerk charakterisiert wird und oft bei Festungsklostern eine Rolle spielt.

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Mönche des Kye-Klosters

Key Gompa soll 1004/1005–1064 n. Chr. gegründet worden sein.

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Die Tausendjahrfeier wurde im Jahr 2000 in Gegenwart des Dalai Lama (Tendzin Gyatsho) gefeiert.

Im Licht der untergehenden Sonne cruisen wir zurück nach Kaza.

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Die Spannung steigt: Am folgenden Tag steht uns die härteste und längste Etappe unserer Reise bevor. Sie wird uns alles abverlangen: Kondition, Geschicklichkeit und wir werden das erste Mal richtig nass werden, von oben und von unten.

Tag 7

Wir starten bei bedecktem Himmel. Die ersten zwanzig Kilometer sind noch asphaltiert und dann beginnt das, was Ingo im Vorjahr so beschrieben hat:

Es ist wie ein Spiel mit zunehmenden Schwierigkeitsgraden: Asphalt, fester nicht asphaltierter Untergrund, feiner Schotter, grober Schotter, Bachkugeln zunächst trocken, dann nass und schließlich herausfordernde Bach-, Fluss- und Wasserfalldurchfahrten. Zum Abschluss: knöchelhoher Schlamm.

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Dieser krönende Abschluss mit Knöchel hohem Schlamm ist uns dieses Jahr – soll ich sagen erspart oder verwehrt worden.

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Erster Höhepunkt der hohen Pässe: der Kunzum Pass, 4.550 m.

Die Abfahrt ist sensationell. Von unten betrachtet sieht es aus, als würde die Straße in steilen Serpentinen fast senkrecht zum Chandra hinunterführen, von oben erlaubt jede Kehre schwindelerregende Blicke ins Tal.

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Doch unten angekommen, beginnen erst die großen Herausforderungen. Wir bewegen uns jetzt rasch vom groben Schotter- zum Bachkugel-Level und es beginnt zu regnen, sodass die Bachkugeln rutschig und nass werden und allmählich steigert sich auch noch die Frequenz der Wasserdurchfahrten, was schließlich dazu führt, dass sich so mancher unfreiwillig nicht mehr auf sondern unter oder neben seiner Enfield wieder findet. Selbst unsere begleitender weiblicher Guide Irma aus Südafrika muss bei der Passage einer tieferen Wasserfallpassage feststellen, dass ihre Kleidung nicht wasserdicht ist. Dies ist für sie umso bitterer, als es mittlerweile empfindlich kühl geworden ist. Das Thermometer zeigt keine 10° C mehr.

Straße spiti valley

Aber schließlich erreichen wir alle unverletzt unser Tagesziel Keylong. Die Menschen waren den Herausforderungen gewachsen, eine Enfield nicht. Rahmenbruch:

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Doch der Glückwunsch an alle Teilnehmer zur Bewältigung der härtesten Etappe kam zu früh. Ich hatte hinzufügt: Das Restprogramm sei jetzt nur noch Schaulaufen und jeder möge die verbleibenden drei Tage auf dem Motorrad genießen. Das Schlimmste läge hinter uns.

Tag 8

Mit diesem Easy Going Gefühl brachen wir am folgenden Tag auf nach Udaipur im Tal des Chandrabhaga Flusses. Es ist das Tal, aus dem unser langjähriger Freund und Guide Moti stammt. Er ist im Dorf Jahalma aufgewachsen, sein Bruder lebt mit seiner Familie heute noch hier. Er führt uns zunächst in sein Dorf, in dem wir eine Teepause einlegen,

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und wir einem Metzger bei der Arbeit zuschauen

Metzger bei der Arbeit

Metzger bei der Arbeit

bevor er uns von der Hauptstraße hinauf auf zum Triloknath Tempel führt. Er wird von Hindus und Buddhisten gleichermaßen als Wallfahrtsstätte aufgesucht. Der heilige Schrein im Tempel gilt als eine der heiligsten Pilgerstätte sowohl für Hindus als für Buddhisten nach dem heiligen Berg Kailash und der heilige See Mansarover in Tibet. Dieser Tempel ist deshalb so einzigartig, weil es der einzige Tempel auf der ganzen Welt ist, in denen Hindus und Buddhisten die gleiche Gottheit verehren.

Triklilath tempel

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Eine enge, kurvenreiche Straße führt hinunter nach Udaipur. Es fasziniert durch seine wunderschöne grüne Landschaft, reichlich bewaldet.

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Und es ist gesegnet mit einem weiteren einzigartigen Tempel: dem Markula Devi Tempel.

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Dieser Tempel entstand während der Regentschaft Ajayvarman´s in Kashmir. Das dreiköpfige Bild Vishnus, das die Übergangsphase in den Buddhismus kennzeichnet, ist eine der Hauptattraktionen im Tempel. Auch dieser Tempel ist für Hindus und Buddhisten eine der wichtigsten Pilgerstätten. Beide Tempel sind in einem einzigartigen tibetischen und Hindu-Architekturstil aus Holz und Stein konstruiert. Die Wandgemälde im inneren des Tempels zeigen Szenen aus der Hindu Mythologie und erzählen Geschichten wie die des Ramayana und der Mahabharata. Die äußeren Wände reflektieren die Kashmir Architektur mit einzigartigen Schnitzereien über verschiedene Gottheiten z. B. der 10. Inkarnation von Gott Vishnu – Navgrahas.

Auf der Hauptstraße geht es dann zurück Richtung Keylong. Und nach wenigen Kilometer findet diese bis dahin großartige Reise eine unglückliche Wendung. Die Straße ist unbefestigt, staubig und stellenweise finden sich einige Hubbel und Schlaglöcher. Nichts Außergewöhnliches. Und plötzlich passiert es: Claus wird von einem dieser Hubbel ausgehoben, hebt kurz ab, kommt vermutlich mit leicht eingeschlagenen Lenker wieder auf und fliegt über die Maschine derart zu Boden, dass er zunächst mit dem Kopf und dann mit der rechten Schulter und der rechten Brustkorbhälfte so heftig aufschlägt, dass er bewusstlos liegen bleibt. Nach wenigen Minuten kommt er wieder zu sich. Er klagt über heftige Schmerzen im rechten Schulterbereich. Der Helm weißt deutliche Spuren des Aufschlags auf. Er ist nicht mehr in der Lage, selbständig aufzustehen. Wir legen ihn vorsichtig an den Straßenrand. Es hält sofort ein entgegenkommendes Fahrzeug und ein freundlicher Mann gibt sich als Arzt zu erkennen und fragt, ob wir Hilfe brauchen, er habe auch Medikamente dabei. Ich danke und erkläre, dass ich die Gruppe als Unfallchirurg begleite und alle Medikamente mit mir führe. Die Untersuchung zeigt, dass sich Claus nicht nur ein Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hat, das Schlüsselbein ist gebrochen, vom Tastbefund sind auch mehrere Rippen und das Schulterblatt gebrochen. Jede Bewegung des rechten Arms, des Rumpfes, jeder Atemzug schmerzt. Noch am Straßenrand bekommt Claus eine Infusion mit Schmerzmittel, sodass wir in vorsichtig in den Begleitbus verbringen können. Dort erhält er über die Maske Sauerstoff, den er dringend braucht. Denn nach dem Abhorchen des Brustkorbes ist klar, dass nur noch ein Lungenflügel zum Gasaustausch zur Verfügung steht, der rechte Lungenflügel ist kollabiert.

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Das nächste Krankenhaus ist gute zwei Stunden entfernt. Die Straße ist für die ersten 1 ½ Stunden so schlecht, dass wir in Deutschland sofort einen Rettungshubschrauber anfordern würden. Diese Möglichkeit gibt es in Indien nicht. Claus muss es so schaffen. Gott sei Dank bleibt er kreislaufstabil. Die Sauerstoffsättigung im Blut, die in unseren Breiten beim Gesunden 97 – 100 % sein sollte, beträgt bei Claus trotz Sauerstoffgabe nur 72-78 %. In einem deutschen RTW würde ich nicht zögern, ihn sofort zu intubieren. Dies ist unter diesen Rahmenbedingungen keine Option. Denn selbst im Regionalkrankenhaus in Keylong gibt es keinen Beatmungsplatz. Er muss es so schaffen. Und er schafft es. Nach zwei Stunden kommen wir in Keylong an. Der diensthabende Chirurg erwartet uns. Claus wird auf die Männerstation verbracht. Nach der Untersuchung und der Röntgendiagnostik ist klar, Claus hat es richtig heftig erwischt: Rippenserienfraktur 1 – 7 rechts,  Hämatopneumothorax rechts (kollabierter rechter Lungenflügel mit Luft und Blutansammlung in der rechten Brustkorbhälfte), Schlüsselbein- und Schulterblattbruch rechts, Schädel-Hirn-Trauma Grad I (Gehirnerschütterung). So etwas nennt man in der Zusammenfassung Polytrauma. Als Polytrauma bezeichnet man in der Medizin mehrere gleichzeitig erlittene Verletzungen verschiedener Körperregionen, wobei mindestens eine Verletzung oder die Kombination mehrerer Verletzungen lebensbedrohlich ist.

Der Chirurg macht einen kompetenten Eindruck und bereitet mit den Krankenschwestern einen kleinen operativen Eingriff vor: Eine kleine Brustkorberöffnung zur Einlage einer Drainage, um die Luft aus der Brustkorbhälfte zu entfernen, damit sich der Lungenflügel wieder entfalten kann und keinen Schaden nimmt. Ein Thoraxdrainagenset, wie wir das in Deutschland kennen, gibt es nicht in diesem Krankenhaus. Der Chirurg bastelt sich einen tauglichen Ersatz aus einem Drainagebeutel, der normalerweise für Bauchoperationen verwendet wird, füllt diesen mit Wasser, legt einen normalen Schlauch ein, dem er noch ein paar Drainagelöcher einschneidet und fertig ist das Thoraxdrainageset auf indisch.Das Werkzeug wird noch abgekocht, Claus bekommt in die Brustwand lokales Betäubungsmittel eingespritzt und schon schneidet der Chirurg, Haut, Unterhaut mit einer Klinge durch und präpariert sich vor bis zum Rippenfell. Alles sorgfältig nach den Regeln der ärztlichen Kunst, legt den Schlauch ein, befestigt ihn mit zwei Tabaksbeutelnähten, reinigt die Haut, legt einen sauberen sterilen Verband an. Fertig.

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In Deutschland würde Claus jetzt zur Überwachung auf eine Intensivstation verbracht. In so abgelegenen Gegenden wie in Keylong gibt es eine solche Einrichtung nicht. Deshalb wird Claus nun in das nächstgrößere Krankenhaus mit dem Krankenwagen verbracht. Das liegt in Kullu, jenseits des Rohtang Passes, 156 km entfernt, Fahrzeit 6 – 7 Stunden. Und die Auffahrt zum Pass ist übersät von Schlaglöchern. Der Krankenwagen wird von medizinischem Rettungsdienst mit Medikamenten gefahren. Vor der Abfahrt erhält Claus nochmals eine Schmerzmittelinfusion. Er ist stabil. Von uns begleitet ihn Moti, unser Guide. Denn wir haben noch zwei Tage vor uns und ich kann die übrigen Teilnehmer nicht ohne ärztliche Begleitung zurücklassen.  Der Unfall passierte um 14.00 Uhr. Um 16.00 Uhr kamen wir im Krankenhaus an, um 18.45 Uhr verließ Claus es Richtung Kullu.

Als ich um 19.00 Uhr ins Hotel komme, ist die fröhliche Stimmung der Vortage dahin. Gedrückt sitzen die Männer und Nicole in der dunklen Stube zusammen und warten auf Nachricht, wie es Claus geht. Ein Aufatmen geht durch den Raum, als sie hören, dass es ihm den Umständen entsprechend gut gehe und ich ihnen noch eine Videobotschaft von Claus vorspiele, die ich noch vor seinem Transport nach Kullu aufgenommen habe. Musti,  nimmt die Stimmung auf und sagt, er könne verstehen, wenn morgen jemand keine Lust habe, auf das Motorrad zu steigen und lieber einen Ruhetag einlegen möchte. Ich werfe ein, dass der vorletzte Tag nochmal ein Highlight dieser Reise sei, weil wir den höchsten Pass der diesjährigen Tour erklimmen würden und die Straßenverhältnisse deutlich besser seien, als heute. Ich würde die Tour führen, weil ja Moti Claus begleite und ich diesen Pass nun insgesamt zum fünften Mal führe und ihn kenne wie meine Westentasche.

Tag 9

Am nächsten Morgen sind alle am Start. Die Sonne scheint. Es ist kühl. Die Schrecken des Vortages sind nicht vergessen, aber keiner will sich den Baralacha La entgehen lassen. Die Straße hinauf zum Pass ist fast durchgehend asphaltiert. Es sind 75 km Fahrspaß hinauf auf 4.890 m.

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Oben angekommen haben wir eine fantastische Rundumsicht. Und einige haben den Ehrgeiz, einmal in ihrem Leben auf über 5.000 m über Meereshöhe zu stehen. Sie machen sich zu Fuß auf, die noch fehlenden Höhenmeter zu Fuß zu bewältigen. In dieser Höhe ist es etwas mühsamer, diese paar Höhenmeter zurückzulegen. Die Luft ist dünner. Nicht die Sauerstoffkonzentration nimmt hier ab, sondern der Luftdruck und somit der anteilige Sauerstoffdruck, der das lebensnotwendige Gas in die Lungen presst. Er presst ihn hier oben nur noch mit halbem Druck in die Lungenbläschen. Darum schnaufen wir trotz langsamer Schritt, als würden wir einen Sprint machen.

Welche Euphorie dieses Erlebnis selbst bei sonst stillen und zurückhaltenden Zeitgenossen auslösen kann, verdeutlicht dieses Bild:

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Heini stand in dieser Pose ca. 5 Minuten unbeweglich auf dem Absatz.

Klaus genießt es auf sein Weise:

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Und Stefan auf seine:

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Und  ich so:

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Momente, an die man sich ein ganzes Leben lang erinnern wird.

Leider ging es auch an diesem wunderschönen Tag nicht ohne Sturz ab. Ob es die Höhe war, die Alex die Konzentration verlieren ließ. Er hatte zulange auf ein Cricketfield der Army geschaut um noch einen Sturz vermeiden zu können. Leider blieb auch der nicht ganz ohne Folgen. Wie sich später herausstellte, hat er sich das Kahnbein gebrochen. Doch er ist ein zäher Hund und hat die Reise auf dem Motorrad beendet.

Am Abend waren alle froh, dass sie keinen Ruhetag eingelegt hatten.

Tag 10:

Zum Finale sind uns die Götter nochmals gewogen: Strahlender Sonnenschein erwartet uns am Morgen und was noch nie in den letzten Jahren da war, am Rohtang Pass!

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Die Auf- und Abfahrt nach Manali kannte ich nur im Regen und Nebel. (2013)

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2017 ist die gesamte Passstraße von unten bis oben einsehbar.

Glücklich kommen wir im Highland Hotel in Manali an. Wir gehen noch zusammen Mittagessen in Old Manali, verabschieden uns vom Motorcycle-Expedition-Team.

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Sie haben wie jedes Jahr großartige Arbeit geleistet. Wir fühlten uns zu jeder Zeit bestens versorgt, umsorgt und danken Ihnen mit einem entsprechenden Trinkgeld.

Team Motorcycle Expedition

Oben links: Irma, Guide in Ausbildung, unten links, Moti, oben rechts: Unser Mechaniker Crew, unten rechts, Irma und Happy, unser Back Guide.

Stefan, Sebastian und ich reisen noch mit dem Nachtbus nach Dehli.

Tag 11

Wir erholen uns dort am letzten Tag am Pool,

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bevor wir mit einem Nachtflug wieder in München landen.

Tag 12

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Willkommen zuhause in Bayern mit Weißwurst, Brezen und Weißbier.

Wäre der schreckliche Unfall mit Claus nicht passiert, es wäre 2017 die perfekteste aller Dane Transhimalaya Trophies seit 2013 gewesen.

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Claus hat den schweren Unfall gut überstanden. Er musste zwar bis zum 22. September in Indien verweilen, eine Woche länger als geplant, aber in Deutschland hat er nun auch eine weitere Operation gut überstanden.

Wie haben die Teilnehmer die Tour erlebt:

Interview mit Stefan und Sebastian Harster im Video

Interview mit Nicole in 5000 m im Video

Interview mit Tobias Hoffmann im Video

Alle Videoclips zur Tour

Bilderalbum zur Tour

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Dane Transhimalaya Trophy 2016

Faszinierend! Was lange währt, wird endlich gut. Die Dane Transhimalaya Trophy 2016 war wieder einmal anders als geplant, aber dieses Mal erkrankte kein einziger Teilnehmer ernsthaft, Höhenkrankheit trat überhaupt nicht auf und der Höhepunkt aus medizinischer Sicht blieb die Behandlung eines eingewachsenen Zehennagels und Schürfungen am Unterarm:))

Wer nun glaubt, die diesjährige Tour sei deshalb langweilig gewesen, irrt gewaltig. Ich würde mich sogar zu der Behauptung hinreißen lassen, dass es die bisher anspruchsvollste Tour war, die wir die letzen vier Jahre gefahren sind. Besonders erwähnt werden muss, dass diesmal eine Gruppe von Motorradfahrern an den Start ging, die ein ungewöhnlich hohes homogenes Fahrkönnen mitbrachte.

Bisher hatten wir uns im Wesentlichen immer auf den Highways Leh – Manali – Srinagar bewegt. Letztes Jahr starteten wir in Srinagar und hatten aufgrund der ungewöhnlich heftigen Regenfälle im Indus-Tal Glück, dass weggespülte Straßen rechtzeitig wieder instand gesetzt worden waren, damit wir die Fahrt Richtung Manali fortsetzen konnten.

Bildschirmfoto 2014-08-18 um 18.56.58

A – Chandigarh, B – Manali, C – Jispa, D – Tsokar, E – Tso Morini, G – Leh, H – Kargil, I – Srinagar

Geplante Route 2016:

Reiseroute Dane Trophy 2016

Start in Shimla – Sarahan im Kinnaur-Tal an die tibetische Grenze nach Kalpa – Tabo – Kaza in das Spiti-Tal – über den Kuzum La in das Chandra-Tal bis nach Jispa und von dort weiter nach Leh und Srinagar.

Dieses Jahr vereitelte Starkregen, Erdrutsche und Unruhen in Kashmir die Route wie geplant zu fahren. Wir machten aus der Not eine Tugend, drangen bis zum Nakee La 4.920 m vor,

Bildschirmfoto 2016-07-23 um 09.04.42 nakeela-pass

zeitgleich erkundeten Buddhi Singh, ich und eine kleine Truppe, wie weit eine Fahrt in das Zanskar möglich ist. Wir gelangen hierbei bis auf den Shingo La, 5.040 m, der vermutlich noch nie zuvor mit einem Motorrad erreicht worden ist.

Sonntag,  10. Juli 2016

Wir fliegen in nur 6.40 h von München nach Dehli.  Die diesjährigen Teilnehmer reisen aus Hamburg, Frankfurt und München an. Treffpunkt ist Montag, der 11. Juli, um 6.00 Uhr im Hotel, abfahrtbereit zum Hauptbahnhof in Dehli.

Montag, 11. Juli 2016

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Der 1. Tag führt uns zunächst mit dem Zug nach Kalka (Abfahrt 7.40 Uhr, Ankunft ca. 12.00 Uhr), von dort geht es mit der Schmalspurbahn (Toy-Train) in die Berge nach Shimla (Abfahrt 12.30 Uhr – Ankunft ca. 17.00 Uhr).

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Toy-Train nach Shimla

Die Anreise mit der Bahn erwies sich als weitaus komfortabler, als die in Minivans oder Bussen. Da die Straßen in die Berge von Schlaglöchern übersät sind, wird man ordentlich durchgeschüttelt, während der Zug sanft dahin gleitet. Die landschaftlichen Eindrücke sind großartig, langsam mäandert der Zug von 200 auf 2000 m hoch. In der Tiefgarage unseres Hotels können wir bereits unsere Royal Enfields auswählen und auf unsere individuellen Bedürfnisse anpassen.

Jens und ich erhalten neue Royal Enfield Himalayans, neu entwickelte leichte Reiseenduros. Wir erhalten von Buddhi Singh den Auftrag, die Enduros auf Herz und Nieren zu prüfen. Sollte unser Fazit am Ende der Tour positiv ausfallen und sie sich den Anforderungen gewachsen zeigen, wird er weitere Maschinen dieser Reihe ordern. Die übrigen Teilnehmer fahren auf den bewährten Bullets oder Classics.

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Dienstag, 12. Juli 2016

Wir starten in Shimla. Nachdem wir uns aus dem Verkehrsgewühl durch die Stadt befreit hatten, cruisen wir auf kurvenreichen, nassen Asphalt hinauf auf 2.500 Höhe durch die Kieferwälder nach Narkand. Schon auf den ersten Kilometern offenbart sich, dass dieses Jahr erfahrene Piloten unterwegs sind. Wir hatten dieses Jahr auf die Einfahrtour verzichtet, die Teilnehmer stellten sich problemlos auf den Linksverkehr, die Enfields und den rutschigen Untergrund ein. Nur Udo, der seit Jahren nicht mehr Motorrad gefahren war, wechselte in den für Ihn und seine Gesundheit sicheren Jeep und genoss die Reise aus dem Allrad.

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Von Narkand schwingt die Straße sanft ins Tal, um sich von dort in eine breite, asphaltierte, schlaglöcherfreie Traumstraße zu verwandeln, auf der wir die Geschwindigkeit im Sutlej-Tals (auf Google Maps Satluj geschrieben) auskosten.

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In Jeori zweigen wird ab nach Saharan und erklimmen den Ort, der auf einem Bergrücken in 2165 m Höhe liegt zu Füßen des 5200 m hohen Srikhand Mahadev.

Der Besuch dieses Ortes lohnt vor allem wegen des Bhimakali-Tempels. Der der Gottheit Bhima Kali geweihte Tempfel stammt aus dem 8. Jahrhundert. Errichtet wurde er in der für den Himalaya typischen Holzbauweise. Verehrt werden auch Shiva, seine Gemahlin Parvati, und selbst eine Buddhastatue findet man im Heiligtum. Seit Urzeiten ist der Tempelhof Schauplatz des farbenprächtigen, aber blutrünstigen „Astomi-Opfers“ im Rahmen der Dusshera-Feierlichkeiten im Oktober. Bis zur Ankunft der Engländer wurden hier Menschenopfer dargebracht, heute müssen Hühner und Ziegen Ihr Leben lassen, um die blutrünstige Göttin Kali zu besänftigen. Im Tempel herrscht strenges Fotoverbot. Männer müssen eine Kappe tragen, Lederartikel sind verboten. (Reisehandbuch Dumont Indien – der Norden, Seite 200, 1. Auflage 2011, DuMont Reiseverlag).

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Nach der Besichtigung des Tempels ziehen wir durch Saharan, probieren verschiedene einheimische Köstlichkeiten und freuen uns auf das, was noch kommen soll.

Mittwoch, 13. Juli 2016

Über Nacht hat es wieder geregnet. Es ist Monsun-Zeit. In den Vorgebirgen des Himalaya regnet es häufig zu dieser Zeit. Die Abfahrt ins Tal ist tückisch. Moti kollidiert mit einem Jeep, und in Jeori springt Denny ein Junge vor das Krad, er zieht die Notbremse und …

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kommt mit ein paar Schürfungen davon.

Nun folgen wir dem Sutjey-Fluss bis zur Grenze zur inneren Kinnaur-Tal, das dicht an Tibet heranreicht. Der Belag wechselt ständig zwischen Asphalt und grober Schotterpiste.

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Die Route führt entlang reizvoller grün bewachsener Hänge, in deren Felsen sich die Straße anschmiegt.

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Links der Fluß, rechts der Fels. Vorsicht ist in den unübersichtlichen Kurven geboten. Manchmal erlebt man auch trotz Hupen vor der Kurve eine Überraschung: Dann kommt einem auf der eigenen Spur ein Truck entgegen. Deshalb gilt: Immer schön am äußersten Fahrbahnrand links fahren. Es vermindert die Kollisionsgefahr erheblich.

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Da „höchschte Konzentration“ beim Fahren gefordert ist, lässt sich die Landschaft nur genießen, wenn man sich gelegentlich eine „Auszeit“ könnt. Diese Aussichten bleiben leider den „Genussrasern“ verwehrt:-(

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Damit die Tourenfreunde trotzdem noch zu sehen bekommen, wo sie entlang gedonnert sind, gibt es unter anderem diesen Reiseblog:))

 

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Buddhi hat diese Linienwahl ums Haar mit einem Crash bezahlt. Er konnte einem entgegenkommenden Truck in letzter Sekunde durch Aufstellen und Geradeaus Richtung Leitplanke den Zusammenstoß verhindern.

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Wie wunderbar sich die Straße dem Gelände anpasst, sieht man auf diesen Bildern.

 

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Gespannt dürfen wir auf die Dokumentation sein, die Chris mit seiner schweren Sony HD-Cam erstellt halt. Mit nicht unerheblichen Aufwand schleppte er das Teil im Rucksack mit, nahm zeitweise wieder auf dem Soziussitz Platz und generierte große Aufnahmen.

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Jens Föhl, Inhaber Motoport und Veranstalter der Dane Transhimalaya Trophy, hatte gut lachen. Der Regen ließ nach und die Sonne gewährte uns einen Traumtag.

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Die heiligen Kühe ließen sich durch die vorbei bollernden Enfields nicht aus der Ruhe bringen.

Bei Kalpa erreichen wir die Grenzposten. Jeder muss sich nochmals mit Pass und Visum registrieren lassen. Die Zeit lässt sich unter dem als heilig geltneden Kinnaur Kailash gut vertreiben.

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Wie schon in den Jahren zuvor, waren die helfenden Hände der Mechaniker-Crew immer schnell zur Stelle.

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Hier überzeugen sich Buddhi Singh, Chef des indischen Kooperationspartners „Motorcycle Expedition“ und sein Chefmechaniker von der Funktion der Ennies.

 

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In Kalpa besuchen wir den Ort und den Hindu-Tempel.

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Unsere Loge in Kalpa

Donnerstag, 14. Juli 2016

Wir folgen weiter dem Fluss Sutley in der Provinz Kinnaur, der am Kailash, dem heiligen Berg Tibets entspringt, und sich seinen Weg durch enge Schluchten ins indische Tiefland bahnt. Beim 3000 m hoch gelegenen Weiler Khab nimmt er den von Norden kommenden Spiti auf.

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Auch die aus dem Spiti-Tal kommende Straße mündet an dieser Stelle in die von der tibetischen Grenze nach Shimla führenden Hindustan Tibet Road, ein uralter Handels- und Pilgerweg, der zum Kailash führt, der für Ausländer im Grenzgebiet allerdings nach wie vor gesperrt ist. Leider werden wir es nicht bis nach Kaza schaffen, dazu später.

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Die Straße führt immer am Abgrund entlang, in der Tiefe tost der Sutley. Die Inder nützen ihn immer wieder zur Energiegewinnung.

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Die Straße am Spiti entlang führt zunächst auf eine Höhe von 3.500 m Richtung Nako. Sie ist aus dem Felsen herausgesprengt worden. Atemberaubend!

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Die Brücke führt über den Fluss Sutley, der rechts aus dem tibetischen Hochland kommt, die Straße führt nun am Spiti entlang durch die oben dargestellte Felsschlucht.

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Blick zurück: Rechts der Fluss Spiti, links führt die Straße hinauf nach Nako, und die Landschaft verliert jedes Grün …

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… und gleicht zunehmend einer Mondlandschaft.

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eingehüllt zwischen Himmel und Erde!

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Mr. Moti is greeting, gefolgt von einer Schar Getreuer.

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Dort, wo sich die Straße wieder senkt Richtung Sumdo, plötzlich wieder grüne Oasen.

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eingebettet in erdige Lehmfarben.

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Plötzlich stockt der Troß:

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Die Brücke drohte einzubrechen. Deshalb wurde auf die Schnelle eine Militärbrücke in nur wenigen Stunden eingezogen. Hier heißt es: Geduld! Auf Nachfrage dauert es zwar nur immer eine halbe Stunde noch, tatsächlich warteten wir über 2 Stunden, bis die Brücke zumindest für Motorräder wieder passierbar war.

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Also Siesta unter Apfelbäumen. Mit erheblicher Verzögerung ging es weiter. So blieb zunächst für ein absolutes Juwel dieser Region, das Kloster von Tabo, keine Zeit, wollten wir unser Ziel im fernen Kashmir noch erreichen. Es dämmerte bereits, als wir Tabo passierten und bis zum Tagesziel in Kaza waren es noch über 50 km.

Es wurde Nacht und plötzlich ging gar nichts mehr: Nach heftigem Starkregen hatten sich Schlammlawinen auf eine Strecke von 9 km ergossen, sodass wir schließlich an der dritten Lawine scheiterten, da die Motorräder im kniehohen Morast stecken blieben. Es half alles nichts. Wir mussten umkehren und versuchen in Tabo noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Einige von uns hatten sich schon damit abgefunden, eine Nacht unter freiem Himmel zubringen zu müssen.

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Doch Buddhi schaffte es im Handumdrehen, noch zwei Herbergen aufzutun.

Doch die Nacht wurde von einer weiteren Hiobsbotschaft überschattet: In Srinagar war es erneut zu Unruhen gekommen, hunderte Tote und 1000 Verletzte. Das bedeutete, dass eine Fahrt in das Kashmir Tal unmöglich wurde. Wir hofften, dass wir es noch bis Leh in Ladakh schaffen würden, um das ersehnte Ziel, den Khardung La, noch zu erklimmen.

Freitag, 15. Juli 2016

Moti und Jens starteten am Morgen, um die Schlammpassagen bei Tage zu erkunden, während Buddhi uns den kulturellen Höhepunkt des Spiti-Tals erschloss:

Das Kloster von Tabo.

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Das entfernt an Lehmpueblos Neumexikos erinnerde Anlage wurde bereits 996 gegründet und gilt als eines der eindrucksvollsten und besterhaltenen Beispiele früher buddhistischer Klosteranlagen. Im Hauptheiligtum blicken seit 1000 Jahren die aus Lehm geformten, bemalten Buddhas und Bodhisattvas von den Wänden in den dämmerigen, von dunklen Rot- und Blautönen bestimmten Raum, dessen spiritueller Wirkung sich wohl niemand zu entziehen vermag. Da striktes Fotografieverbot herrscht, fehlen leider Fotografien aus diesem eindrucksvollen Raum.

Nachmittags brachen wir schließlich erneut auf Richtung Kaza. Die Nachrichten, die Moti und Jens mitgebracht hatten, waren wenig ermutigend. Räumfahrzeuge hatten sie nicht gesichtet. Wir fassten daher den Entschluss, uns selbst einen Weg für die Motorräder freizuschaufeln.

 

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Doch die Versuche blieben frustran. Über die oben zusehenden Trails gelang es nur sehr mühsam, die ersten verschütteten Straßenteile zu umfahren. Schließlich fanden gegen Nachmittag doch noch zwei Räumfahrzeuge den Weg und machten die 9 km zumindest für die Motorräder passierbar.

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So waren wir überglücklich, in den Abendstunden doch noch unser Vortagesziel Kaza erreicht zu haben. Endlich gab es auch wieder vereinzelt Internetanschluss und somit eine erneute Hiobsbotschaft: Die Flüge von Leh nach Dehli sind ausgebucht. Ein Charterflieger war nicht zu organisieren. Das bedeutete, wir würden den Khardung La dieses Jahr nicht erreichen können, weil wir es von Leh über Manali nicht mehr rechtzeitig zu unseren Rückflügen am 21.7. nach Europa schaffen würden.

Buddhi, Moti, Jens und ich diskutierten eingehend über die verbleibenden Möglichkeiten.

Zunächst wollten wir am folgenden Tag das Spiti Tal näher ausforschen und die umliegenden Höhen und Kloster besuchen.

Auch in Kaza musste improvisiert werden: Unsere Quartiere, die für den Freitag gebucht waren, sind bereits wieder vergeben, sodass wir uns wieder auf verschiedenen Hotels verteilen mussten.

Samstag, 16. Juli

Nach dem Frühstück brachen wir bei stark bewölktem Himmel auf, um die umliegenden Dörfer und Tempel auf 4.500 m über Meer zu erkunden.

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Vormittags fuhr wir auf 4.500 m nach Langza.

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Dort thront Buddha über dem Dorf.

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Nachmittags führte der Weg weiter ins Kloster Ki. Es hront wie eine Burganlage auf einem Hügel. Das Gelbmützenkloster soll bereits im 11. Jahrhundert gegründet worden sein.

Sonntag, 17. Juli 2016

 

Die Strecke von Kaza nach Jispa wird die anspruchvollste der diesjährigen Dane Trophy.

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Die Tour führt uns weiter durch das Spiti Tal bis zum Kunzum Pass auf  4.590 m. Dann stürzt sich die Straße in schwindelerregenden steilen Spitzkehren in das Chandra Tal.

Die Strecke ist weitgehend unbefestigt, wartet mit einigen knietiefen Wasserdurchfahrten auf, ist zum Teil erheblich verblockt und was der Fahrt bis Koksar, 60 km vor dem Tagesziel in Jispa, die Krone aufsetzte: Der 10 – 20 cm hohe Staub auf den Straßen verwandelte sich im Dauerregen in ein Schlammdorado erster Klasse.

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Nach diesen Strapazen war die Enttäuschung in Jispa groß, als das Ersatzquartier lediglich zwei Zimmer mit Duschen aufbot. So blieb dem einen oder anderen nur die gute alte Handwäsche am Waschbecken.

Montag, 18. Juli 2016

Um rechtzeitig nach Dehli zu gelangen, war dieser Montag für die Teilnehmer der diesjährigen Dane Trophy der „Alles-oder-Nichts-Tag“. Die, die unbedingt einen 5.000 m Pass erreichen wollten, mussten heute in einem Gewaltritt über den Baracha La 4.890 m, den Nakee La 4.950 m auf den Lachulung La 5.059 m gelangen – und wieder zurück!

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Doch das Schicksal hatte etwas dagegen: Es begann bereits bei der Abfahrt. Zwei der Teilnehmer hatten die Vorausfahrenden bei der Ausfahrt aus dem Hotelhof aus den Augen verloren und sich spontan für die falsche Richtung entschieden. Im Versuch, die Gruppe einzuholen, legten sie ein so rasantes Tempo vor, dass Buddhi sie erst nach 60 km ein- und zurückholte.

Nach einer Stunde Wartezeit hatte Moti entschieden, den Versuch dieser Mammuttour an einem Tag doch noch zu starten. Leider verhinderte eine in Wiederherstellung befindliche Brücke ein schnelles Vorankommen, sodass Moti letztendlich am Nakee La zum Rückzug blasen musste, um die Truppe bei einbrechender Dunkelheit wieder sicher ans Ziel nach Keylong zurückzuführen.

Die Proteste einiger Teilnehmer ob der fehlenden Duschen hatte Buddhi veranlasst, im benachbarten Keylong ein besseres Hotel mit Duschen ausfindig zu machen.

Das konnte an diesem Tag die Gemüter deren kaum beruhigen, die sich um die einmalige Chance gebracht sahen, einmal in ihrem Leben einen 5.000 m hohen Pass befahren zu haben.

Doch es wurde noch skuriller. Buddhi und ich hatten für diesen Tag eine Erkundungstour in das Zanskar geplant. Dort wird seit 2 Jahren an einer Verbindung über das Zanskar nach Padum gebaut. Uns wollten sich zunächst nur eine handvoll Teilnehmer anschließen. Schließlich mussten sich auch die beiden „Falschfahrer“ uns anschließen. Das war Abenteuer pur: Kein Verkehr, Open End. Wir wußten nicht, wie weit wir kommen würden. Doch zu unserer Überraschung gelangten wir auf den den Shingo La 5.040 m. Wenn gleich etwas mühsam. Die Straße eng, verblockt, staubig mit steilen engen Serpinen schraubt sich durch eiskalte, knietiefe Bäche bis zur Schneegrenze hinauf. Ein traumhafte Exkursion!

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Nachdem Buddhis Maschine schwächelte, fuhr ich voraus, um die Lage zu erkunden.

Mit ca. 30 minütiger Verspätung erreichte er mit dem Rest der Truppe den Shingo La.

Ich wartete am Kontrollposten in Darcha auf die Truppe bei Tee und Keksen. Zusammen fuhren wir nach Keylong und beendenden diesen grandiosen Tag.

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Waschtag

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Verpflegungszelt am Checkpoint

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Immer die Nerven bewahren in scharfen Kurven – vor allem bei Gegenverkehr:))

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Ein grandioser Vollmond beendet diesen Montag, der überraschender und faszinierder nicht hätte sein können. Wahrscheinlich waren wir die Ersten, die den Shingo La mit Motorräder befahren haben!

Dienstag, den 19. Juli 2016

Über den Rohtang La zurück nach Manali, den Pass, den ich seit 2013 zum fünften Mal überquere. Und er ist immer wieder für Überraschungen gut. War vor 2 Tagen die Abfahrt aus dem Spiti Tal noch schlammig, war er jetzt schon fast wieder trocken. Wie immer zogen die Nebelschwaden von der Südseite über den Pass, und behinderten die Sicht bei der Abfahrt nach Manali. Dort fand sich dieses Jahr lediglich eine kurze Schlammpassage.

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Links Moti, rechts Buddhi Singh – Pause bei Sissu

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Meditation vor dem Wasserfall bei Sissu

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Häuser kurz vor Koksar

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Das Chandra-Tal mit der Auffahrt zum Rohtang Pass von Norden

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Wiese am Rohtang Pass

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Blick in das Kullu Tal im Süden des Rohtang Passes

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Kaum zu glauben: Austria wirbt in Himachal Pradesh, Indien in einer Verpflegungshütte

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Letzte Pause vor der Abfahrt nach Manali

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Vor dem Highland Hotel in Manali – Buddhi fühlt sich auf dem Sozius sichtbar wohl:)))

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Old Manali bei Nacht

Mittwoch, 20. Juli 2016

Nach einer erholsamen Nacht führt Buddhi die Truppe nochmals auf einen kurzen Ausritt rund um Manali aus. Ich erkunde zu Fuß die Berghotels und Aussichten über Manali.

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Stolz präsentiert sich Herschi mit der traditionellen Kopfbedeckung des Kullu-Tals.

Von Manali geht es mit dem Bus zurück nach Dehli und von dort in der Nacht von Donnerstag, den 21. Juli auf Freitag, den 22. Juli 2016

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Um 5.30 Uhr haben wir wieder deutschen Boden unter den Füßen.

Fazit:

Auch die 4. Dane Transhimalaya Trophy war einzigartig, atemberaubend, faszinierend. Immer bleibt es ein Abenteuer. Ausgang meist ungewiss.

Aus medizinischer Sicht ist diese Routenwahl mit Abstand die Beste. Wir mussten kein einziges Mal über 4.000 m übernachten, deshalb erlitt dieses Jahr kein einziger Teilnehmer eine akute Höhenkrankheit. Selbst wenn die Tour wie geplant durchgeführt werden hätte können, wäre nur ein Schlaflager auf 4.300 m von Nöten gewesen, und dann auch erst nach über einer Woche.

Wie eingangs erwähnt, kam es aufgrund der homogen weit überdurchschnittlich Motorraderfahrung der Teilnehmer trotz großer Herausforderungen zu keinen erwähnenswerten Unfällen.

Weitere Bilder, Filme findet Ihr unter

Dane Trophy

28. Juli 2017

 

 

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Dane Transhimalaya Trophy 2015

Dieses Jahr sollte alles anders werden: Besser. Einfacher. Stressfreier.

Und es kam anders. Schlimmer. Komplizierter. Stressiger.

Die Idee war zunächst bestechend: Wir machen es uns dadurch einfacher, dass wir die Route 2014 umdrehen: Wir starten nicht schon in den ersten Tagen in Höhenlagern über 4000 m, sondern akklimatisieren uns langsam, das würde bedeuten, keine schlaflosen Nächte, keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit, weniger Unfälle und Notfälle.

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Wie die letzten Jahre auch waren die Teilnehmer der diesjährigen Trophy nach und nach in Dehli eingetroffen, wir unternahmen dann gemeinsam einen Ausflug in die engen Gassen von Old Dehli mit Rikschas und starteten am 2. Tag in Dehli mit einem Flug nach Srinagar.

Dale Lake - Srinagar

Nach dem obligatorischen „Eingewöhnungstag“, dem Test unserer Ennies starten wir mit Moti und Buddhi, der uns dieses Jahr das erste Mal begleitet, Richtung Zoji La.

Doch auch der Zoji La, 3.528 m, präsentiert sich dieses Jahr völlig anders:

War er letztes Jahr bei der Abfahrt staubtrocken, erwartet uns dieses Jahr schon bei der Anfahrt ein 200 m langer Schlammgraben von fast 1 m Tiefe. Wolken hängen tief, es regnet. Die Staubpiste hat sich in eine Schlammwüste verwandelt. Wir passieren einen umgestürzten LKW und tasten uns langsam bergauf.

Der Tag hatte schon bei der Anfahrt mit einem dramatischen Unfall begonnen:

Ein Teilnehmer hatte sich in einer Ortschaft zu weit Richtung Straßenmitte orientiert, als ihm plötzlich ein Bus entgegenkam. Er erschrak, griff voll in die Bremsen, doch leider besitzt die Royal Enfield kein Antiblockiersystem, sodass unser Pilot auf dem wegrutschenden Vorderrad einen Abflug macht und zwar direkt vor den entgegenkommenden Bus. Glücklicherweise reagierte der Busfahrer so geistesgegenwärtig und leitete eine Vollbremsung ein, sonst hätte ich bereits hier nach einem Überrolltrauma das erste Polytrauma zu versorgen gehabt. Doch dies sollte erst der erste Unfall von insgesamt sieben an diesem ersten Tag auf den Motorrädern sein.

Zurück an den Zoji La. Die Strecke ist sensationell. Die Piste schmiegt sich eng an den steilen Hang und überwindet über unzählige Serpentinen rasch Höhe.

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Plötzlich verliert der nächste direkt vor meinen Augen und meiner laufenden GoPro die Kontrolle über sein Fahrzeug: Die Enfield bricht plötzlich aus und wirft seinen Reiter wie ein wildgewordener Bulle von der Piste. Gott sei Dank auf die Bergseite, denn auf der Talseite wäre es einige hundert Meter im freien Flug ins Tal gegangen! Unverletzt erhebt sich Bernd aus dem bergseitigen Graben, checkt seine Gliedmaßen, ihm ist soweit nichts passiert, sofort stürzen Helfer herbei, richten das Motorrad wieder auf und weiter geht es auf dieser Seifenpiste bis wir schließlich die Passhöhe erreichen und damit auch wieder festen Untergrund unter die Reifen bekommen.

Auch wenn Jens Föhl vorne weg darauf hingewiesen hat, dass jeder sein Tempo fahren könne, jeder wann immer er möchte, stehenbleiben könne, um zu fotografieren oder einem sonstigen Bedürfnis nachzugeben, dass keiner verloren gehen würde, da man sich kaum verfahren könne, dass immer Mechaniker oder Arzt hinterherkommen, die sich um Liegengebliebene sei es wegen technischer Defekte an der Maschine oder am eigenen Körper kümmerten, so fuhren doch manche der Teilnehmer, als müssten sie auf Biegen und Brechen den Anschluss zu die Vorausfahrenden wieder herstellen.

Dies führte nun dazu, dass ich nach den schon erwähnten zwei Unfällen an diesem Tag auf weitere fünf Teilnehmer stieß, die unfreiwillig die Belastbarkeit ihrer Knochen und Maschinen getestet hatten. Unfallursache Nummer eins: Nicht angepasste Geschwindigkeit, blockierende Vorderräder bei Notbremsungen, weil sich der Fahrer im Überholrausch verschätzte und sich nur noch über besagte Notbremsungen vor drohenden Kollisionen mit entgegenkommenden Fahrzeugen zu retten wußte.

Aus medizinischer Sicht gingen die Stürze bis auf Prellungen, Platzwunden und Schürfungen zunächst glimpflich aus, ein wirklich schwerer Sturz mit erheblichen Folgen für den Betroffenen sollte erst sechs Tage später passieren.

Auch die Maschinen steckten die Stürze meist gut weg, es gab an diesem Tag nur einen Totalschaden.

Am Abend warnte Jens nochmals die Teilnehmer, etwas besonnener zu Werke zu gehen, damit wir den Unfalltagesschnitt vielleicht doch noch maximal 2 – 3 Unfälle pro Tag senken könnten.

2015 nahmen 24 Personen an der Dane Transhimalaya Trophy teil. Leider hatte der eine oder andere nicht die Zeit gefunden, sich die Berichte der Vorjahre eingehend zu Gemüte zu führen. So war manchen verborgen geblieben, dass die Straßen eben nicht fast durchwegs asphaltiert, sondern des Öfteren unbefestigt und übersät mit tiefen Schlaglöchern sind.

Dass Sand- und Schlammpisten und einige Flussdurchfahrten einiges an Offroad-Erfahrung erfordern, hat auch so manche Helden überrascht. Dass das Befahren solcher Strecken mehr Kondition erfordert in Höhen zwischen 4000 und 5400 m als Zuhause auf einer im Vergleich dazu gut befestigten Assietta-Grenzkammstraße, führte zu weiteren Überraschungen. Würde man die den erfahrenen Alpen-Piloten bekannte Denzel-Schwierigkeitsskala zugrunde legen, ist der Chang La mit Schwierigkeitsgrad 4 – 5 zu bewerten (in Abhängigkeit vom Zustand). Vergleichbare Pässe in den Alpen wären Col de Sommeiller oder Tremalzopass (SG 4) oder Ligurische Grenzkammstraße (stellenweise 4 – 5) mit dem kleinen Unterschied, dass sich diese Pässe alle unterhalb von 3.000 Höhenmetern liegen.

Die Bedingungen der Tour hatten sich in diesem Jahr auch durch ein anderes Phänomen verschärft: Der Monsun gelangt normalerweise nur bis zur ersten Gebirgskette und regnet dann ab. In diesem Jahr schafften es die Regenwolken jedoch bis in das ansonsten im Sommer trockene Industal. Die Regenfälle führten zu Erdrutschen und Unterspülungen der Straßen, sodass der Manali-Leh-Highway für fünf Tage komplett unpassierbar war und auch der Srinagar-Leh-Highway bei Lamayuru für 2 Tage gesperrt werden musste, da es Teile der Straße weggespült hatte.

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Deshalb musste die geplante Route auch mehrfach umgestellt werden: Ein Abstecher in das Zanskar nach Photoskar fiel diesen schweren Regenfällen zum Opfer. Genauso wie der Besuch des Nubratals. Bis zuletzt war unklar, ob die Teilnehmer dieses Jahr den höchsten Pass Khardung La überhaupt erreichen würden, weil auch hier Teile der Straße weggespült worden waren. Nur der Hartnäckigkeit Buddhis, dem Chef der Motorcycle Expedition Company, war es zu verdanken, dass ein Teil der diesjährigen Himalaya-Helden den tatsächlich nur 5.365 m hohen Khardung La erreichten, der aus Marketing-Gründen als höchster befahrbarer Pass der Welt mit 5.602 m beworben wird.

Doch dies nur am Rande. Es ist und bleibt ein großartiges Erlebnis, mit dem Motorrad in diese einmalige Landschaft vorzudringen.

Doch zurück zum Tourverlauf. Der zweite Tourtag von Kargil nach Lamayuru war nicht mehr so unfallträchtig, sodass alle wohlbehalten den Namika La, 3.007 m, und den Fotu La, 4.108 m, überquerten und wohlbehalten in einem der schönsten und ältesten Klöster im sagenumwobenen Moonland – Lamayuru – ankamen. Auf einer ausgedehnten Wanderung konnte ich die Folgen der starken Regenschauer der letzten Tage begutachten.

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Die Straße war an mehreren Stellen unterspült, Brücken drohten einzustürzen, die Uferstraße des Photang-Flusses bis zur Einmündung in den Indus war stellenweise nur noch einspurig befahrbar und teilweise wegen Straßenbauarbeiten gesperrt.

Über dem Kloster kam es am Spätnachmittag zu einem eindrucksvollen Naturschauspiel: Während im Osten über dem Moonland Schauer nieder gingen, brach sich vom Westen her die untergehende Sonne Bahn und tauchte diese ohnehin schon bizarre Landschaft samt Kloster in ein unbeschreibliches Licht mit Regenbogen. Doch Bilder sagen hier mehr als Worte:

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Am Abend lud uns ein Mönch noch zu einer Privataudienz bei Tee und vermittelte uns ein wenig Wissen über den tibetanischen Buddhismus.

Der dritte Tourtag begann mit einem Notruf um 6.30 Uhr morgens. Uli, ein bis zum Vortag topfitter Sechziger – trainiert dreimal die Woche – kerngesund – keine für sein Alter sonst typischen Wohlstandserkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen – kann wie vom Blitz getroffen nicht mehr aufstehen. Seine Sprache ist verwaschen, ihm ist übel, er kann sich selbst nicht ohne Hilfe aus dem Bett erheben, er kann ohne Hilfe nicht stehen oder gehen. Er wirkt, als hätte er in der Nacht einen Schlaganfall erlitten.

Zwei starke Männer tragen ihn über zwei Stockwerke in den Begleitbus. Wir haben auf 3.500 m übernachtet. Wir sind erst drei Tage unterwegs. Ist er bereits Opfer der Höhenkrankheit oder hat er tatsächlich einen Schlaganfall erlitten? Gewissheit kann nur eine Computertomographie bringen. Deshalb machen wir uns sofort auf in das nur knapp drei Autostunden entfernte Krankenhaus in der Hauptstadt Ladakhs – nach Leh.

Und Uli hat Glück gehabt! Es ist kein Apoplex. Das Gehirn ist angeschwollen und hat zu den neurologischen Ausfällen geführt. Er ist schwer höhenkrank und leidet an einem Höhenhirnödem. Das lässt sich jedoch sehr gut mit Sauerstoffgabe und Medikamenten behandeln, das Ganze hat nur einen Haken: Leh liegt ebenfalls auf 3.500 m und die beste und wichtigste Therapie für Höhenkranke ist, die Höhe, die dieses Krankheitsbild verursacht, so schnell wie möglich zu verlassen.

Das ist jedoch nicht immer leicht zu vermitteln. Uli geht es nach Gabe der Medikamente und des Sauerstoffs nach einer Nacht wieder so gut, dass er wieder zur Gruppe im Hotel in Leh stoßen kann. Ich erkläre ihm, dass für ihn das Abenteuer über die höchsten Pässe der Welt leider schon beendet ist. Jeder erneute Aufstieg auf Höhen bis zu 5.400 m könnte wieder ein Höhenhirn- und/oder Lungenödem auslösen und ihm möglicherweise das Leben kosten. Uli ist einsichtig, bis er aus „gut informierten“ Teilnehmerkreisen erfährt, dass unser Endziel Manali ja nur auf 2.000 m liegt, und es ja folglich jetzt von 3.500 m auf 2.000 m hinunter ginge. Leider war den klugen Ratgebern entgangen, dass zwischen Leh und Manali noch fünf Pässe von bis zu 5.300 m und Nachtlager in Höhen von über 4.300 m bevorstanden.

Nach nochmaliger intensiver Aufklärung über die damit verbundenen Gefahren für Leib und Leben willigte Uli schließlich ein, am nächsten Tag das Flugzeug nach Dehli zu besteigen und sich damit in Sicherheit zu bringen.

Moti und ich erkundeten, ob eine Weiterfahrt Richtung Manali überhaupt möglich sein wird, nachdem wir Kunde erhalten hatten, dass die Straße in 70 km komplett weggespült worden sei. Die Arbeiten schienen gut voranzugehen, sodass Hoffnung Bestand, die Tour Richtung Manali in zwei oder drei Tagen fortsetzten zu können. Eine Fahrt zum Tso Morini war nicht möglich, da am Indusoberlauf ebenfalls die Straße durch die Fluten weggerissen worden war und die Reparaturarbeiten noch länger dauern sollten.

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Während ich Uli nach der Visite aus der Klinik ins Hotel gebracht hatte und dann mit Moti die oben geschilderte Erkundungsfahrt machte, war die Dane-Truppe mit Buddhi Richtung Khardung La aufgebrochen, ohne zu wissen, ob die Strecke wirklich schon befahrbar ist. Sie hatten Glück. Die Straße war zwar im Vergleich zu den Vorjahren in einem deutlich schlechteren Zustand, aber sie war zumindest bis zur Passhöhe befahrbar – die Abfahrt ins Nubratal war nach wie vor gesperrt.

Wie sehr sich die konditionellen Fähigkeiten der Dane-Teilnehmer 2015 unterschieden, zeigte sich an diesem Tag. Die Crew kam am frühen Nachmittag zurück und die meisten waren mit ihren Kräften am Ende. Die meisten aber nicht alle.

Christian war noch nicht ausgelastet. Er besorgte sich in Leh ein Mountainbike, fuhr zunächst und beschloss, den Khardung La nochmals mit dem Fahrrad zu befahren. Wegen der aufkommenden Dämmerung kehrte er nach 25 km von 39 km wieder nach Leh um.

Der eine oder andere Teilnehmer fragte sich bereits, warum er sich diesen Torturen ausgesetzt und was er sich damit angetan hatte. Doch das was die Himalaya-Heroen bisher erlebt an Strapazen erlebet hatten, sollte die folgenden zwei Tag noch toppen. Denn am 5. Tag ging es erst richtig zur Sache.

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Wir fuhren wir über den Chang La, 5.360 m, an den Pangong Tso – ein Salzsee auf 4.250 m Höhe an der tibetischen Grenze.

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25 % des Sees liegen auf indischen, 75 % auf tibetischen und somit chinesischen Gebiet. Das Besondere an diesem Übergang: Er ist fast durchgehend geschottert, er lässt kaum Zeit zum Verschnaufen, weil ein Schlagloch das andere jagt – wer es schafft, seinen Körper aus dem Sattel in die Senkrechte zu wuchten, fährt oft im Stehen, um sein Kreuz zu schonen und die unebene Piste auszubalancieren. Die Strecke ist nochmal so lang wie auf den Khardung La, beide Pässe sind tatsächlich fast gleich hoch: 5.363 m und 5.360 m. Die Übernachtung erfolgt dann im Zelt auf 4.250 m Höhe und jeder wusste, dass er am nächsten Tag die ganze Strecke wieder zurück fahren musste!

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Diese zwei Tage führten nun reihenweise zu Ausfällen. Die Ersten erklärten am Morgen, sie fühlten sich nicht mehr in der Lage, mit dem Motorrad wieder zurück nach Leh zurück zu fahren. Unterwegs nahm dann Buddhi einen weiteren Teilnehmer aus dem Feld, nachdem ihn seine Ennie bereits viermal abgeworfen hatte.

Kurz vor Ankunft in Leh flippte auch der sonst in sich ruhende Buddhi Sing aus, als ihm unser GröRaZ (größter Racer aller Zeiten) zum wiederholten Mal zeigen musste, wie gut und schnell er Motorrad fahren kann. Der Ungestüme schoss an Buddhi vorbei auf eine Brücke, vor der Buddhi gerade angehalten hatte, um einem LKW auf einer einspurigen Brücke die Vorfahrt zu gewähren. Unser GröRaZ wurde von dem entgegenkommenden LKW auf der Brücke so an das Geländer gepresst, dass er nicht einmal mehr umkippen konnte; der Fußbremshebel wurde so verbogen, dass eine Reparatur unumgänglich war.

Am Abend des 6. Tages waren einige Teilnehmer an die Grenzen ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit gekommen. Und auch die begleitenden Mechaniker! Mittlerweile sollte kein Teilnehmer mehr ausfallen, da sonst kein Fahrer für der führerlose Motorrad mehr übrig geblieben wäre.

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Doch es kam noch schlimmer! Am 7. Tag machten wir uns auf den Weg Richtung Tso Kar. Die Straßenarbeiter hatten hervorragende Arbeit geleistet, die weggespülte Straße war nach Umleitung des Flusses und Aufschütten mit großen Steinen und Kies wieder passierbar gemacht worden. Doch kurz nach dieser Passage war es das erste Mal soweit: Bisher waren alle Stürze relativ glimpflich ausgegangen. In den drei Jahren, die ich die Tour nun begleitete, waren es nie zu schwereren Verletzungen gekommen. Gut, das letzte Jahr hatte sich Michael bei seinem Sturz neben Becken und Wirbelsäulenprellung ein paar Zehen gebrochen. Dieses Mal aber war das zerborstene Schlüsselbein schon durch die Haut tastbar und auch der Tastbefund der Rippen ließ vermuten, was sich später in der Röntgendiagnostik bestätigte: Rippenserienfraktur von mindestens 3 Rippen, sowie Klavikulafraktur soweit disloziert, dass man ohne schlechten Gewissens eine operative Versorgung empfehlen konnte. Als Opfer mit Rucksackverband und Schmerzmittel versorgt und ab mit dem Auto nach Leh ins Krankenhaus und von dort mit dem Flugzeug nach Dehli, und zur definitiven Versorgung ab nach Hause.

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War´s das? Mitnichten! Schon auf dem Taglang La, 5.317 m, zeichnete sich das nächste Problem ab. Kay fühlte sich nicht wohl. Er schaffte es noch bis ins Zeltlager nach Tso Kar. Doch dort zeigte er ebenfalls Anzeichen eines beginnenden Hirnödems. Er wusste nicht mehr, wo er die letzten drei Tage gewesen war, ihm war schlecht und schwindelig. Ich gab ihm zunächst Sauerstoff und Ibuprofen. Sein Zustand besserte sich zunächst, aber nur kurzfristig. Letztendlich musste er mit dem Begleitbus unter ständiger Sauerstoffgabe auch zurück nach Leh ins Hospital und nach Stabilisierung am nächsten Tag von dort nach Dehli ausgeflogen werden.

Dass es auch Frauen zu diesem Abenteuer mit dem Motorrad nach Ladakh zieht, erfuhr ich im Zeltlager. Auch sie brauchten ärztliche Hilfe, da sich eine Teilnehmerin bei einem Sturz eine Platzwunde über den Schienbein zugezogen hatte, die sich mittlerweile deutlich infiziert hatte. Da eine Blutvergiftung drohte, empfahl ich, sie ebenfalls noch vor Einbruch der Nacht zur weiteren Versorgung nach Leh in das Krankenhaus zu bringen.

Am 8. Tag hatten wir also nicht mehr genügend Mechaniker, um die nun fahrerlosen Motorräder zu chauffieren. Sie zerlegten kurzerhand eines, um es auf dem Pickup mitzunehmen.

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Heute stand die längste Tour an: von Tso Kar bis Jispa. Bei der Hinfahrt in den letzten beiden Jahren hatten wir jeweils in Sarchu eine Übernachtung eingelegt. Diesmal wollten wir 2 Tagesetappen am Stück zurücklegen. Über 3 Pässe: Lachulung La, 5.059 m, Nakee La, 4.750 m, Baralacha La 4.890 m. Doch die Spannung blieb erhalten: Rüdiger verlor zwischen Pang und Lachulung La seine Papiere. Er hatte vergessen, den Reißverschluss seines Tankrucksackes zu schließen, den er auf dem Sozius montiert hatte. Den Verlust bemerkte er aber erst auf der Abfahrt vom Lachulung La. Also den 5000er Pass nochmals zurück bis Pang. Christian begleitete ihn. Doch die Suche blieb vergeblich.

Und die beiden hatten auf die ohnehin schon 230 km lange Tour noch 40 extra Kilometer und etliche Höhenmeter darauf gepackt. Sie kamen somit aber in den Genuss, mit Moti, der in Sarchu auf sie gewartet hatte, einmal über den Himalaya im Highspeed zu „fliegen“. Für Rüdiger jedoch keiner wirklicher Trost. Und das Spannendste hatte er noch vor sich: Lassen ihn die Inder überhaupt ohne Papiere ausreisen. Doch davon später mehr.

Noch erwartete uns ja der letzte Tourtag: der Rohtang La – 3.978 m – bisher einer der gefürchtetsten Übergänge – der „Leichenberg“ – der uns die letzten Jahre immer mit Schlammpisten und –löchern herausgefordert hatte – Sven hat bis heute „sein“ Schlammloch nicht vergessen (siehe Dane-Video (https://www.youtube.com/watch?v=bmFMfb4fdxY) über den Versuch, ein Motorrad aus einem Schlammloch zu bergen!). Doch auch dies war heuer anders. Kaum Schlamm, nur unfreiwillige Wartezeit bei 35° vor einem Bagger, der sich an der Piste zu schaffen machte. Und zu guter Letzt: 10 km vor Ankunft in Manali ergoss sich der Monsun über uns, sodass sich zwei Teilnehmer noch entschlossen, ihre Regenkombis anzulegen.

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Von ursprünglich 24 gestarteten Teilnehmern erreichten auf den Motorrädern dieses Jahr nur 20 das Ziel in Manali. 2 wurden höhenkrank, 1 verletzte sich schwer, 1 gab auf und genoss die Reise dann im Begleitbus.

Dieses Jahr sollte alles anders werden. Besser. Einfacher. Stressfreier. Die Bilanz: 21 Stürze, 1 Totalschaden, 3 ausgeflogene verletzte bzw. erkrankte Teilnehmer, unzählige Reparaturen.

So kann man sich täuschen!

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Buddhi und ich glücklich, dass wir alle mehr oder weniger heil wieder nach Hause gebracht haben!

Dass die Teilnehmer, die die Strapazen letztendlich überstanden haben, stolz und glücklich sind, und diese Reise tatsächlich als ein in ihrem Leben einmaliges Erlebnis betrachten, ist gerade darin begründet, dass sie all diese Schwierigkeiten in dieser unbeschreiblich schönen Landschaft des Himalaya er- und überlebt haben.

Mehr über diese fantastische Tour findet ihr auf Facebook unter #dane trophy 2015, in der die Teilnehmer über ihre Erlebnisse berichten und schöne Bilder und Videos der Reise publiziert haben.

Doch die Dane Transhimalaya Tour 2016 steht bereits. 18 haben bis heute bereits gebucht. 25 überlegen noch. Vielleicht gibt es 2016 sogar 2 Touren.

Aber diese Tour wird nicht leichter, im Gegenteil: Wir haben sie nochmals gestrafft, wir fahren dieses Mal von Shimla nach Leh und weiter nach Srinagar in nur 9 Tagen!

 

Weitere Infos zur Tour 2015 im Tagebuch von Jens Föhl unter http://www.motoport.de/dane-trophy/category/transhimalaya-2015-tagebuch/

Bilder zur Tour:

https://goo.gl/photos/88fHe3ZdNwqf1x4y7

 

 

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Dane Transhimalaya Trophy 2014

Dane Transhimalaya Trophy 2014

Bilder zur Tour vom Meisterfotografen Christian Brandstätter

Die Geschichte dieser Reise beginnt am 6. August 2013. Bevor wir am frühen Morgen die letzte Etappe von Jispa nach Manali in Angriff nahmen, kam Jens Föhl zu mir und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, die Trophy 2014 als Tourarzt zu begleiten. Ich sagte zu.

Meine Vorbereitungen begannen noch im Herbst 2013. Ich schlug zunächst vor, den Himalaya 2014 weiter östlich zu durchqueren: von Kathmandu in Nepal vorbei am Everest Basecamp hinüber nach Tibet bis Lhasa. Ich drang jedoch mit meinem Vorschlag nicht durch.

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Durchsetzen konnte ich schließlich, dass wir die Tour nicht wie 2013 wieder von Leh zurück nach Manali fahren, sondern nach Westen Richtung Kashmir nach Srinagar fortführen. Das Kashmir-Tal ist zwar seit der Unabhängigkeit Indiens immer wieder Ort kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Indien und Pakistan, gilt jedoch als die schönste Landschaft Indiens und wird als die Schweiz Indiens bezeichnet. Das Auswärtige Amt hält zwar seine Reisewarnung aufrecht, jedoch gab es seit dem letzten Terroranschlag auf das indische Parlament durch islamische Terroristen aus dem Kashmirtal keine Bombenanschläge mehr in Srinagar. Solange man sich nicht am Abend in die Altstadt von Srinagar oder in abgelegene Seitentäler Richtung Pakistan wagt, gilt das Risiko für überschaubar.

Außerdem wollten wir den Abstecher in die Hochebene um den Tso Morini zu den tibetanischen Nomaden nachholen, auf den wir 2013 wegen der lebensbedrohlichen Erkrankung eines Teilnehmers verzichten mussten.

Meine Ausgangssituation hatte sich jedoch auch grundsätzlich verändert: War ich 2013 noch einfacher Tourteilnehmer, der als Arzt nur die üblichen Pflichten als Ersthelfer zu gewährleisten hatte, so trug ich nun als offiziell beauftragter Arzt die volle medizinische Verantwortung für alle Teilnehmer. Dass dies nicht nur für die europäischen Teilnehmer, sondern auch für das Personal des indischen Expeditionsunternehmens galt, wurde mir schlagartig während der Tour bewusst, als einer der Fahrer des Versorgungsjeeps in einem Höhenlager fast an den Folgen der Höhenkrankheit ums Leben gekommen wäre. Dazu später mehr.

Zunächst verfasste ich im März 2014 eine Zusammenfassung aller medizinischen notwendigen Informationen zu dieser Reise wie notwendige und empfehlenswerte Impfungen, Umfang der Reiseapotheke, zu erwartende Reiseerkrankungen und empfahl Teilnehmer über 45 Jahren einen Gesundheitscheck (siehe hierzu auch das Fazit aus dem letztjährigen Reisebericht).

Die Anspannung unmittelbar vor Abflug hielt sich dennoch in Grenzen, da ich ja den ersten Teil der Route bereits kannte und wusste, dass ich den Anforderungen und Anstrengungen schon einmal gewachsen war. Gespannt war ich natürlich auf die Teilnehmer 2014, waren es doch doppelt so viele wie 2013.

Ich kannte die Teilnehmerliste, wusste jedoch nicht, mit welchen gesundheitlichen und fahrerischen Voraussetzungen die diesjährigen Mitglieder der Expedition an den Start gingen. Ich war einigermaßen überrascht, als ich die Mitreisenden erstmals in Wien traf und feststellen musste, dass ich diesmal nicht der Älteste war, sondern mich im Mittelfeld wiederfand. Der Älteste war diesmal 73 Jahre alt! Es folgten einige 60 Jährige. Der jüngste Teilnehmer stand kurz vor seinem 29. Geburtstag. Konnte das gut gehen?

Hätte ich das vorher gewusst, ich hätte von jedem Reisenden eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung samt Vorerkrankungen, Medikamente, Allergien eingefordert und mir eine Kartei angelegt. Wieder etwas dazu gelernt! Es sollte jedoch nicht so schlimm werden. Mein Adrenalinspiegel senkte sich, je länger wir unterwegs waren. Denn: Die „Alten“ waren – von einer Ausnahme einmal abgesehen – topfit!

31.7.2014

Wecken 4.00 Uhr, Abfahrt zum Flughafen München 4.30 Uhr. Ankunft 5.35 Uhr.

Da ich dieses Mal eine separate Notfalltasche mitführte, muss ich erst noch am Schalter ein zusätzliches Ticket für Extragepäck lösen.

Die Maschine der Lufthansa startet pünktlich um 7.00 Uhr in München, um 8.00 Uhr bin in Wien. Um das Gepäck muss ich mich nicht kümmern. Das wird automatisch in die Maschine der Austrian Airline nach Dehli verladen.

Ich suche den Ruheraum auf, höre Musik, döse noch und schon ist es kurz vor Mittag. Um 12 Uhr treffe ich Jens mit seiner Truppe aus Hamburg. Die Gruppe aus Frankfurt hat etwas Verspätung, erreicht aber den Flieger noch.

Um 13.30 Uhr heben wir ab nach Dehli. Ortszeit 23.45 Uhr, zuhause ist es erst 20.15 Uhr landen wird. Der Flug ist ruhig.

Nach der Einreise stehen wir vor dem Flughafen und suchen Moti und Buddhi. Vergeblich. Wir fragen in Deutschland nach. Sven versucht die beiden zu erreichen, was ihm schließlich gelingt. Moti war Zeuge eines Unfalles, wurde von der Polizei vernommen und konnte uns daher nicht abholen. Wir schnappten uns einige Taxis und fahren in das Ashok Country Resort, 14 km vom Flughafen entfernt. Mittlerweile ist es 4 Uhr morgens. Müde gehen wir zu Bett. Die Truppe hat den ersten Schock erstaunlich gelassen weggesteckt. Immerhin wussten wir für einige Stunden nicht, ob die Expedition überhaupt starten kann. Wäre Moti nicht Zeuge – wie sich dann herausstellte – sondern schwerverletztes Opfer des Verkehrsunfalls gewesen, wäre das auch gleich das Ende unserer Dane Trophy 2014 gewesen und wir hätten uns auf die Schnelle ein Alternativprogramm überlegen können.

 1.8.2014

Wir schlafen bis 10 Uhr. Frühstücken. Treffen Moti und Buddhi. Große Freude des Wiedersehens. Um 13 Uhr fahren wir mit einem Touristenbus zunächst zum Mittagessen und anschließend zur Freitagsmoschee. Von dort genießen wir mit Rikschas eine Fahrt durch die Basarviertel. Um 19 Uhr sind wir zurück im Hotel. 20 Uhr Abendessen.

2.8.2014

4.30 Uhr Frühstück. 5.00 Uhr Abfahrt zum Flughafen. Flug nach Chandhigar. Dann 10 Stunden mit dem Bus nach Manali. Abenteuer pur, vor allem für die, die das noch nicht erlebt haben. Überholt wird an allen möglichen und unmöglichen Kurven. Wenn es hart auf hart geht, steht das überholende Fahrzeug direkt vor dem entgegenkommenden, beide bremsen ihr Fahrzeug bis zum Stand ab, bis der Überholende hinter dem zu Überholenden wieder einscheren kann. Nichts für schwache Nerven, aber eine gute Einführung in den indischen Straßenverkehr.

Nachmittag holt uns der Monsun ein und es gießt aus allen Kübeln.

Wir schütteln uns nach 4-5 Stunden die Gelenke etwas aus, machen Lunch, schauen beim Regen in das Kullu-Tal und dann geht’s weiter in den späten Nachmittag. In der Dämmerung passieren wir Kullu, die Stadt, die dem Tal den Namen gab. Wer glaubt, die Fahrer würden in der Dunkelheit langsamer fahren, irrt. Jetzt geben sie nochmal richtig Gas auf den letzten 40 km nach Manali. Kein Spaß für empfindliche Gemüter. So landen wir schließlich wieder im Hotel Highland etwas außerhalb von Manali; den Komfort hatten wir im Vorjahr schon sehr genossen. Müde von den Reisestrapazen der letzten drei Tage freuen wir uns nach dem Abendessen auf unser Bett.

 3.8.2014

Freude auf die erste Ausfahrt mit den urigen, im tiefen Bass vor sich hin brummenden Royal Enfield Bullet 500. Es geht hinauf in das Skiressort Solang zur Talstation der Kabinenbahn. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, man sei in den Alpen unterwegs. An den Zielhängen tummeln sich ein paar Dutzend Gleitschirmflieger, die die ersten Flugversuche unternehmen. Neben der Talstation machen mir in einer der Teestuben Pause und schauen dem bunten Treiben zu. Mr. Moti repariert derweil ein kleines Kinderfahrrad.

Schon die ersten Kilometer hinauf nach Solang geben uns wieder eine Vorahnung, was uns auf den Rohtang La wieder erwartet, Baustellen, Schlamm und Schlammlöcher.

Zurück von unserer Ausfahrt erweist mir Mr. Moti die Ehre, sein Heimatdorf, sein Haus und seine Familie kennenlernen zu dürfen. Dazu möchte ich seine Lebensgeschichte kurz vorstellen.

Moti ist das jüngste von 14 Kindern. Sein Vater hatte 2 Frauen mit denen er jeweils 7 Kinder zeugte. Er stammt ursprünglich aus dem Pattan-Tal im Distrikt Lahoul, das zu seiner Kindheit 6 – 8 Monate durch die Unpassierbarkeit des Rohtang La von der Außenwelt abgeschnitten war. Seine Eltern brachten ihn daher – als er das Schulalter erreichte – in ein kleines Dorf 4km oberhalb von Manali, wo er die Grundschule besuchte. Er lernte dort neben Lesen, Schreiben und Rechnen auch ein wenig Englisch. Seine Eltern bauten dort ein kleines Haus am Berghang ca. 30 Minuten über dem Dorf, umgeben von einer mit Apfelbäumen blühenden Wiese. Nach der Schule genoss er zunächst bis zu seinem 26. Lebensjahr das Leben in vollen Zügen, zog mit Freunden durch die Berge, fuhr Motorrad und half gelegentlich bei der Apfelernte. Seine Mutter steckte ihm Geld zu. Dies änderte sich schlagartig, als sie plötzlich verstarb. Sein Vater gab nur noch Geld gegen Leistung und empfahl ihm, sich endlich eine vernünftige Arbeit zu suchen. Da sein Dorf zunehmend von Touristen aufgesucht wurde und sich dort zunehmend Reiseunternehmen ansiedelten, konnte er dort schließlich bei der Muttergesellschaft von Motorcycle Expedition – den Himalaya Frontiers anheuern. Heute gilt er für seine Arbeitgeber als Universalgenie. Er ist nämlich sowohl in der Lage, Motorradtouren für Motorcycle Expedition als auch Trekking Touren für die Himalaya Frontiers zu führen.

Herzlich werde ich von seiner Frau und seinem Sohn empfangen. In seinem Haus kommt sein 88jähriger Vater dazu. Seine Frau reicht Tee und Kekse. Wir unterhalten uns eine Stunde, dann brechen wir wieder auf nach Manali.

Um 20 Uhr trifft sich unsere Gruppe zum Abendessen in Old Manali. Nach dem gemütlichen Essen gehen wir früh zu Bett. Morgen geht´s los! In der Nacht regnet es. Wir erwarten eine Schlammschlacht am Rothang La.

 4.8.2014

Nach dem Frühstück brechen wir auf. Es hat aufgehört zu regnen. Es ist frisch. Wir schrauben uns die knapp 60 km hinauf auf den „Leichenberg“. Doch die Strecke ist dieses Jahr längst nicht so schlammig wie vergangenes Jahr. Auch auf der Abfahrt in den Lahoul-Distrikt fahnden wir vergeblich nach dem großen Schlammloch, das Sven Svenson zum Verhängnis wurde und ihm alle Kräfte raubte.

Obwohl wir dieses Mal mit 20 Enfields die Pässe stürmen, kommen wir gut voran. Keine Stürze. Keine Probleme. Auch wenn das Durchschnittsalter der Truppe fast eine Rentnergang erwarten ließ – sie chauffieren die königlichen Bikes souverän!

Meine erste Vermutung bestätigt sich: Wer sein Bike souverän beherrscht, spielt sich auch auf dem Highways des Himalaya. Meine zweite Vermutung widerlegt Martin: Ich hatte Offroad Erfahrung für unabdingbar gehalten: Er hat außer Renncircuits und asphaltierten Straßen in Europa noch keine Offroadpisten gefahren. Aber er ist eins mit dem Untersatz zwischen seinen Beinen. Ganz wie Prof. Spiegel es in seinem legendären Buch „Die obere Hälfte des Motorrads“ beschrieben hat.

Rasch erreichen wir unseren Lunchposten in Gramphu Junction. Wir sind im Tal des Chandra Flusses angekommen, stärken uns und hämmern dann dem Fluss entlang bis zu unserer letzten Tankstelle in Tandi. Hier fließen der Chandra und der Bagha Fluss zusammen. Nachdem wir die Tanks gefüllt haben, folgen wir nun dem Bagha flussaufwärts vorbei an Keylong bis nach Jispa. Im Hotelgarten genießen wir die Aussicht ins Tal und unser Kingfisher (unser wertvoller Begleiter auf dieser Reise). Einem von uns schmeckt´s so gut, dass er die nächsten Tage nur noch „Kingfisher“ gerufen wirdJ).

5.8.2014

Ein strahlender Morgen erwartet uns. Heute überschreiten wir die 4000er Grenze. Die Auffahrt zum Baracha La, dem 4890 Meter hohen Pass, der die Täler des Yunan und des Bhaga trennt, verspricht Motorradgenuss vom Feinsten. Zunächst überqueren wir einen bis zu 40 cm tiefen und 100 m langen Schmelzwasserfluss, der unsere Straße quert, bei Patseo machen wir an einem klaren Hochgebirgssee Rast und schießen dann die gut ausgebaute Straße den Pass hinauf. Die Luft wird dünner. Die Lungen pumpen vor allem, wenn wir stehen bleiben. Beim Fahren mit offenem Visier drückt uns der Fahrtwind die Luft in die Lungenbläschen, sodass keine Atemnot aufkommt. Immerhin beträgt der Sauerstoffpartialdruck nur noch ein Drittel dessen, was wir zu Hause auf Meereshöhe serviert bekommen.

Die Piste wird wieder bergab wieder anspruchsvoller. Mittagessen im Zelt. Powernapping. Und weiter geht´s hinab in das Adventurecamp Sarchu. Sagenhafte Abfahrt entlang der Schlucht, in der der Yunan ins Tal stürzt. Traumhafter Sonnenuntergang mit zeitgleichem Mondaufgang.

Erste Nacht auf über 4200 m. Und es passiert: die Höhe ergreift Besitz von uns – Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Appetitverlust.

Der Einzige, der fröhlich lacht, seine Marlboro genussvoll durchzieht und keinerlei Probleme hat: unser Genussraucher Reinhold!

6.8.2014

Das Frühstück schmeckt nur wenigen. Die Motoren brummen bereits. Wir starten in einen traumhaften Morgen. Bei Sarchu verlassen wir den Bundesstaat Himachal Pradesh und gelangen nach Ladakh. Die Landschaft ist karg, bizzar. Felsformationen ocker bis braun. Wir kurven hinauf auf den Nakee La und weiter auf den Lachung La. Der Lachulung La liegt in der Region Ladakh im indischen Bundesstaat Jammu und Kashmir. Er trennt die Täler des Tsarap Chu und des Tozay Chu, welche beide über den Zanskar dem Indus zufließen. Und wir haben erstmals die 5000er Marke überschritten. Wir stehen auf 5.059 m. Die Kopfschmerzen sind vergessen. Und der nächste Höhepunkt naht im Abstieg: Kurz vor Pang verengt sich die Schlucht zu einem einzigartigen Canyon. Die Straße ist sensationell in die Felsen geschlagen und windet sich hinab zum Flussgrund. Nach einer ausgiebigen Foto- und Videosession geht es weiter zum Verpflegungscamp in Pang.

Nachdem wir uns wieder gestärkt haben, nehmen wir die 26 Kehren hinauf in die Pang Moore Plains. Es folgt eine unbeschreiblich schöne, wüstenhafte Hochebene mit einer Hochgeschwindigkeitsstrecke: Die Straße ist über 40 km durchgehend asphaltiert.

Dieses Jahr fahren wir jedoch nicht weiter über den Taglang La, sondern biegen in die Sandpiste nach Tso Kar, einem Salzsee ab. Heute übernachten wir auf 4.500 m. Kaum steigen wir von unseren Bikes, kommt die Müdigkeit, die Kopfschmerzen und bei dem einen oder anderen die Übelkeit. Die Ersten kämpfen mit dem Reisedurchfall und suchen mehrfach am Tag und in der Nacht das gewisse Örtchen auf. Manchmal muss auch ein Felsen reichen.

Ich verzichte heute auf das Abendessen, lege mich früh hin, doch dann erfolgt der erste Notarzteinsatz. Heute liegt Jens flach, hat Schüttelfrost. Geht ihm nicht gut. Doch schon am nächsten Morgen ist er wieder einigermaßen fit.

7.8.2014

Die Nacht war bescheiden. Kaum geschlafen. Kopfschmerzen. Übelkeit ist besser. Also rauf auf die Enfield. Die heutige Ettape ist fast durchwegs offroad. Vorbei an tibetanischen Exil-Nomaden gelangen wir in ein Dorf von Exil-Tibetern. Als wir ankommen, tagt der Gemeinderat. Die Kinder aus den umliegenden Nomadenzelten essen zu Mittag. Christian – unser Profifotograf – sammelt spontan und überreicht dem Schulleiter eine Spende unserer Gruppe.

Nun geht es hinauf zum Tso Morini, einem größeren Salzsee bis in das Zeltlager von Karzok auf 4.600 m. Die Landschaft ist einzigartig. In der Ferne ziehen Regenwolken auf. Regen fällt bei uns nicht. Die Sonne bietet großes Theater.

Wir besuchen das Kloster und wohnen einer Puja – (Andacht) – bei. Anschließend zieht es mich auf den Berg über dem Dorf. Die Aussicht ist im wahrsten Sinne atemberaubend.

Es wird die dritte Nacht auf über 4000 m. Die Akklimatisation ist noch immer nicht eingetreten. Wieder wenig Schlaf, Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit. Trinken und Essen fällt schwer.

Für den Ersten wird es lebensgefährlich:

Um 21.00 Uhr holt mich Gopal, unser zweiter Guide. Einem Fahrer gehe es schlecht. Ich treffe auf einen kaum noch ansprechbaren jungen Mann, er weiß nicht mehr, wo er ist, wer er ist. Er reagiert kaum mehr auf Ansprache. Er atmet schwer. Er bietet alle Zeichen einer ausgeprägten Höhenkrankheit mit Hirn- und beginnendem Lungenödem.

Schluss mit lustig. Der Patient muss unter abschwellender Medikation und Sauerstoffgabe sofort tiefer gebracht werden. Ich schicke Gopal mit dem Patienten sofort in das 7 Stunden entfernte Leh ins Hospital und bleibe bei unserer Truppe. Die Entscheidung ist schwierig, aber im nach hinein richtig.

8.8.2014

Denn nun fordert die Höhe und das fremde Land ihre Opfer. Auf der Abfahrt vom Tso Morini in das Industal erwischt es Michael aus Berlin: Auf einer scheinbar einfachen Strecke gerät er auf dem Asphalt in einer Kurve auf Sand, verbremst sich, kommt leicht von der Straße ab, prallt mit rechtem Fuß und Sturzbügel gegen einen Felsen, kommt ins Schlingern und stürzt. Motorrad Totalschaden: Öl tropft aus dem Motorgehäuse, Schalldämpfer zerstört, Schaltung kaputt. Die Maschine muss schließlich verladen werden. Michael kann mit Hilfe wieder in die Senkrechte befördert werden, klagt aber über starke Rücken- und Beckenschmerzen. Der rechte Fuß verbleibt bis zum Krankenhaus im Schuh. Er setzt die Reise unter starken Schmerzmitteln im Bus fort. Das nächste Krankenhaus ist 7 Stunden entfernt.

Doch auch Eckehard ist nun Opfer der Höhe und der Reisediarrhoe geworden. Er fühlt sich schwach, das Atmen fällt ihm schwer und das Herz schlägt völlig unregelmäßig. Ein Myokardinfarkt ist nicht ausgeschlossen. Er muss ebenfalls sofort runter vom Motorrad und ins Krankenhaus.

Die wunderschöne Straße entlang des Indus bis nach Leh können sie nicht mehr genießen. Und wie unwägbar die Risiken in diesem Abschnitt der Erde sind, müssen wir tief im Industal erfahren. Plötzlich geht nichts mehr. Die Straße ist durch meterhohe Felstrümmer versperrt. Eine Riesen Bulldozer versucht die Straße frei zu räumen als plötzlich hinter ihm und kurz darauf vor ihm das gesamte Felsmassiv droht einzustürzen. Wir ziehen uns aus dem Gefahrenareal etwas zurück, als sie plötzlich auch noch auf unserer Höhe versuchen, den Fels anzubohren und sich drohend Geröll über uns löst. Nach bangem Warten risikiert der Raupenfahrer doch nochmal sein Leben und räumt die Felsbrocken zur Seite sodass wir unter Stoßgebeten die bedrohte Passage so schnell wie möglich hinter uns bringen. Schließlich landen wir doch noch in Leh, dem Mittelpunkt Ladakhs.

Ich liefere sofort meine beiden Patienten im Hospital ein. Gott sei Dank kann bei Eckehard ein Herzinfarkt anhand des EKGs ausgeschlossen werden. Seine Extrasystolen sind am ehestens den Elektrolytverschiebungen durch die tagelangen Durchfälle zuzuschreiben. Er erhält Elektrolytinfusionen, ein Antibiotikum und bleibt eine Nacht zur Überwachung im Hospital.

Auch für die Michael ist der Unfall glimpflich ausgegangen. Die Röntgenbilder der Wirbelsäule, des Beckens und der Füße zeigen zunächst keine Frakturen. Erst die Aufnahmen in Deutschland zeigen, dass 3 Zehen gebrochen sind. Auch er bleibt eine Nacht zur intensiven Schmerztherapie im Krankenhaus. Da in Indien die Angehörigen die Patienten versorgen müssen, bleibt Gopal die Nacht im Krankenhaus und versorgt die Patienten mit Essen und Trinken.

Ich suche unseren Fahrer. Er war von Gopal am frühen Morgen eingeliefert worden. Es hatte gerade noch gereicht. Bei Eintreffen lag seine Sauerstoffsättigung noch bei 60%. Unter hochprozentiger Sauerstoffgabe und abschwellenden Maßnahmen bildete sich Hirn- und Lungenödem zurück. Die Thoraxaufnahme zeigte eine voll ausgeprägtes Lungenödem. Jetzt ist er wieder voll orientiert. Er wird zwei Tage später voll genesen wieder zu uns stoßen.

Ich erhole mich die Nacht bei endlich kopfschmerzfreien Schlaf.

9.8.2014

Während die Karawane auf den Khardang La zieht, besuche ich meine Patienten im Krankenhaus und veranlasse die Entlassung in meine weitere ambulante Behandlung im Hotel. Der Zustand Eckeharts bessert sich rasch. Nach Gabe des Antibiotikums sistiert der Durchfall allmählich und er erholt sich. Die Weiterfahrt auf dem Motorrad untersage ich ihm, da ich kein weiteres Risiko eingehen möchte. Michael wechsele ich die Verbände und bitte ihn, zunächst möglichst wenig aufzustehen und zu laufen, sondern beide Füße konsequent hoch zu lagern. Auch für ihn ist die Motorradexpedition hier zu Ende. Die Weiterreise muss er mit Eckehart im Bus antreten. Glücklicherweise sind beide einsichtig und erholen sich rasch.

Ich gehe nachmittags wieder in die Stadt, besuche verschiedene Kunstläden, den Gemüse- und den Kunstmarkt, genieße ein Bier auf der wunderschönen Dachterrasse des Il Forno und schaue dem Treiben auf der Hauptstraße von Leh zu, erwarte den Sonnenuntergang und schlendere schließlich zurück in unser Hotel (http://www.spicnspanladakh.com) in der Old Road (Old Road, Leh, 194101, Ladakh (India) Tel: +91 1982

10.8.2014

Heute ist frei. 15 Teilnehmer interessieren sich für die nahe gelegenen buddhistischen Klöster. Ich habe angeboten, die Gruppe in das Kloster Thikse zu führen. Moti, unser Motorrad Guide organisiert einen Kleinbus.

Thikse ist eines der größten Klöster im Industal ca. 17 km flussaufwärts in der Nähe von Shey, einem alten Königspalast. Ich erläutere am Eingang die Hintergründe des Buddhismus im Allgemeinen, und die Entwicklung des Klosters und der jeweiligen Räume im Besonderen. Nach eingehender Besichtigung wandern wir zu Fuß in das Dorf, von wo aus sich die ganze Pracht dieses Klosters entfaltet. Am frühen Nachmittag kehren wir zurück ins Hotel, wo uns am Nachmittag verschiedene Kostproben ladakhischer Volkstänze dargeboten werden.

11.8.2014

Früh morgens verlassen wir Leh auf dem Leh – Srinagar – Highway. Wir kurven weiter entlang des Indus in immer faszinierendere Welten. Gegen Mittag landen wir schließlich in einer von Sandstein geformten Mondlandschaft. Über dem Tal drohnt eines der imposantesten Klöster des Industals: Lamayuru! Wie ein Adlerhorst drohnt es über dieser imposanten und doch so abstrusen Landschaft. Einige wenige folgen mir nach dem Mittagessen in das Kloster, das neben einer fantastischen Aussicht in das Tal wertvolle Statuen und Wandmalereien aufweist.

Über den Zoji La ( 3,528 m) verlassen wir den buddhistischen Kulturkreis Ladahks Richtung Kargil, das nun durch die Moslems geprägt ist. Dass es hier auch mit der Toleranz gegenüber Andersdenkenden vorbei ist, merken wir spätestens in unserem Hotel, als uns zunächst alkoholische Getränke komplett verweigert werden und schließlich doch 7 Bier in Alufolie eingepackt für 20 durstige Kehlen gereicht werden. Wir haben´s überlebt! Wurde uns doch zunächst angedroht, wir müssten um 3 Uhr starten, um rechtzeitig über den letzten Pass, den Fotu La at 4,108 m in das Kashmir-Tal zu gelangen.

12.8.2014

Schließlich ließ ich Mr Moti doch bis 5 Uhr schlafen. Wir starteten um 6.00 Uhr. Die Luft war klar, etwas kühl. Langsam stampften unsere Enfields die hundert Kilometer auf den letzten Pass. Wir waren gespannt: Es war die Rede von der steilsten Abfahrt und der schlammigsten, die uns nun erwarten würde. Doch Petrus hatte es gut mit uns gemeint. Das Wetter war in den letzten Tag wohl so trocken gewesen, dass uns eine schaurige Schlammabfahrt über diese zum Teil extrem ausgesetzten und auch steilen Rampen erspart blieb. So konnten wir die Aussicht und das wunderbare Panorama genießen. Im Talboden angekommen, fanden wir uns plötzlich in der Schweiz Indiens: Abgesehen von den Berghütten, die nicht an unsere alpenländische Almhütten heranreichen, ist die Landschaft verblüffend ähnlich, die Berghänge grün, bewaldet, rauschende Wildbäche. Ein Traum. Wir machen nochmals Rast, bevor wir die letzten Kilometer bis nach Srinagar an den Dale Lake unter die Räder nehmen.

Nach über tausend Kilometer durch die faszinierendsten Landschaften dieser Erde stellen wir unsere Royal Enfields an einem Parkplatz am Dale Lake ab und lassen uns auf Booten samt Gepäck zu unserer letzten Unterkunft bringen: auf die berühmten Hausboote in Srinagar, ausgestattet wie good old british flats. Wir genießen die Ruhe, die Ausblicke auf die uns umgebenden Berge und freuen uns, dass wir alle mehr oder weniger gesund hier angekommen sind.

Den Tourabschluss feiern wir mit einer einheimischen Band auf einem Schiff bis tief in die Nacht hinein.

13.8.2014

Nach gemütlichem Frühstück lassen wir uns in die Altstadt von Srinagar bringen. Obgleich der Markt und die Moscheen durchaus eine Ausstrahlung haben, fehlt dem Besucher hier der tolerante Flair Ladahks. Die Bewohner hier sind bei weitem weniger freundlich, die Händler aufdringlicher und zum Teil aggressiv, sodass die meisten von uns froh sind, wieder ihre Ruhe auf dem Hausboot genießen zu können.

Gemütlich lassen wir den letzten Tag auf unseren Hausbooten ausklingen.

14.8.2014

Wir starten früh zum Flughafen nach Srinagar. Die Sicherheitskontrollen hier nehmen fast paranoide Züge an. Die Koffer, Taschen und das Handgepäck werden bis zu viermal in Augenschein genommen. Mancher nimmst mit Humor, anderen reichts. Sie wollen nur noch nach Hause. Dass es den meisten reicht, merken wir in Dehli: Von den 20 Teilnehmern wollen nur noch 4 nochmals zum Sightseeing in die Stadt, die übrigen wollen ihre Ruhe und warten auf die Heimflug. Um 20.30 Uhr geht’s zum internationalen Flughafen.

 15.8.2014

Um 1.35 Uhr Ortszeit hebt die Maschine ab Richtung Wien. Wir landen um 5.37 Uhr. Gemeinsam verbringen wir die Wartezeit im Cafe am Flughafen. Um 8.15 Uhr verabschiede ich mich von der Truppe, und lande schließlich um 9.45 Uhr wieder in München.

Fazit:

Wieder war es eine aufregende Reise. Der Verlauf hat gezeigt, dass es eine abenteuerliche Reise mit vielen Unwägbarkeiten und Gefahren bleibt. Die Risiken für jeden Einzelnen sollten nicht unterschätzt werden. Trotzdem wird jeder begeistert nach Hause kommen und von diesem Abenteuer schwärmen.

So let´s do it again 2015:))

 

 

 

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Dane Transhimalaya Trophy 2013

Mit Royal Enfields in das Land der hohen Pässe – Ladakh
„Der Himalaya ruft“! Dane – eine Marke der MotoPort e. K. aus Oldenburg suchte die
ultimativen Testcrew für den Härtetest. Im April 2013 las ich diese Aufforderung in
einer Motorradzeitschrift.

Gewinnspiel DANE

Gewinnspiel DANE

Seit Kindertagen fasziniert mich das höchste Gebirge der Welt. Als Schulkind
lauschte ich gespannt einer nepalesischen Delegation, die unsere Volksschule in
Fischbachau im oberen Leitzachtal besuchte. Als Jugendlicher durfte ich während
meiner Ausbildung am Amtsgericht Miesbach und Landgericht München II den
Direktor des Amtsgerichts in Miesbach und seine Frau auf den Touren durch die
einheimischen Berge begleiten, wenn sie sich wieder auf ihre Expeditionen in den
Himalaya vorbereiteten. Fasziniert folgte ich ihren Berichten. Später las ich begeistert
jede Reportage, jedes Buch, sah jeden Film von und über Reinhold Messner, Erhard
Loretan, Peter Habeler, Gerlinde Kaltenbrunner.
Da ich nicht nur begeisterter Bergsteiger, sondern auch Motorradfahrer bin, erschien
mir die erste Annäherung an mein Traumgebirge mit Motorrad besonders reizvoll, um
mir erste persönliche Eindrücke vom Himalaya und seinen grandiosen Passstraßen
zu machen.
Warum also nicht den Einstieg suchen über die höchsten Passstraßen in Ladakh?
Zunächst bewarb ich mich wie ca. 450 weitere Interessenten um einen Gratisplatz.
Leider zählte ich nicht zu den Gewinnern. Als aber kurz darauf eine Mail folgte, dass
noch Restplätze frei sind, buchte ich die Reise. Das Gesamtpaket mit 1990 € plus
Flugkosten bot ein sehr interessantes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Zwei Probleme galt es noch kurzfristig zu lösen:
Bereits zu Beginn des Jahres hatte ich mit meiner Frau und im Betrieb den
3wöchigen Jahresurlaub für Ende Juni/Anfang Juli festgelegt. Meine Frau stimmte
schließlich zu, dass ich den Urlaub um 1 Woche verkürzte und mein Abteilungsleiter
genehmigte die Reise nach Indien, obwohl mein Kollege zu dieser Zeit bereits Urlaub
eingetragen hatte.
Und meine Frau musste das erste Mal in 22 Jahren unseren Hochzeitstag ohne mich
feiern.
Also Visum besorgen, Impfungen auffrischen und ergänzen, Reiseapotheke
zusammenstellen, packen und auf zum Flughafen München. Fast hätten Unfälle und
Staus auf der A8 am Irschenberg und auf der A9 zwischen Kreuz München-Nord und
Eching das Erreichen des Fliegers noch verhindert.
25./26. Juli 2013
Doch gerade noch pünktlich zum Boarding um 19.15 Uhr erreichte ich den Flug LH
262 München-Dehli am 25.7.2013. Um 19.50 Uhr hoben wir ab.

1_ München - Dehli
Mit 3,5 Stunden Zeitverschiebung landeten wir am 26.7.2013 (unser Hochzeitstag)
um 6.45 Uhr in Dehli. Mr. Moti, unser Tourguide von Motorcycle Expedition, India,
erwartete uns bereits.
Unser Team war in 2 Gruppen angereist. Das Dane-TEAM flog mit Turkisch Airlines
Hamburg – Istanbul – Dehli und war bereits vor Ort. Drei Teilnehmer – Johann
Lodina aus Nürnberg, Martin Wenzel aus Dresden und ich – flogen mit Lufthansa
direkt von München nach Dehli.
Mit von der Partie sind:
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Jens Föhl, Geschäftsführer und Eigentümer der Fa. Motoport

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Sven „Macgyver“ Svensson – Der Mann für alle Fälle – Fa. Motoport

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Thorsten Grube – Topmodell Fa. Motoport

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Bernd Spille – Topmodell Fa. Motoport

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Johann Lodina – Datenbankspezialist aus Nürnberg

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Adrian Fried – Student der Holztechnik demnächst in Rosenheim

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Stephan Maderner – Chefredakteur von „Bike und Business“

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Martin Wenzel – Immobilienhändler aus Dresden

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Mr Moti – Tourguide der Fa. Motorcycles Expeditions India

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Mr Ramen – Motorradmechaniker – Herr der Royal Enfields
Nach einer ca. 40 minütigen Busfahrt kamen wir im Hotel Florence in Neu-Dehli an,
begrüßten die Teilnehmer aus dem Norden, nahmen zusammen ein Frühstück ein,
zogen uns bis Mittag auf die Zimmer zum Ausruhen zurück, bevor wir zusammen das
erste indische Mittagessen in einem nahegelegen Restaurant einnahmen.
Straßenszene Neu-Dehli
Dehli ist im Juli heiß (40°) und feucht (Luftfeuchtigkeit 95 – 99 %). Selbst für
Mitteleuropäer, die zu Hause ebenfalls bei 35-40° schmorten, sehr
gewöhnungsbedürftig, da die Hitze zuhause trocken ist.
Problematisch für uns auch der Wechsel zwischen Waschküche und zu stark
klimatisierten Räumen in Hotels und Restaurants und Tourist-Bussen (18 – 20°).

IMG_0928IMG_0473IMG_0466

Vor dem Bus-Transfer Dehli – Manali (550 km) in der Nacht besuchten wir noch den
historischen Qutb-Komplex (manchmal auch Qutub oder Qutab geschrieben). Es ist
ein Gelände in Mehrauli im Süden der indischen Hauptstadt Delhi, auf dem die
Ruinen der ersten – nach der muslimischen Eroberung der Stadt erbauten –
Moschee Delhis stehen (um 1200). Der Gesamtkomplex wurde von der UNESCO im
Jahre 1993 als Weltkulturerbe eingestuft.

 

26./27. Juli 2013
Die Busfahrt nach Manali in den Bundesstaat Himachal Pradesh ist ein Abenteuer für
sich. Die ersten 250 km führen zunächst von Dehli (Höhe 250 m) über relativ gut
ausgebaute Straßen in der Ebene bis nach Chandigarth (Höhe 350 m). Nun windet
sich die Straße immer enger und kurviger in die Höhen des Kullu-Tales auf 1950 m
nach Manali.
Die indische Fahrweise unterscheidet sich so fundamental von der deutschen, dass
es zunächst verwundert, dass es in dem dichten Verkehr nicht ständig zu Kollisionen
kommt. Indien fährt – wie Großbritannien – links. Auf mehrspurigen Straßen fährt der
Inder jedoch auf der Spur, auf der er am schnellsten vorwärts kommt. Hupen und
links vorbei, rechts vorbei. Bei Gegenverkehr Nerven behalten und durch. Unser
Busfahrer hat darin eine wahre Meisterschaft entwickelt, er überholt alles, ob
Mopeds, LKWs, PKWs, Duk-Duks (dreirädige Mini-Taxis).

IMG_0928 Nach 14 Stunden und wenig Schlaf erreichen wir Manali im Himachal Pradesh am
Morgen des 27. Juli gegen 8.30 Uhr. Mit einem Kleinbus gelangen wir in unser Hotel
Highland über Old Manali. Und da stehen sie: 11 blankgeputzte wunderschöne Royal
Enfield 500 Bullets. Der Anblick fasziniert. Ein Schauer geht über den Rücken. Mit
diesen Motorrädern wollen wir die nächsten Tage die höchsten Pässe der Welt
erobern, über groben Schotter, Schlammlöcher, Flüsse, Sandwüsten und wenig
Asphalt.

IMG_0478
Vor der ersten Testfahrt erholen wir uns zunächst von der anstrengenden Nachtfahrt.
Doch mittags geht es los: erste Testfahrt durch Manali nach Naggar. Antreten wie in
längst vergangenen Zeiten mit dem Kickstarter – Erinnerungen an die SR 500
werden wach. Dann ein wunderschönes tiefen Stampfen des Einzylinder-
Langhubers, der das Gas gut annimmt und wie ein Traktor losstampft. Die
Sitzposition ist entspannt, für die Straße wunderbar handlich, mit dieser Maschine
jedoch off-road zu fahren, ist zunächst kaum vorstellbar.
Doch die Straße nach Naggar ist gut, Handling passt, Kurvenlage lässt sich
problemlos bis zum Aufsetzen der Fußrasten einnehmen. Vertrauen wächst.
Naggar ist eine alte Stadt am linken Ufer des Flusses Beas auf einer Höhe von
1851m. Es bietet eine traumhafte Aussicht auf das Kullu-Tal.P1000705

 

Naggar war bis im
Jahre 1460 die Hauptstadt des Kullu-Tals, bis diese nach Sultanpur verlegt wurde.
Heute ist Naggar ein sehr beliebter Ausflugsort. Er liegt 26 km südlich von Manali.
Manali liegt in einer Höhe von 1900 m am Fluss Beas, 40 km nördlich der Stadt Kullu
und 50 km südlich des Rohtang-Passes. Die Stadt ist aufgeteilt in das heutige
moderne Markt- und Touristenzentrum Manali (die alte Poststation „Duff Dunbar“ der
Briten rechts der Beas), das inzwischen komplett bebaute Aleo am linken Beas-Ufer
und das ursprüngliche „Old Manali“, etwa 2-3 km nordwestlich oberhalb des Manalsu
Nalla malerisch auf einem Hügel gelegen mit Obstgärten, traditionellen Stein- und
Lehmhäusern und frei laufendem Vieh.
28. Juli 2013
Nach einer geruhsamen Nacht starten wir zu unserem Trans-Himalaya-Abenteuer
am Morgen des 28. Juli 2013. Und bereits am ersten Tag wartet die technisch wohl
schwierigste Tagestour.

IMG_0505

Der Rohtang-Pass (Hindi: रोहत%ग दर( ; deutsch „Leichenberg”) ist ein strategisch
wichtiger Gebirgspass in Nord-Indien im Inneren des Himalaya-Gebirges (Pir Panjal
Range) auf der Route des Manali-Leh-Highways.
Er befindet sich im Bundesstaat Himachal Pradesh und verbindet das Flusstal des
Beas im Süden (Kullu-Valley) mit demjenigen des Chandra, eines Quellflusses des
Chenab, im Norden. Der Pass erreicht offiziell eine Höhe von 3978 m über dem
Meeresspiegel und liegt etwa 50 km nordöstlich der Stadt Manali.
Über ihn führt eine nur in den Sommermonaten befahrbare Straßenverbindung, der
National Highway 21, die das nordwestindische Punjab mit den Berg- (und
Grenzregionen) von Ladakh verbindet. Der Pass ist sowohl Wetter- als auch
Kulturscheide, indem er die eher feuchten, monsunbestrichenen hinduistisch
geprägten Regionen des Hügel- und Mittellands von den buddhistisch geprägten
wüstenartigen Hochgebirgsregionen des Himalaya trennt.

IMG_0492
Der Pass wird je nach Witterungslage in den Wintermonaten, die von Oktober bis
Juni dauern können, gesperrt. Bis zur Öffnung im Juni (in Extremfällen auch Ende
Mai) vergehen meist vier bis sechs Wochen, in denen die im Sommer als
Straßenbautrupps eingesetzten Arbeiter den Pass von den Schneemassen befreien.
Am Fuß des Rohtang ist im Winter ein kleines Skigebiet, welches ein beliebter
Ausflugsort insbesondere für Hochzeitsgesellschaften ist.
Seit Frühjahr 2010 wird in 3100 m Seehöhe ein 8,8 km langer hufeisenförmiger
Tunnel mit zwei Fahrstreifen gebaut. Unter der Hauptfahrbahn wird ein Fluchttunnel
in den Tunnelquerschnitt integriert. Die Fertigstellung ist für Ende 2015 geplant.
(Quelle: Wikipedia)
Der Rohtang-Pass ist zwar der niedrigste Pass auf unserer Tour, aber fordert uns
alles ab.
Die Südseite des Passes (von Manali bis zur Passhöhe) stellt die erste hohe Barriere
für die anströmenden Wolken dar, deshalb ist diese Seite nebelig, feucht – häufig
regnet es, die Sicht beträgt oft nur 20 m. Sind die ersten Kilometer noch asphaltiert,
wird die Straße, je mehr man sich der Passhöhe nähert, immer schlammiger. truck 2 An Engstellen kommt es zu langen Staus, da die Fahrspur nur einspurig befahrbar ist und selbst Motorräder ausweichen müssen, um den großen LKWs Platz zu machen.

 

 

Erst kurz unter der Passhöhe löst sich der Nebel auf, die Straße wird wieder besser.
Für die Aufstiegsstrapazen entlohnt über den Wolken eine fantastische Fernsicht mit
den ersten weißen Riesen im Hintergrund.

DSC00459Es folgt eine Wahnsinnsabfahrt in das Tal des Chandra. Über Schotterpisten und
tiefe Schlamm- und Wasserlöcher windet sich die Straße hinab an den Fluss
Chandra. Sie fordert erste Opfer. Sven „Macgyver“ Svensson bleibt im Schlammloch
stecken. Beim Versuch, ihn und sein Motorrad mit einem Toyota Innova aus dem
Dreck zu ziehen, passiert es: Der Toyota zieht an, die Enfield mit Sven im Sattel
macht einen Satz und beide landen im Schlamm. Mühsam werden Fahrer und
Maschine geborgen, aus dem Dreck gezogen und geschoben. Im Tal angekommen,
muss sich Sven erst des Schlammes aus Schuhen und Unterwäsche entledigen.
Nach einer kurzen Stärkung folgen wir den Kurven des Flusses Chandra bis zur
ersten Tankstelle in Tandi.
Während wir dort auf alle Teilnehmer warten, ereignen sich die nächsten Unfälle.
Sven, nach seinem Sturz in das Schlammloch, gibt richtig Gas, was ihm in einer
Linkskurve nach einer Brücke zum Verhängnis wird: Es hebt ihn aus, er bekommt die
Kurve nicht mehr und fliegt mit Karacho in eine Geröllhalde. Dank der Protektoren
und des erstklassigen Qualität seines DANE-Motorradanzuges zieht er sich nur
Prellungen zu, sein Motorrad hat es schlimmer erwischt: Seine Gabel ist so
verbogen, dass sie gewechselt werden muss. Schon hier zeichnet sich ab, dass die
Reise für Sven nicht den gewünschten Verlauf nimmt.

Schlamm 2IMG_0551
Großes Glück hat auch unser Youngster. Adrian Fried, 23, stürzt und wirft sich 2 m
vor einem herannahenden Jeep zu Boden. Auch er kommt mit dem Schrecken
davon. Er hatte bereits bei der Auffahrt zum Rothang-Pass Probleme, die Maschine
nicht auf die Straße zu legen. Bisher nur ABS-Bremsen gewohnt, bremste er eine
Kurve zu scharf an, sodass das das Vorderrad wegschmierte, mit Geschick und
Glück gelang es ihm, einen Sturz gerade noch zu vermeiden.
Mit vollem Tank überqueren wir den Chandra, verlassen dessen Tal und folgen nun
dem Fluss Bhaga. Wir gewinnen über Keylong rasch an Höhe und folgen der
asphaltierten Straße nach Jispa. Erschöpft und glücklich, den ersten Tour Tag
gemeistert zu haben, legen wir uns im Hotel nach einem gemütlichen Dinner zur
Ruhe.

IMG_0550
Dagegen muss unserer wichtigster Begleiter Mr Ramen schwer bis in die Nacht
arbeiten: Er zerlegt Svens Gabel und baut eine neue ein.
Wir werden von einem Kleinbus begleitet, der ein Ersatzteillager mitführt.
29. Juli 2013
Die Sonne begrüßt uns am Morgen des 29. Juli. Die Royal Enfields erwarten uns
bereits mit ihrem kernigen Sound. Mr Ramen hat alle Maschinen bereits gestartet
und lässt sie warmlaufen.
Heute erklimmen wir den Baralacha La (La = Pass), der mit 4890 m bereits höher ist
als der Mont Blanc. Ladakh heißt deutsch: Land der Pässe!.

 

Der Fluß Bhaga fließt IMG_0559
tief im Tal, wir durchqueren wilde Bäche, gelangen schließlich an einen kleinen
Bergsee über 4000 m Höhe. Die härtesten unserer Crew (Martin, Markus, Johann
und Adrian) nehmen ein Bad bei gefühlten 4° C. In Patseo stoppt uns plötzlich das
Militär. Sie führen Sprengungen am Berg durch. Plötzlich knallt es heftig und obwohl
wir vermeintlich einen großen Sicherheitsabstand haben, schlägt ein handballgroßer
Steinbrocken 10 m neben unseren Maschinen ein. Mit dem Schrecken davon
gekommen, keuchen unsere Maschinen und wir Richtung Passhöhe. Zu unserer
großen Überraschung wird die Straße nun breiter und ist frisch asphaltiert, sodass
fast Alpenpassfeeling aufkommt.

IMG_0618
Angekommen auf dem Baralacha La schnaufen wir kräftig durch. Hat riesig Spaß
gemacht. Und wir kriegen immer noch genügend Luft, um die gigantische Aussicht zu
genießen. Die saftig grünen Wälder und Wiesen, die uns auf den Rothang La
begleiteten, haben uns längst verlassen. Das Klima ist trocken, die Landschaft karg,
braun, trocken.
Der Baralachala La (auch Paralatse La) liegt im Distrikt Lahaul und Spiti des
Bundesstaates Himachal Pradesh im Nordwesten Indiens. Er trennt die Quellgebiete
des Bhaga und des Chandra, welche nach ihrem Zusammenfluss in Tandi nahe
Keylong als Chandrabhaga in südwestlicher Richtung dem Indus zufließen vom
Quellgebiet des Yunan, welcher über den Tsarap Chu und den Zanskar in nördlicher
Richtung zum Indus fließt.
Dabei trennt der etwa 3 Kilometer südlich des Manali-Leh-Highway gelegene
südliche, 4940 Meter hohe, nur zu Fuß zu überquerende Pass die Täler des Yunan
und des Chandra, der nördliche, vom Manali-Leh-Highway genutzte, 4890 Meter
hohe Pass die Täler des Yunan und des Bhaga. Bedingt durch die Höhenlage ist er
nur saisonal (Mai bis September) eingeschränkt nutzbar, der südliche Pass wird in
den Monaten Juli bis September als direkte Verbindung zwischen Ladakh
beziehungsweise Zanskar in das Spiti-Tal genutzt.

CIMG3458

Wir fahren nun auf einer wilden Off-Road-Piste hinab in das Tal des Yunan und
erreichen am Nachmittag Sarchu (4290 m Höhe), unser erstes Zeltquartier. Die
Abfahrt entlang der wilden Schlucht ist atemberaubend. Als wir die Kamerafahrt von
Martin abends nochmals auf dem Macbook verfolgen, wird uns fast schwindelig beim
Blick in den Abgrund.
Der 2. Tag blieb unfallfrei. Doch nun liegt Sven mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
im Zelt. Dane-Chef Jens Föhl kommt im leichten Laufschritt auf mich zu und bittet um
ärztliche Untersuchung und Beratung. Kaum ist Sven versorgt, kommt der nächste
Ruf von Jens. Stephan Maderner, Chefredakteur der Motorradfachzeitschrift „Bike
und Business“, musste sich auch soeben übergeben, klagte über starke
Kopfschmerzen, die sich jedoch rasch wieder besserten. Am nächsten Tag klagten
jedoch fast alle Teilnehmer über Kopfschmerzen. Dies ist jedoch nicht verwunderlich,
da keiner der Teilnehmer in so kurzer Zeit akklimatisiert ist.

IMG_0631
Ich hatte mich vor der Reise im Hermann-Buhl-Trainings- und Forschungszentrum
Bad Aibling informiert. Relativ unbedenklich sind Höhen bis 5600 m, sofern man
relativ rasch wieder in tiefere Lagen zurückgekehrt. Problematisch sind
Übernachtungen über 4000 m. Ich führte einen Pulsoxymeter mit. Bis 70 %
Sauerstoffsättigung lässt sich das Blut durch kontrollierte Hyperventilation wieder bis
auf 90 % sättigen. Ich empfahl bei Atemnot, den Oberkörper aufzurichten und
wiederholt tief Luft zu holen und dies in relativ hoher Frequenz. Gegen die
Kopfschmerzen halfen Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen.
30. Juli 2013
Trotzdem waren die Teilnehmer und ich am nächsten Tag wie gerädert. Und heute
standen drei Pässe von fast 5000 m auf dem Programm.
Wir starten früh. Wir fahren zunächst zum Checkpunkt in Sarchu, überqueren den
Fluss Tsarap Chu, fahren auf geschundenem Asphalt zunächst entlang des Flusses,
bevor sich die Straße in wilden engen Kehren bis auf den 4730 m hohen Nakee La
schlängelt.

IMG_0658

Nach der Fotoshow führt die off-road Piste ein paar Hundert Meter hinab,
bis sie sich entschlossen auf den 4927 m hohen Lachulung La windet. Wir genießen
die wunderbare Aussicht in die kargen 6000er.

 

IMG_0675IMG_0666
In einem wilden Ritt geht es hinunter nach Pang, wo wir in einem Nomadenzelt ein
tibetanisches Mittagsmal einnehmen.
Die Kopfschmerzen sind bei den meisten wieder verschwunden. Der Tee schmeckt,
die Suppe und das Fladenbrot auch.
Nachmittags schrauben wir uns in die Hochebene der Pang Moore Plains und
genießen 60 km beste Asphaltstraße mit einigen kurzen Sprüngen über eingebaute
Sprungschanzen. Die Royal Enfields geben alles. Mit bis zu 100 km/h schießen wir
über die Plains.IMG_0678
Einmal stärken wir uns noch bei den Nomaden mit einem Glas Tee, bevor wir über
eine off-road Piste dem zweithöchsten Pass der Welt entgegenstreben: Tanglang La,
5300 m. Die Aussicht wird immer bizarrer. Die Wüste, die schroffen, kargen
Schuttgipfel, die höchsten mit weißem Mantel umhüllt.
Weiter geht’s wieder über Asphalt ins Tal nach Rumtse. Mr Moti hat ein Zeltlager
organisiert. Diesmal weniger komfortabel. Zweitmannzelte mit einem aus dem
Erdreich ausgehobenen Loch zur Entsorgung des Verdauungstraktes.
In der Nähe ein Fluss, der zum Bade und zum Posen vor der Kamera einlädt. Gutes
tibetanisches Abendessen aus der Feldküche.

DSC08798korr
Mein Zelt- und Zimmergenosse und ich genießen nach einer schönen
Lagerfeuerrunde die klare Nacht unter freiem Himmel. Wir ziehen unsere
Schlafmatten ins Freie und beobachten die Milchstraße, die hier ohne künstliches
Licht wunderschön zu sehen ist, verfolgen die Sternschnuppen und schlafen
schließlich ein. Gegen 3 Uhr morgens wechsle ich ins Zelt, da der Tau sich auf
meinen Daunenschlafsack gelegt hat.
31. Juli 2013
Morgens wache ich gut erholt auf. Geweckt werden wir wie jeden Tag durch die
brummenden, stampfenden Enfields, die Mr Ramen zum Morgengruß startete. Sven
hat sich mittlerweile wieder etwas erholt und fährt wieder auf dem Motorrad mit uns.

IMG_4722
Heute steht eine kurze Tour mit Kultur auf dem Programm. Wir fahren zunächst das
Flüsschen Gya bis zur Mündung in den Indus bei Upshi entlang. Die Straße bietet
herrliche Kurven und guten Asphalt. In Upshi passieren wir den Checkpunkt.
Während Mr Moti die Formalitäten mit den Permits erledigt, nutzt Jens die Zeit, um
mit Topmodell Thorsten wieder Bilder für den DANE-Katalog 2014 zu schießen.
Jens und sein Topmodell nutzten jede freie Minute auf den Pässen, an Wasserfällen
oder an sonstigen interessanten Locations, um Bildmaterial zu gewinnen. Darüber
hinaus scheute Jens keine Mühen, auch genügend Filmaufnahmen mit seiner GoPro
einhändig an der Gruppe vorbeirauschend zu produzieren.
Abends wenn wir uns entspannten, saß er bereits wieder an seinem Notebook,
sortierte und kopierte die Aufnahmen des Tages oder kopierte die Aufnahmen der
anderen Filmemacher auf seinen Laptop, schrieb Tagebuch für die Dane-Website.
Mindestens genauso beschäftigt war Tag für Tag Stephan Maderner, der rasende
Chefredakteur von „Bike und Business“. Fleißig führte er mit jedem Teilnehmer
Interviews, notierte sich die Eindrücke des Tages, schrieb am Abend das Tour-
Logbuch. Sobald in Dehli, Manali oder bald in Leh eine Internetverbindung ruchbar
wurde, setzte er seine schriftstellerischen Ergüsse nach Deutschland ab, um die
geneigte Leserschaft, über die Erlebnisse vor Ort zu informieren. Das Tagebuch von
Stefan Maderner ist unter www.bikeundbusiness.de nachzulesen, das von Jens
Foehl, Fa. Motoport, unter http://dane-online.de/das-tour-tagebuch-teil1/. Um auch
die Social Networks zu informieren, erfolgten – sobald eine Internetverbindung
verfügbar war, Einträge in die Facebook-Seiten von Dane oder bikeundbusiness.
Die Daheimgebliebenen nahmen die Einträge dankbar an, was die Zahl der „Gefällt
mir“ Buttons beweist.

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Erster kultureller Höhepunkt auf dem Weg nach Leh ist das Kloster Hemi. Es ist ein
tibetanisches buddhistisches Kloster (Gompa) der Drukpa Linie, 45 km vor Leh
gelegen. Es wurde 1672 vom König Sengge Namgyal aus Ladakh wieder gegründet.
Der Erstgründung reicht in das 11. Jahrhundert zurück. Das große jährliche
Hemifestival, das Padmasambhava ehrt, findet jedes Jahr Anfang Juni statt.
Mehr Informationen unter http://www.drukpa-hemis.org/.
Kloster Thiksey IMG_0695
Nach dem Besuch des Klosters geht es weiter nach Thiksey zum Mittagessen direkt
vor der gigantischen Klosteranlage, die an das Heimatkloster des Dalai Lama in
Lhasa, Tibet, erinnert. Da unser Guide Mr Moti darauf hinweist, dass sich die Klöster
im Inneren sehr ähneln und wir bei fast 40° C fast zerfließen, verzichten wir auf die
Besichtigung und machen uns auf nach Leh, Hauptstadt Ladakhs. Wir sehnen uns
nach den letzten Tagen wieder nach einem Hotel, Duschen, Rückzug ins Private.
Leh (Tibetische Schrift: !ེ་; Wylie: Gle) ist eine Stadt im indischen Bundesstaat
Jammu und Kashmir. Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Distrikts und
Hauptort der Region Ladakh. Leh gehört zu den höchstgelegenen ständig bewohnten
Städten der Erde. Bei der Flutkatastrophe im Sommer 2010 wurden weite Teile der
Stadt verwüstet.

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Leh liegt auf der nördlichen Seite des Indus an einem Berghang. Der Ort selbst
wurde auf dem unfruchtbaren Hang abseits der fruchtbaren Hochebene angelegt, um
nicht wertvolle Ackerfläche zu verbauen. Die Kaltwüste auf 3501 Metern Höhe
bezieht nahezu ihre gesamte Wasserversorgung aus dem Indus, der den ganzen
Sommer über Schmelzwasser aus den Bergen mit sich führt.
Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt nur etwa 87 mm, die Temperatur liegt
zwischen bis zu -30 °C im Winter und +40 °C im Sommer.
Leh war in vergangenen Zeiten Teil von Groß-Ladakh, das sich vom Kailash und dem
Manasarovar bis Swaat (Dardistan) erstreckte. Ladakh war jedoch nicht unter
Herrschaft Tibets oder unter dessen Einfluss. Die Geschichtsschreibung der Perser
und Chinesen zeigt, dass im 7. Jahrhundert ein erbitterter Krieg um diese Bergregion
geführt wurde. Die Gegend wurde ein Schlachtfeld für die Armeen.
Im 8. Jahrhundert begann sich Persien an den Kriegen zu beteiligen und wechselte
mehrmals die Seiten zwischen China und Tibet. Bekannt ist, dass der Herrscher
Kaschmirs, Laltadita, Ladakh eroberte.
Die ursprünglichen Bewohner waren Dards und Indo-Arier, die vom Unterlauf des
Indus kamen, aber Einwanderung aus Tibet über mehr als tausend Jahre hat diese
Kulturen verschwinden lassen. Der Buddhismus erreichte Tibet über Ladakh.
Seit dem 10. Jahrhundert bis zur Gründung Indiens und Pakistans war Ladakh ein
unabhängiges Königreich an der Seidenstraße und eine Bastion des Buddhismus.
Nach dem Zensus von 1981 sind die Religionszugehörigkeiten in Leh
folgendermaßen verteilt:
Buddhismus: 81 %
Islam: 15 %
Hinduismus: 3 %
andere: 1 %
Missionare der evangelischen Brüdergemeinde aus Herrnhut in Sachsen haben im
19ten Jahrhundert in Leh den christlichen Glauben einzuführen versucht.
Straßenanbindung besteht über den Manali-Leh-Highway und dem Srinagar-Leh-
Highway. Beide werden von den Road Construction Companies der indischen Armee
gepflegt. Der Manali-Leh-Highway führt über den Taglang La, mit 5300 Metern der
zweithöchste befahrbare Pass der Welt. Eine dritte Straße führt über den Kardung La
in das Nubra-Tal. All diese Straßen sind nur von Juni bis September befahrbar.
Der Flughafen Leh (IATA-Code: IXL) befindet sich ca. 5 Kilometer südwestlich von
Leh entfernt und trägt den Namen des verstorbenen Kushok Bakula.
Es existieren tägliche Verbindungen nach Delhi sowie mehrmals wöchentlich nach
Srinagar, Chandigarh und Jammu. Diese Flüge können jedoch aufgrund der geringen
atmosphärischen Dichte auf 3500 Metern nur mit reduziertem Gewicht starten, so
dass nur etwa halb so viele Passagiere pro Maschine transportiert werden können
wie bei einem Start auf einem regulären Flughafen unter 1000 Metern. Besonders im
Winter fallen die Flüge oft ganz aus.
In vergangenen Zeiten brachte die Seidenstraße Wohlstand nach Leh. Heute sind
die beiden Haupterwerbszweige die Herstellung von Schmuck, vornehmlich aus
Silber, sowie der Tourismus.
Die Region kann die meisten benötigten landwirtschaftlichen Güter selbst
produzieren, jedoch müssen viele Güter importiert werden. Während der
Sommermonate werden die Vorräte an allem, was man benötigt, aufgestockt, da eine
Lieferung im Winter nur auf dem teuren Luftweg möglich ist.
Aufgrund der starken Militärpräsenz ist besonders die Stromversorgung überfordert
und Strom nur für wenige Stunden pro Tag verfügbar.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Leh)

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Nicht nur die Stromversorgung bricht immer wieder zusammen, sondern auch die
Internetverbindung zur Außenwelt. Während der Strom oft rasch wieder zur
Verfügung stand, war oft stundenlang keine Internetverbindung verfügbar, was
besonders Stephan und Jens viel Nerven kostete, wollten Sie doch Ihre Bilder und
Geschichten nach Deutschland über den Datenhighway schleusen.
Unsere Gewinner der Reise – Adrian und Martin – erkundeten lieber die Stadt und
machten sich auf die Suche nach weiblicher Bekanntschaft.

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Sie kamen, sahen und
fanden: Anna und Hanna – zwei 22jährige Mädchen aus Hamburg, die schon 7
Monate in Indien und Südostasien unterwegs waren. Sie sollten uns die nächsten
Tage begleiten.
1. August 2013
Nach dem Frühstück teilt sich heute die Gruppe. Die kulturell Interessierten erkunden
Leh, die eventoriertierten buchen eine Rafting-Tour auf dem Zanskar. Unter der Anleitung eines Nepalesen stürzten sie sich in die braunen Stromschnellen des

Zanskar bei Chilling und kehren abends begeistert zurück. Obwohl ich selbst
begeisterter Kajakfahrer bin, reizen mich heute die Klöster und das alte
Königsschloss über Leh.

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Zusammen mit Jens, den Modells Thorsten und Bernd, sowie mit Stephan, dem
Chefredakteur machen wir uns auf den Weg durch die Altstadt hinauf zum alten
Königspalast. Auf dem Weg dorthin machen wir Halt bei einem
Schlangenbeschwörer. Bernd ist so mutig und lässt die Schlange auf seinem Kopf
tanzen: Großes Kino.
Weiter geht es über enge Treppe und Gassen dem Palast entgegen. Der vielstöckige
Palast steht heute leer. Er entstand im 16. Jahrhundert, als sich Ladakh durch den
Einfluss des Gelbmützenorderns und die Islamisierung Kaschmirs stärker nach Tibet
orientiert hatte und von diesem religiös und kulturell beherrscht wurde.
Der Palast ist verfallen, die Familie des Herrschers längst in den Palast nach Stok
umgezogen. Für Jens und seine Modells bietet er jedoch eine hervorragende Kulisse
für das Foto Shooting.
Stephan und ich folgen einem schmalen Fußpfad bergauf zum Tsemo Gompa und
das bereits in Ruinen gelegene Fort aus dem 15. Jhdt. Oben angekommen, haben
wir atemberaubende Aussichten auf die Stadt von Leh und das Indus Tal. Sehr
beeindruckend auch der Maitreya-Tempel unterhalb des Forts aus dem 14. Jhdt.
Wir steigen auf der Westseite über Treppen hinab in die Stadt, wandern vorbei an
schönen und zum Teil verfallenen Häusern, an Kühen und Hunden und suchen
schließlich in der Stadt einen Silberschmuckhändler auf, der uns vormittags
freundlich den Weg gewiesen hat.
Stephan und ich brauchen noch ein Geschenk zum Hochzeitstag, den wir ohne
unsere Frauen im fernen Himalaya verbringen. Wir lassen uns die schönsten Stücke
aus der Silberwerkstatt präsentieren. Auch wenn die Auswahl schwer fällt, finden wir
wunderschöne Halsketten, die hoffentlich auch unseren Ehefrauen gefallen.
Wie scheinbar verabredet, treffen wir auf unser DANE-Foto-Team und begeben uns
auf eine Dachterrasse zum kühlen Lunch, beobachten das Treiben in Leh und
genießen den Augenblick.
Anschließend leihe ich mir ein Mountainbike

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anderen Hügel über Leh. Während man beim Motorradfahren sogar den Eindruck
hat, dass man beim Fahren leichter Luft bekommt als im Stehen und Gehen, spürt
man beim bergauf radeln sofort die Höhe. Ich kämpfe mich auf über 3500 m und
schnaufe wie ein Walross. Der Ausblick entlohnt für die Mühen. Nach einem kurzen
Rundgang genieße ich die Abfahrt, gebe das Rad zurück und relaxe im Hotel.
Am Spätnachmittag kommen die Abenteurer vom Zanskar zurück mit tollen Filmen.
Martin und Adrian begeben sich sogleich wieder in die Stadt, um die Mädels zu
suchen. Sie werden uns morgen auf den höchsten befahrbaren Pass begleiten.
2. August 2013
Heute gilt es. Der Traum aller Teilnehmer soll wahr werden. Wir werden heute den
höchsten Punkt der Tour erreichen: den Khardung La, 5602 m.
Der Kardung-Pass (auch Khardong Pass, Khardung La) liegt in der Ladakh Range im
Distrikt Ladakh im Nordwesten Indiens und gehört zu den höchsten befahrbaren
Gebirgspässen der Erde.
Von Leh (3500 m Meereshöhe) windet sich die größtenteils asphaltierte Straße 39
Kilometer lang zum Kardung-Pass, der das Industal mit dem vom Shyok
durchflossenen Nubra-Tal verbindet. Wegen des Grenzkonflikts Indiens mit Pakistan
und China (strategisch wichtiger Punkt ist der Siachen-Gletscher im Karakorum) wird
die Straße fast ganzjährig vor allem für Militärfahrzeuge geräumt und offengehalten.
Auf halber Strecke passiert man einen Kontrollpunkt der indischen Armee (South
Pullu), wo dem Reisenden die Einreisepapiere abverlangt werden. (Den Permit bzw.
die Reisegenehmigung für sieben Tage erhält man für ca. 100 Rupien über diverse
Reisebüros in Leh.)

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Weiter führt die Straße, die oft auch im Sommer durch Schneefälle und wegen der
schlechten Bereifung der Fahrzeuge schwer passierbar ist, bis hinauf zur Passhöhe,
von wo aus man den ersten Blick auf das Karakorum-Gebirge hätte, würden die
Wolken nicht über dem Sassergebirge im Nubratal hängen. So müssen wir uns mit
der Aussicht auf die 7000er begnügen: Saser Kangri I 7670m, Saser Kangri II
7500m, III 7560m, IV 7310m, V 7100m, VI 7300m.
Der Aufstieg mit den Motorrädern endete ca. einen halben Kilometer vor der
Passhöhe, weil die Straße verbreitert wird und deshalb oft stundenlang mit
Kraftfahrzeugen nicht passierbar ist. Anstatt lange zu warten, ziehe ich zu Fuß mit
dem Rucksack und meiner Canon EOS 650 samt 70-300 m Tele los, um den K2
einzufangen. Die anderen folgen kurz darauf. Nachdem wir den Rundblick und
Ausblick ausgekostet haben, gehen wir wieder zurück zu unseren Maschinen,
wendeen und fahren zurück nach Leh.
Morgen soll es wieder über das Industal und den großen Süßwassersee Tso Morini
zurück Richtung Manali gehen. Es sollte anders kommen.
3. August 2013
Nachdem wir das Hotel Hill Down (gesprochen Hilton) geräumt haben, fahren wir
zunächst entlang des Indus Richtung Upshi, biegen diesmal aber nicht Richtung
Tanglang La ab, sondern folgen weiter dem Indus Richtung Chumathang. Bereits auf
der Fahrt dorthin steigt Sven vom Motorrad wieder in den Bus um, weil er sich nicht
wohl fühlt. Als wir schließlich gegen Mittag eine Pause machten, schleppte er sich
aus dem Bus, legte sich in den Schatten einer Hütte und lag da wie ein Häufchen
Elend. Es schüttelte ihn am ganzen Körper, war kaum noch ansprechbar, Temperatur
39,5° C, Herzfrequenz 160/min, Blutdruck 100/60 mm HG.
Hatte sich sein Zustand die letzten Tage wieder deutlich gebessert, brach er nun
völlig ein. Da das heutige Zeltquartier am Tso Morini fernab jeder Stadt wieder auf
über 4000 m gelegen wäre, entschied ich mit dem Patienten zurück nach Leh zu
fahren und ihn ins Krankenhaus in Leh einzuweisen.
Wie Stefan schön in seinem Tagesbericht schrieb „Einer für alle, alle für einen“
beschloss die Truppe, auf das Tagesziel zu verzichten und mit Sven und mir zurück
nach Leh zu fahren. Ich versuchte ihn mit Elektrolyten, Glucose, Paracetamol und
einem Breitbandantibiotikum zu stabilisieren. Sven wollte auf keinen Fall ins
Krankenhaus. Ich stieg mit ihm in den Bus. Der Puls normalisierte sich nach 3l
Flüssigkeit, wir stoppten zweimal zum Wasserlassen und erreichten schließlich nach
ein paar Stunden wieder unser Hotel Highland in Leh, das Gott sei Dank die Zimmer
noch nicht wieder vergeben hatte. Großes Lob auch an DANE-Chef Jens Foehl, der
nicht zögerte, die Extrakosten für die Übernachtung der Teilnehmer zu übernehmen.
Sven stabilisierte sich wieder, die Temperatur sank, Puls war wieder bei 100/min,
Blutdruck 120/80 mm Hg. – sodass ich bereit war, die Krankenhauseinweisung
aufzuschieben. Da uns jedoch 450 km von der nächsten Stadt mit Krankenhaus
trennten, versuchte ich über seine Auslandsreiseversicherung zu klären, ob ein
Rücktransport mit Flugzeug ab Leh in Frage käme. Die freundliche Dame am Telefon
ließ mich jedoch wissen, dass hierzu eine Krankenhausabklärung unabdinglich sei.
Der medizinische Dienst der Versicherung bräuchte eine exakte Diagnose,
Laborwerte, im Übrigen käme derzeit ein Flug von 8 Stunden Dehli – Hamburg
ohnehin wegen des hohen Fiebers nicht in Frage.
Doch die Natur und der liebe Gott halfen. Am Morgen des 4. August war Sven
fieberfrei, schwach aber zumindest im Bus transportfähig, sodass Sven und ich
beschlossen, eine Reise in unserem Bus zu risikieren.
4. August 2013
So starteten wir am Morgen erneut Richtung Upshi, Sven im Bus, ich wieder auf dem
Motorrad. Bei jeder Pause kurze Rückfrage nach dem Befinden. Er hielt sich tapfer.
Wir nahmen nun wieder den Weg über den Tanglang La und bogen dann in Debring
Richtung Tso Kar, einem kleinen Salzsee ab.

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Für die Off-Road Junkies ein weiteres Highlight. Was bisher an herausfordernden
Untergründen gefehlt hat, kam jetzt: Sand! So stürzte sich jeder so gut er konnte ins
Vergnügen oder … zu Boden! Markus, mit diesem besonderen Untergrund noch
nicht sehr vertraut, versuchte den Profis allen voran Martin am Hinterrad zu bleiben,
was er jedoch mit einem bösen Highsider bezahlte. Begraben unter seinem Motorrad
blieb er zunächst liegen, sammelte Kräfte, wühlte sich heraus und wuchtete das
Motorrad wieder in die Senkrechte. Aber er ist ein zäher Hund, schüttelt sich, steigt
auf und braust weiter Richtung Zeltstadt. Respekt! Zum seinem Glück oder Pech hat
Johann alles gefilmt, sodass er den Sturz bis in die Nacht hinein analysieren kann.
Markus hat uns über die Tage ohnehin immer wieder gefordert. Er hat ein
besonderes Faible für Verkehrsschilder oder für die Rettung verlorerer Gegenstände
anderer Mitfahrer. Dabei vergas er leider, dass er sich in einer Kolonne bewegte, die
so dicht beieinander fuhr, dass der Sicherheitsbremsabstand oft unterschritten
wurde. So konnte wir Zusammenstöße nur dank unserer Reaktionsschnelligkeit
verhindern, um dem plötzlich in die Eisen steigenden Markus wieder auszuweichen.
Ansonsten erfüllte er uns aber mit viel Freude, da er immer und überall zu jedem
Thema einen wertvollen Beitrag leisten konnte.
Unser DANE-Filmteam macht sich mit unserem Off-Road-Spezialisten Martin auf an
den Tso Kar, wo er schließlich auch noch mit dem Boden Bekanntschaft macht und
sich schließlich für seine Hilfe, Adrian wieder flott zu bekommen, von oben bis unten
mit Schlamm eingeweicht wird. Der DANE-Anzug hat es ausgehalten! Auf dem
Rückweg zum Zelt bekommt die Gruppe auch noch einen Hagelschauer ab, während
wir vom Zeltplatz aus das Naturschauspiel von Regenschauern, Hagel und blauem
Himmel bewundern.
Sven regeneriert zunehmend, nimmt am Abendessen jedoch noch nicht teil und läuft
die ganze Nacht zur Toilette, sodass wir mit dem Nachfüllen von Wasser, Elektrolyten
und Zucker kaum hinterher kommen.
Leider fordert Markus nicht nur die Verarbeitung seines Sturzes. In der Nacht befällt
ihn ebenfalls ein Magen-Darm-Infekt mit solcher Heftigkeit, dass Stefan von 4 – 7
Uhr morgens Zeuge heftigster Waschaktivitäten Markus´wird.
Doch er ist wie schon erwähnt ein harter Hund und schwingt sich nach dieser Nacht
wieder aufs Bike.
5. August 2013
Der Himmel blau, die Regenschauer vergessen starten wir auf unsere längste
Etappe. Zunächst über die Sandpisten wieder auf zurück auf die asphaltierte Strecke
der Pang Plains, IMG_0860IMG_0859IMG_0875IMG_0871IMG_0882

 

hinunter nach Pang und schließlich über die uns bereits bestens
bekannten Pässe Lachulung La, Nakee La zurück nach Sarchu. Kurz dahinter treffen
wir den Chef der Motorcycles Expedition Mr BUDDHI SINGH CHAND mit einer
Truppe verrückter Australier. Einer fuhr statt mit Motorradschutzkleidung lieber mit
einem Bärenkostüm! Nach kurzem Austausch ging es weiter über den Baralacha La
hinunter zum Badesee unserer Heroen. Auf dem Weg dorthin zeigte sich bereits,
dass diese Etappe doch die Konzentrationsfähigkeit überforderte. Ohne Namen zu
nennen: Ein Teilnehmer schaffte es nicht mehr nach eine kleinen Flußquerung die
Linkskurve zu bekommen und verbog sich seinen Lenker bei der Fahrt gegen die
Wand. An unserem Badesee angekommen, scheiterten zwei Kollegen daran, ihre
Motorräder noch auf die Seitenständer zu bekommen. Zweimal machte es Plumps
und die Maschinen lagen am Boden. Schnell vergessen machte dies jedoch der
reizende Sohn der Nomadin, die uns nochmals mit Tee versorgt. Begeistert trug er
den Helm von Johann.
Gesund gelangen wir schließlich nach über 200 km wieder nach Jispa, wo wir am
Lagerfeuer nach dem Abendessen den Tag und allmählich auch die Tour ausklingen
lassen.
Sven geht es wieder so gut, dass er den letzten Tag wieder auf dem Motorrad in
Angriff nehmen möchte.
6. August 2013
Letzter Tourtag. Wieder meint es Petrus gut mit uns. Wir starten in einen schönen
Tag, aber mit gehörigem Respekt vor dem „Leichenberg“. Doch die Straßenarbeiter
haben ganze Arbeit geleistet. Das Schlammloch, in dem Sven bei der Hinfahrt
versunken war, ist verschwunden. Es wurde mit der Planierraupe zugeschüttet. Die
einzige Herausforderung wartet wieder auf Passhöhe. Wir verschwinden komplett im
Nebel, und die gefürchtete Schlammengstelle bei der Auffahrt hat sich verlängert.
Doch routiniert nach diesen Tagen, meistern wir auch diese Passage problemlos, zu
meiner besonderen Freude auch Sven, der wieder mit von der Partie ist.
Auf der nebeligen, regnerischen Abfahrt nach Manali ereilt Jens noch ein Platten, der
jedoch von Ramen problemlos wieder geflickt wird.

IMG_0901Wir passieren noch einen
beinahe abgestürzten LKW, dessen Fahrer noch leicht benommen im Führerhaus
sitzt. Über Passanten lassen wir die Polizei verständigen. Heraus aus der
Nebelsuppe warten wir in einem Teeladen auf Jens, um schließlich im Konvoi diese
großartige Tour wieder am Highland-Hotel in Manali zu beschließen. Glücklich
klatschen wir uns am Parkplatz ab, verabschieden uns von unseren Maschinen. Am
Vorabend haben wir bereits in Jispa für unserer herausragenden Mechaniker Ramen,
seinen Gehilfen und den Busfahrer gesammtelt und ihm am Morgen Helm,
Motorradjacke und ein extra Salär unter Beifall der Gruppe übergeben.
Am Abend gesellt sich noch der Manager der Motorcycle Expedition zu uns. Er
überreicht uns als Gastgeschenk eine einheimische Kopfbedeckung und einen
Schal. Jens bedankt sich bei Mr Moti, der uns noch nach Dehli begleiten wird und
überreicht ihm ebenfalls noch eine Jacke und ein Extra-Honorar, das wir gerne für
seine großartige Begleitung und Führung spendeten.

7. August 2013
Mit einem relaxten Besuch der Stadt Manali verbringen wir den Tag vor dem
14stündigen Nachtransfer nach Dehli.
8. August 2013
Am Morgen erreichen wir wieder das Florence Hotel in Dehli. Nach dem Frühstück
ziehen wir uns bis Mittag zurück auf die Zimmer. Mittag brechen wir mit Mr Moti
nochmals zur Sightseeing-Tour auf, fahren vorbei am Regierungsviertel, das die
Engländer 1931 in Betrieb nahmen, vorbei am Red Fort und wollen schließlich die
Moschee neben dem Basarviertel besichtigen. Nachdem uns die Moslem am
Eingang derart unfreundlich empfingen, verzichten wir und begaben uns mit den
Rikschas durch die engen Gassen der Basare.
Zurück im Hotel feierten wir beim Abendessen gemeinsam Abschied von der „Tour
unseres Lebens“.
9. August 2013
Die Nordlichter, die den Flieger nach Hamburg nehmen, verlassen das Hotel am Morgen des 9. August um 2 Uhr. Die Münchner Gruppe durfte bis 5 Uhr schlafen und wird von Mr Moti um 5.30
Uhr zum Flughafen begleitet.
Pünktlich um 8.50 Uhr hebt die Lufthansamaschine in Dehli und landet um 13.15 Uhr
in München.
Das Abenteuer ist zu Ende.
Fazit:
Die Tour hat alle meine Erwartungen erfüllt.
Sie ist anstrengend, erfordert körperliche Fitness und Off-Road-Erfahrung.
Empfehlenswert für Teilnehmer 45 plus ist aus medizinischer Sicht ein
Belastungstest. Begleiterkrankungen wie Koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck,
schwere Stoffwechselerkrankung sollten ausgeschlossen sein.
Die Höhe sollte nicht unterschätzt werden. Außer Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit
beim Übernachten in Höhen über 4000 m traten keine Höhenkrankheiten wie Hirnund/
oder Lungenödem auf.
Die vorgehaltene medizinische Versorgung genügt auf der Reise unseren
europäischen Maßstäben nicht. So wurde zwar im Bus eine Sauerstoffflasche
mitgeführt, die erforderlichen Medikamente habe ich jedoch selbst mitgeführt.
Für zukünftige Touren empfahl ich, dass ein kompletter Notarztrucksack oder –koffer
mitgeführt wird, sodass auch Infusionen verabreicht werden können, da der Weg ins
nächste Krankenhaus ob mehrere Stunden in Anspruch nimmt.
Neben den im Bericht beschriebenen Magen-Darm-Erkrankungen waren
Halsschmerz, Reizhusten, Bindehautentzündungen aufgetreten.
Obwohl fast jeder Teilnehmer mindestens einmal gestürzt war, kam es dank der
hervorragenden Motorradbekleidung nur zu leichteren Blessuren wie Prellungen und
Schürfungen.
Ansonsten war die Organisation der indischen Partner sehr gut. Wir fühlten uns
immer gut betreut. Die Quartiere in den Städten genügen fast europäischen
Ansprüchen. Auch die Zeltlager waren gut organisiert.
Das Essen war gut und reichlich. Dem hohen Flüssigkeitsbedarf wurde immer
Rechnung getragen. Bei jedem Stopp wurde uns frisches Wasser gereicht.
Überraschend war, wie geeignet die Royal Enfields auch Off-Road Gelände
bewältigten. Herausragend war die Betreuung durch Mr Ramen, der in Windeseile
jedes defekte Teil ersetzte und auch während der Fahrt alle Maschinen so schnell
reparierte, dass das Tagesziel immer von allen erreicht wurde.
Kompliment für die deutschen Organisatoren Jens Foehl und Sven Svensson, die
uns diese einmalige Tour ermöglicht haben.
Dank an Stephan Maderner, der unsere interessierten Daheimgebliebenen mit den
neuesten Tagesberichten versehen hat.
Dank auch an das restliche Team, die Models Thorsten und Bernd, die Gewinner der
Reise Arnd und Martin, dem Kollegen Markus und meinem Zimmergenossen Johann,
die mit ihrem Humor und Teamgeist zum Gelingen dieser Abenteuerreise
beigetragen haben.
Ladakh ist eine einmalige Kultur- und Naturlandschaft und wir Europäer
stehen staunend und bewundernd davor.

Einen wunderschönen Bild-Blog von Markus Meisner findet Ihr auf:

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